Turmkunst in St. Ingbert Gesprächskultur im Zeichen der Kunst

St. Ingbert · Bereits zum elften Mal hieß es in St. Ingbert jetzt „Kunst am Beckerturm“. Dabei ging es auch um aktuelle Themen wie Flucht und Vertreibung.

 Thomas Teichfischer begleitete mit seinem Saxofon die vielen Gäste musikalisch durch die Kunstausstellung auf dem Gelände des Innovationsparks.

Thomas Teichfischer begleitete mit seinem Saxofon die vielen Gäste musikalisch durch die Kunstausstellung auf dem Gelände des Innovationsparks.

Foto: Cornelia Jung

Jedes Jahr erwarten die Kunstinteressierten wieder mit Spannung die „Kunst am Beckerturm“, die dieses Jahr zum elften Mal auf dem Gelände des Innovationsparks stattfindet. Am vergangenen Samstag wurden die Kunsttage, die auch am kommenden Wochenende auf Gäste warten, im Turm des Sudhauses eröffnet. „Wie immer ist es aufregend und auch wenn man es zum wiederholten Mal macht, ist das Lampenfieber wieder da“, sagte Astrid Woll-Herrmann, die die Gäste begrüßte und selbst mit Malerei und Zeichnungen von Beginn an bei der Ausstellung vertreten ist.

Karlheinz Schindler, der seine Liebeserklärung an den Bliesgau im Beckerturm in fotografischer Form zeigt, überbrachte die Grußworte des Hausherrn Stefan Braun, welcher „anregende Gespräche im Zeichen der Kunst“ wünschte. Schirmherr der Veranstaltung war, wie im vergangenen Jahr, Umweltminister Reinhold Jost, den besonders die Verbindung von Tradition, in Form der Industriearchitektur, und moderner Kunst ansprach. „Ihr schafft es immer wieder, dem alten Gemäuer neues Leben einzuhauchen“, sagte er bei der Vernissage an die Organisatoren gerichtet, „ihr bringt hier verschiedene Künstler zur Freude der Besucher zusammen.“

Kunst am Beckerturm sei zwar nur einmal im Jahr, was aber nicht heiße, dass die Veranstaltung das Jahr über keine Spuren hinterlassen würde. So ist aus den Gedichten von Uta Abel sowie den Fotos von Karlheinz Schindler und Richard Schorn ein erst vor kurzem vorgestelltes Buch entstanden, das laut Jost „eine Visitenkarte der schönsten Ecken Deutschlands“ ist und in dem „Menschen und Landschaften“ gebunden sind. Ein Jahr arbeiten die Künstler auf diese vier Tage hin, die eine feste Größe im Kulturkalender der Stadt sind. Musik, Malerei, Turmrundgänge zur Brauereikultur und vieles mehr gibt es nicht nur im Turm, sondern seit vergangenem Jahr auch in der Schwankhalle sowie Keramik von Sigrid Caspar im Hof ihres ehemaligen Ateliers.

Brigitte Quack gestaltete die Einführung zur Vernissage sehr plastisch, indem sie einen verbalen Rundgang skizzierte, bei dem einige Künstler kurz ihre Werke zeigten und so schon eine erste Vorstellung von dem entstand, was die Besucher später erwartete. Selbst Künstler, die schon jahrelang dabei seien, würden immer wieder neues präsentieren, so dass sich ein Rundgang jedes Jahr wieder lohne.

Erstmals dabei waren Gastkünstlerin Maria Schütz mit Filzobjekten und deren Mann Georg, die während der Sommerakademie gefragt wurden, ob sie Gast der Turmkünstler sein wollen. Beiden gefiel die Atmosphäre. Aber auch das Angebot der beiden kam bei den Besuchern gut an und ließ sie vor allem über die ungewöhnliche Nisthilfe aus Ton ins Gespräch kommen. „Das habe ich einem alten Bauernhaus in Stennweiler nachempfunden“, so der ehemalige Restaurator, der auch gern das Innenleben des von ihm geschaffenen Keramikobjektes zeigte. Begeistert war das Ehepaar auch von Saxofonist Thomas Teichfischer, der als musikalischer Wegweiser die Besucher in alle Räume begleitete.

 Kunsthistorikerin Brigitte Quack (links) führte in die Turmkunst ein und einige Künstler zeigten bereits dort, was die Besucher später erwartete. Foto: Cornelia Jung

Kunsthistorikerin Brigitte Quack (links) führte in die Turmkunst ein und einige Künstler zeigten bereits dort, was die Besucher später erwartete. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung
 Bei der Turmkunst wurden auch die Themen Flucht und Vertreibung aufgegriffen.

Bei der Turmkunst wurden auch die Themen Flucht und Vertreibung aufgegriffen.

Foto: Cornelia Jung

Eine schöne Geste war eine kleine Schau im vierten Stock des Turms. Diese zeigte verschiedene Aquarelle von Helga Robert, einer begeisterten Turmkünstlerin, die im vergangenen Jahr verstarb. Klammerkunst, Bilder, Lyrik, Betonobjekte, Specksteinskulpturen, restaurierte Möbel, aber auch Schmuck gehören schon seit längerem zum vielfältigen „Repertoire“ der Turmkünstler. Die meisten Objekte können zwar käuflich erworben werden, im Vordergrund stehen allerdings das Miteinander und der Austausch nicht nur auf künstlerischer Ebene. Am kommenden Samstag und Sonntag bildet die „Kunst am Beckerturm“ außerdem die perfekte Kulisse für den „Tag der Industriekultur“ beziehungsweise den „Tag des offenen Denkmals“.

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