Lafontaine redet Klartext

Beckingen · Das zweijährige Drama um die Beckinger Schraubenfabrik war Gegenstand einer Podiumsdiskussion, zu der die Linke eingeladen hatte. Scharfe Kritik an den Vorgängen übte Linken-Fraktionschef Oskar Lafontaine.

 Ex-Ministerpräsident Oskar Lafontaine Foto: Jan Woitas/dpa

Ex-Ministerpräsident Oskar Lafontaine Foto: Jan Woitas/dpa

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Scharfe Kritik hat der Fraktionschef der Linkspartei im Saar-Landtag, Oskar Lafontaine , am Gebaren der Verantwortlichen während der Krise um die Beckinger Schraubenfabrik nach Übernahme durch das US-Unternehmen Whitesell geübt.

"Arbeitnehmer waren egal!"

Auf einem Diskussionsabend des Linken-Ortsverbandes in der Alten Wäscherei in Beckingen wetterte der frühere Ministerpräsident: "Whitesell ist nach Beckingen gekommen um Geld zu verdienen, viel Geld, die Arbeitnehmer waren ihm egal!" Es seien Fehler gemacht worden, befand Lafontaine: "Man hat nicht gelernt, dass ein Unternehmen aus den USA nicht nach Beckingen kommt, um Arbeitsplätze zu schaffen." Der Linken-Fraktionschef sprach im Zusammenhang mit Whitesell von "kriminellen, aber legalen Machenschaften der so genannten Heuschrecken".

Fast zwei Jahre währte das Drama um die traditionsreiche Schraubenfabrik in Beckingen . Doch Ende August 2015 kam die erlösende Nachricht: Das Werk, das Ende 2013 von der US-Firma Whitesell aus der Insolvenz übernommen worden war, wechselte den Besitzer und gehört seither zum Nedschroef-Konzern. Zuvor hatte sich das Unternehmen sieben Monate lang wieder in der Insolvenz befunden: Whitesell hatte mit drakonischen Preiserhöhungen selbst langjährige Kunden vertrieben und damit das Werk beinahe in den Ruin getrieben. Zuvor war die Schraubenfabrik, damals im Besitz des indischen Ruia-Konzerns, bereits in die Zahlungsunfähigkeit geraten.

Für Oskar Lafontaine lagen die Lehren aus den Krisen der vergangenen Jahr auf der Hand: Entscheidungen, die die Beckinger Fabrik betreffen, müsse man "in Beckingen treffen und nicht in Indien, China oder den USA", listete er in seinem engagierten Beitrag auf. Deshalb seien Belegschaftsbeteiligungen unumgänglich, sagte er. Das sahen die übrigen Diskussionsteilnehmer an dem Infoabend ähnlich.

Aufruf zum Stahl-Aktionstag

Neben Lafontaine saßen auf dem Podium der zweite Bevollmächtigte der IG-Metall-Verwaltungsstelle Völklingen, Guido Lesch, der Betriebsratsvorsitzende von Nedschroef Beckingen , Gerfried Lauer, der stellvertretende Beckinger Ortsvorsteher Elmar Seiwert sowie Dagmar Ensch-Engel , Landtagsabgeordnete der Linken. Sie alle widmeten sich in ihren Beiträgen der Entwicklungen der letzten Jahre bei der traditionsreichen Schraubenfabrik und dem existenzbedrohende Umgang der US-Firma Whitesell mit dem Unternehmen. Im Anschluss hatten die Besucher Gelegenheit, Fragen zu stellen, aus denen heraus sich weitere lebhafte Diskussionen entwickelten.

Am Ende erklärten sich alle mit den Mitarbeitern der saarländischen Stahlindustrie solidarisch und unterzeichneten eine Resolution, in der die Linke in Beckingen zu einer breiten Beteiligung am Stahlaktionstag am Montag, 11. April in Dillingen aufruft.

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