Isch hannsem geschdeggd

Kürzlich war ich bei einer Mundart-Veranstaltung in der Bücherei Quierschied. Sie begann mit einem Frühstück, bei dem die Besucher sich unterhielten. In ihrem Dialekt. Ich spitzte die Ohren und schrieb mit, was mir auffiel.

Keine ganzen Sätze, sondern nur die mundartlichen Besonderheiten. Beispiele: "awwer óff der anner Seid machd er ..." (aber andererseits macht er ...); "unser Junge saan immer" (unsere Kinder sagen immer); "se mache endlisch Geschigg" (sie beeilen sich endlich) "e Beschdellung abmache" (eine Verabredung treffen); "mer hann uns e bissje vergraddeld" (wir haben uns abgehetzt, sind aber nicht rechtzeitig fertig geworden); "isch hannsem awwer geschdeggd" (ich habe ihm aber die unangenehme Wahrheit gesagt; ich habe ihm die Augen geöffnet). Manche Sprecher versichern sich der Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer, indem sie während ihrer Rede immer wieder die Wendung gebrauchen: "ne, verschdehsche?" (nicht wahr, verstehst du?)

Aber nicht alle Ausdrücke sind ausschließlich der Mundart eigen; dazu gehört "es ääm schdegge". Laut Universal-Duden gibt es auch im Hochdeutschen die umgangssprachliche Wendung "es jemandem stecken = unverblümt jemandem die Meinung sagen; wohl nach der Sitte der Femegerichte, Vorladungen mit einem Dolch an die Tür des zu Ladenden zu heften". Eine Ergänzung zu dieser interessanten Erklärung findet sich im Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten von Röhrich: "Auf ähnliche Weise, vom ‚anstecken‘ an ein Tor oder eine Anschlagtafel, kamen auch die ‚Steckbriefe‘ zu ihrem Namen." Diese Angaben zur Herkunft fand ich in anderen Wörterbüchern nicht. Wohl aber notiert das Pfälzische Wörterbuch folgende Erweiterungen: "Er steckt 's em emol gehörig unn verkaaft 's em forn Kreizer." "Ich hann der sem (sie ihm) g'steckt, daß kee Hund kee Maulvoll Brot vunnem freßt."

Zwei Pirmasenser Ausdrücke schrieb mir Edith Scharf aus Hauenstein (mundartlich: "Hääschde"): "es bladdschd" (es regnet) und "de Bladdschrääne". Als "landschaftlich" ist "es platscht" auch schon in den Universal-Duden aufgenommen worden, einen "Platschregen" finden wir dort aber nicht, sondern nur den "Platzregen", der laut Duden "mit einer platzenden Blase o. Ä." verglichen wird.

Dietmar Schellin ist kein Saarländer, interessiert sich aber für unsere Mundarten. Er nimmt an, dass nur norddeutsche Dialektsprecher "Platt" sprechen und fragt, wie es sich mit dem Saarländischen oder Lothringischen verhält. Antwort: Im 10-bändigen Dudenwörterbuch (1999) kann "Platt" zweierlei bedeuten: erstens "Plattdeutsch" und zweitens "Dialekt"; dazu gibt der Duden als Beispiel an: "er sprach Saarbrücker Platt". Demnach kann man also auch sächsische, schwäbische und andere Mundarten als "Platt" bezeichnen. Um Irrtümer zu vermeiden, ziehe ich vor, die Wörter "Mundart " oder "Dialekt" zu verwenden.

Fragen und Hinweise bitte per E-Mail an heimat@sz-sb.de

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