Semesterstart in Saarbrücken Forscher der Kinder-Uni schauen ins Gehirn

Saarbrücken · Über 700 Kinder haben sich diesmal bei der Kinder-Uni angemeldet. Das ist ein Rekord. Bei der ersten Vorlesung war der Hörsaal fast voll besetzt.

Emily, Tristan, Christoph Krick, Romina, Konstantin und Michelle (v.l.) überlegen vor der Vorlesung, was beim Lernen im Gehirn passiert.

Emily, Tristan, Christoph Krick, Romina, Konstantin und Michelle (v.l.) überlegen vor der Vorlesung, was beim Lernen im Gehirn passiert.

Foto: Iris Maria Maurer

„In der Schule heißt es immer: Lernt das! Und dann stellt sich die Frage: Wie denn?“ Zum Beispiel, wenn es um einen Test in der Schule geht. So bringt Christoph Krick das Thema seiner Vorlesung direkt zu Beginn auf den Punkt. Und seine über 700 Zuhörer bei der Kinder-Uni der Saarbrücker Zeitung und der Saar-Universität warten schon gespannt auf die Antwort. „Wie lernt mein Gehirn?“ lautet die Frage bei der ersten Vorlesung dieses Sommersemesters. Doch bevor sie die Abläufe im Gehirn verstehen können, müssen die jungen Studenten zunächst erst einmal verstehen, wie sich das Gehirn entwickelt.

Dass der Mensch aus einer einzigen Zelle entsteht, wissen natürlich schon alle. Dass diese Zelle jedoch 23 000 Gene enthält, ist für einige neu. Und aus dieser einen Zelle werden 100 Billionen Zellen, die unseren kompletten Körper bilden. Eine Anzahl, die man sich überhaupt nicht vorstellen kann. Wenn wir alle Zellen des Körpers wie Perlen zu einer Kette fädeln würden, könnten wir diese Kette 60mal um die Erde wickeln. Da wirkt die Anzahl der Gehirnzellen schon fast klein dagegen, denn dies sind lediglich 100 Milliarden. Das sind mehr als zehnmal so viele Gehirnzellen wie die Erde Bewohner hat. Und in diesen Gehirnzellen befinden sich bis zu einer Trillion Verbindungen, über die Zellen sich „unterhalten“. Diese Zahl ist so groß, dass sie sich niemand vorstellen kann.

Doch diese Masse an Zellen und Verbindungen ist nicht das Einzige, was unvorstellbar bleibt. Das menschliche Gehirn hat sich seit der Steinzeit so gut wie nicht verändert. Der Aufbau ist gleich geblieben, der Mensch hat nur den einzelnen Gebieten andere Aufgaben zugeteilt.

 So wird heute der Bereich des Gehirns, der für die Orientierung im Raum zuständig ist, also unser Navi, auch für die Orientierung im Zahlenraum genutzt. Das Sprachzentrum brauchen wir für das Lösen von Textaufgaben. Und der Bereich, der für die Vorstellungskraft genutzt wird, kommt ebenfalls in der Mathematik zum Einsatz. Diese Bereiche sind miteinander verbunden, sodass die Menschen diese Fähigkeiten gut kombinieren und nutzen können. „Diese Dinge waren alle in der Steinzeit wichtig, um zu überleben“, erklärt Christoph Krick. Wenn man die Bereiche nicht nutzt, dann verkümmern sie.

Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie kann man untersuchen, welche Bereiche des Gehirns wofür genutzt werden. Dabei wird ein Patient in ein Untersuchungsgerät, das wie eine Röhre aussieht, geschoben. Wie die Untersuchung funktioniert und wie man sich „in der Röhre“ fühlt, erklären die beiden Assistentinnen des Neurowissenschaftlers.

Die beiden elfjährigen Emily und Michelle sind als Praktikantinnen Teil der „Gehirnwerkstatt“ an der Universitätsklinik und der Robert-Bosch-Schule in Homburg. Dort können Schüler ihre Forschungen betreiben.

Zunächst erklärt Michelle wie eine Untersuchung abläuft. Da das Gerät sehr laut ist, erhält man Kopfhörer. Außerdem hat man eine Notfallklingel, so dass man jederzeit aus der offenen Röhre rausgefahren werden kann. Mit einer sogenannten Kopfspule versehen wird man in das Gerät gefahren und muss ganz still liegen. Emily führte zum Zeitpunkt der Untersuchung Messungen am Computer durch, die sie auch den jungen Studenten erklärt. Anhand einiger Aufnahmen von Michelles ­Gehirn können alle die verschiedenen aktiven Bereiche im Gehirn sehen.

Aber wie genau kann man jetzt etwas lernen? Hierfür sind drei Eigenschaften und Tätigkeiten wichtig. Zunächst muss man immer neugierig bleiben. Ein sogenannter Aha-Effekt hilft, das Erlebte abzuspeichern. Zweitens muss man sich für Dinge interessieren. Man muss zuhören, zusehen und lesen.

Und schließlich muss man das Wissen festigen, beispielsweise mit Hilfe der Rätselmaschine, die die Gehirnwerkstatt entwickelt hat. In dieser App können Schüler zum einen Rätsel für Mitschüler erstellen. Hierfür kriegen sie Erfinderpunkte. Wenn jemand das Rätsel löst, erhält er Knobelpunkte und der Ersteller des Rätsels Followerpunkte. Das hat zur Folge, dass die Schüler weitere Rätsel erstellen oder lösen wollen. Und dadurch festigen sie wiederum das Gelernte.

Wer noch Fragen hat, kann diese per Mail an Christoph Krick senden:

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