Gotteshaus gehört jetzt den Kleinen

St. Ingbert. "Hier liegt die Zukunft unserer Gesellschaft", bemerkte Bildungsminister Klaus Kessler am Sonntagmittag. Der Vertreter der saarländischen Landesregierung zeigte sich bei der Eröffnung der "ersten Kinderkirche in Deutschland" (Pfarrer Andreas Keller) sichtlich beeindruckt von der Wandlung der ehemaligen Pfarrkirche St

 Die Kinderkirche St. Pirmin ist fertig. Gestern war feierliche Eröffnung des besonderen Kindergartens. Michael Koch und sein Sohn Felix (5) waren bei der Feier dabei. Fotos: Becker&Bredel

Die Kinderkirche St. Pirmin ist fertig. Gestern war feierliche Eröffnung des besonderen Kindergartens. Michael Koch und sein Sohn Felix (5) waren bei der Feier dabei. Fotos: Becker&Bredel

St. Ingbert. "Hier liegt die Zukunft unserer Gesellschaft", bemerkte Bildungsminister Klaus Kessler am Sonntagmittag. Der Vertreter der saarländischen Landesregierung zeigte sich bei der Eröffnung der "ersten Kinderkirche in Deutschland" (Pfarrer Andreas Keller) sichtlich beeindruckt von der Wandlung der ehemaligen Pfarrkirche St. Pirmin auf dem Roten Flur zu einer Kindertagesstätte, die nach wie vor Kirche - und somit Kinderkirche - ist. Mit der offiziellen Eröffnung in der Robert-Koch-Straße gingen die drei Jahre dauernden Bauarbeiten zu Ende. Vorangegangen war eine langjährige Geschichte, in der mehr oder minder marode Einrichtungen seit Mitte der 90er Jahre die Kinderbetreuung sicherstellen mussten. Der ehemalige Pfarrer Herrmann Volz sprach gar von einem "Wettbewerb" unter den Seelsorgern, um damals schon die Politik von Zuschussprogrammen für die jeweilige Kindereinrichtung zu überzeugen.

Mit der Eröffnung der Kinderkirche gehen auch der bevorstehende Abriss des Kindergartens Herz Mariäe und der bisherigen Einrichtung St. Pirmin einher. Bei der Kinderkirche wurden sowohl das Äußere des ehemaligen Gotteshauses als auch die bisherigen Bestandteile wie Weihwasserbecken, Kirchenfenster und Heiligenbilder bewahrt. Damit das Ganze überhaupt trotz etlicher Hindernisse zustande kam, hätten sich zahlreiche Beteiligte verdient gemacht, erläuterte Pfarrer Keller. So zum Beispiel die Mittelstadt, die gemeinsam mit dem Land die Deckelung der Nebenkosten anpasste, als der Fortgang des Projektes gefährdet war und so Verzögerungen zustande kamen. Keller dankte ausdrücklich auch dem Architekten Konrad Weisgerber wegen dessen "übergroßem Verdienst".

Der Architekt wies auf die Besonderheit hin, dass die Einrichtung einen Meter tiefer gelegt wurde, um eine Raumnutzung auf zwei Ebenen zu ermöglichen. Statt dunklerem Kirchenlicht gibt es nun helle, lichtdurchflutete Räume. Dem sakralen Charakter tut dies aber keinen Abbruch. Sogar der Glockenturm ist erhalten. Der Altarraum ist nun geöffnet und bietet einen Blick zum Mühlwald. Abends soll das Kreuz angestrahlt werden. Der meterdicke Beton des früheren Beichtstuhles ermöglicht nun den Kindern eine Höhle zum Spielen. "Dies ist eine "architektonische Meisterleistung, eine gelungene Symbiose", meinte Bildungsminister Kessler begeistert. Beifall erntete Landrat Clemens Lindemann für das Lob an die Kirche, wonach diese sich nicht aus der Kinderbetreuung zurückziehe. Die Einrichtung sei Spitze im ganzen Landkreis. "Kinder sind die Zukunft der Kirche oder sie hat keine Zukunft mehr", freute sich auch Pfarrer Karl-Josef Lindemann. "Man solle die Kirche im Dorf lassen" meinte auch Peter Ruffra vom bischöflichen Bauamt.

Hintergrund

 Im Gottesdienst haben Pfarrer Andreas Keller (im Hintergrund) und die Kinder an die Zeit des Umbaus erinnert.

Im Gottesdienst haben Pfarrer Andreas Keller (im Hintergrund) und die Kinder an die Zeit des Umbaus erinnert.

Rund drei Jahre haben die Umbaumaßnahmen der 1953 gebauten Kirche gedauert. 1,8 Millionen Euro betragen die Gesamtkosten, wovon die Stadt St. Ingbert 40 Prozent trägt. 73 Kindergarten-, 15 Grippen-, zehn Hort- und 40 Ganztagsplätze sind in der Kinderkirche enthalten. jma

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