Bildung Immer weniger Klassenfahrten ins Ausland

Saarbrücken · Auch nach zwei Jahren Schulfahrtenerlass klagen Schüler, Eltern und Lehrer über unzureichende Möglichkeiten als Klasse zu verreisen.

 Aus Rücksicht auf die Kosten für Eltern und Schüler führen Klassenfahrten von Saar-Schulen inzwischen oft nicht mehr ins Ausland.

Aus Rücksicht auf die Kosten für Eltern und Schüler führen Klassenfahrten von Saar-Schulen inzwischen oft nicht mehr ins Ausland.

Foto: dpa/Uwe Zucchi

Die Kathedrale von Barcelona bestaunen oder mit dem Englischkurs nach London fliegen: Für viele Kinder und Jugendliche sind Klassenfahrten der Höhepunkt der gesamten Schulzeit. Doch seit knapp zwei Jahren gelten mit dem Schulfahrtenerlass  strengere Vorgaben für Klassenfahrten an saarländischen Schulen. Nachdem dieser Ende 2016 abgeändert wurde dürfen höchstens 120 Euro pro Schüler anfallen. Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) möchte damit gewährleisten, dass niemand von Klassenfahrten ausgeschlossen wird. Laut Bildungsministerium kamen in der Vergangenheit vermehrt Beschwerden von Eltern auf, die beklagten, dass die Kosten für Schulfahrten die finanzielle Leistungsfähigkeit vieler Familien überschritten. Das ging so weit, dass Eltern ihre Kinder vor Klassenfahrten krankmeldeten oder erst gar nicht an Gymnasien – da diese häufiger kostenintensivere Fahrten organisieren – anmeldeten. Weitere und damit teure Reisen sind zwar nicht per se verboten, werden aber nur genehmigt, wenn die Kosten für die betroffenen Familien angemessen sind.Dennoch scheiden sich auch noch 2018 bei diesem Thema die Geister.

„Der Gedanke ist definitiv gut“, meint Elke Boudier, Vizechefin im Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV). Viele Eltern könnten ihren Kindern schlichtweg keine großen Reisen ermöglichen. Zudem gäbe es durchaus  Möglichkeiten sich bei Fördervereinen zu arrangieren. „Das würde zum Beispiel ein monatliches Engagement von einem Euro bedeuten, was wiederum eine Unterstützung durch einen Förderverein ermöglichen würde“, erklärt Boudier. Jedoch sei es für einige Familien beschämend, sich als finanziell bedürftig zu bekennen.

„Eine gemeinsame Kasse wäre  eine sozialverträgliche Lösung. Jeder sollte den Betrag einzahlen, den er sich leisten kann“, sagt Bernd Dehner, Landeselternvertreter der Gymnasien im Saarland.  So könnten wohlhabendere Elternteile die etwas ärmeren  unterstützen.  Er verstehe die Intention des Kultusministeriums, dennoch sei die Grenze viel zu eng gesetzt. Das Ministerium für Bildung sagt, dass die jährliche Obergrenze von 120 Euro, die pro Jahr in die Klassenkasse eingezahlt werden, nicht überschritten werden darf – auch nicht durch großzügige Eltern. Wenn eine Klassenkasse jedoch durch Spenden oder aber durch Sonderaktionen wie Kuchenverkauf aufgefüllt wird, dann darf das Geld auch für Schulfahrten benutzt werden, heißt es weiter aus dem Ministerium.

Beinahe alle Schulen hätten ihr Schulfahrtenkonzept angepasst und man merke eine deutliche Einschränkung seither. „Viele Klassenkameraden meiner Tochter waren noch nie zuvor in einem anderen Land. Durch diese Regelung nimmt man ihnen wertvolle Erlebnisse und das war ja nicht Sinn der Sache“, klagt die Mutter einer Schülerin. Die Landesschülervertretung des Saarlandes fordere schon lange eine Überarbeitung der Verordnung, verkündet die Landesschülersprecherin Maja Emanuel.

Mit dem Erlass unterscheidet man nun zwischen Unterrichtsgängen, Schulwanderungen, Internationale Begegnungen, Fahrten aus besonderem Anlass und Schulfahrten. „Sehr unerfreulich ist die Tatsache, dass die Internationalen Begegnungen an zu große Hürden gebunden sind, zum Beispiel gemeinsame Aktivitäten in größeren Projekten mit ausländischen Schülern. Das ist für England sehr schwer geworden, da immer weniger Schulen als Austauschschulen mit Deutsch sich anbieten“, erklärt Bernd Bauer, Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums Saarbrücken.  Auch sei die im Erlass geforderte „aktive und permanente Aufsicht“ für die Lehrkräfte eine fast nicht zu erfüllende Aufgabe. Hier müsse der Dienstherr für eine Entlastung sorgen, damit sich wieder alle Lehrer beteiligen würden.

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