"Gliggerwasser" kam vom Schneider Fritz

Neunkirchen. "Im Kasbruchbad gab's noch Gliggerwasser" hatte die jetzt in München lebende Isolde Schneider kürzlich in unserer Abschiedsserie für das bald schließende Bad im Wald berichtet

Neunkirchen. "Im Kasbruchbad gab's noch Gliggerwasser" hatte die jetzt in München lebende Isolde Schneider kürzlich in unserer Abschiedsserie für das bald schließende Bad im Wald berichtet. Nun wissen wir auch, wo das Gliggerwasser her war: Ihr Großvater Fritz Schneider habe es in der Wellesweilerstraße 242 abgefüllt, berichtet dessen Enkelin Jutta Müller bei einem Besuch in der SZ-Redaktion. Der Neunkircher Selterswasserfabrikant hatte dort ein repräsentatives Wohnhaus mit Terrasse und Springbrunnen, in dem seine Enkelin auch heute noch wohnt. Die Leute hätten sich damals oft beim Vorbeispazieren eine Limo gekauft, hat Jutta Müller herausgefunden. Und das wichtigste: Fritz Schneider betrieb das erste Getränke-"Budsche" im Kasbruchbad, an dem er auch sein Gliggerwasser verkaufte. Als er 1916 mit 52 Jahren gestorben war, versorgte Jutta Müllers Vater Fritz Schneider junior die Badegäste mit der süßen Limonade - wohl bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Jutta Müller selbst kam zu spät auf die Welt, um noch in den Genuss des begehrten Gliggerwassers zu kommen. Sie erinnert sich aber noch daran, dass im Hof ihres Hauses noch kistenweise leere Flaschen herumstanden. Und die waren begehrtes Zielobjekt des Kindes: "Wenn ich brav war, wurden ein paar Flaschen zerdeppert, so dass ich in den Besitz der wunderschönen Glasklicker kam", weiß sie noch. Die Klicker, die den Flaschenhals verschlossen hatten, waren nämlich in den Flaschen drin geblieben und machten viel mehr her als die "gewöhnlichen" Keramik-Murmeln.Vor ihrer Schulzeit war das Kasbruchbad für Jutta Müller unerreichbar. Als Schulmädchen "bitschelte" sie dann mit ihren Freundinnen regelmäßig ins Kasbruch - ein "Riesenausflug" für die jugendlichen Wasserflöhe. "Wir kamen meist schweißgebadet an", erinnert sie sich. gth

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