Für den kleinen Urlaub zwischendurch

Saarbrücken/Hilsprich. Am Hirbacher Weiher in Lothringen ein Stück Land kaufen? Vielen Franzosen waren in den 60er Jahren schon die umgerechnet 50 Pfennig zu viel, die für den Quadratmeter zu bezahlen waren. Der See war 1939 als Teil der Maginot-Abwehrlinie angelegt worden. Im Verteidigungsfall hätte man mit seinem Wasser Verkehrswege geflutet

Saarbrücken/Hilsprich. Am Hirbacher Weiher in Lothringen ein Stück Land kaufen? Vielen Franzosen waren in den 60er Jahren schon die umgerechnet 50 Pfennig zu viel, die für den Quadratmeter zu bezahlen waren. Der See war 1939 als Teil der Maginot-Abwehrlinie angelegt worden. Im Verteidigungsfall hätte man mit seinem Wasser Verkehrswege geflutet. Im Nachkriegs-Frieden wusste keiner so recht, was mit dem künstlichen Gewässer am besten zu tun wäre. Landwirte winkten ab. "Saure Wiesen verkauft man am besten an Angler und an die Deutschen", hätten sich damals die Besitzer gedacht. Und in der Tat, die Deutschen, vor allem die Saarländer griffen zu, kauften günstig Teile des hübsch gelegenes Freizeitgelände, wie sie es von daheim nicht kannten. Und ein Stück französische Lebensart mit dazu.Unter ihnen war auch die Familie von Manfred Theis, 62, aus Saarbrücken. Er erinnert sich, dass sein Vater 1967 eine 1200 Quadratmeter große Parzelle erwarb, 35 Kilometer vom Haus in Saarbrücken entfernt. Es gab auf dem Grundstück weder Strom noch Wasseranschluss. Die Pioniere des Wochenend-Urlaubs in Frankreich begnügten sich mit Unterständen, Zelten und einfachen Wohnwagen. Mit Genehmigung der französischen Behörden wurde Jahr um Jahr erweitert. Und irgendwann fest gemauert. Heute fährt Familie Theis in vierter Generation rüber, aus der Hütte von damals ist ein stattliches Einfamilienhaus geworden.

Für Manfred Theis bleibt der Hirbacher Weiher ein wunderbares Ziel für den kleinen Urlaub zwischendurch, zu dem ihm gar nichts Negatives einfällt. Gut, ein, zwei gute Lokale mehr könnten es schon noch sein. Man kann schwimmen, Tretboot fahren, angeln, sechs Kilometer drumherum laufen. Motorsport ist verboten, so dass weder Mensch noch Tier unter Lärm leiden. Das Beste: In heißen Sommern ist es kühler als in Saarbrücken.

Vor 20 Jahren, so berichtet Theis, begann die Regionalregierung in Metz mit der systematischen Kultivierung des "wilden Lebens", es kam zur Erschließung der Grundstücke, und zwar in enger Absprache mit den Besitzern - "die Gespräche wurden sogar auf Deutsch geführt", berichtet der Saarbrücker. Heute sei man quasi ein Ferien-Dorf und in die Gemeinde Hilsprich integriert. Und wie vertragen sich Deutsche und Franzosen? "Prächtig", versichert Manfred Theis, es habe in all den Jahren nie Probleme gegeben. Deutsche seien hier als "normale Bewohner" akzeptiert. Ab und zu, so verrät Grenzgänger Theis, sei heutzutage ein Grundstück mit Bebauung am Weiher zu kaufen - allerdings ist der Grund heute das Vierzigfache von damals wert.

Auf einen Blick

Alltag grenzenlos - wo funktioniert er besonders gut? Wenn Sie Tipps haben, wo wir nachfragen und mit wem wir uns unterhalten sollten, dann schicken Sie sie uns: Saarbrücker Zeitung, Gutenbergstraße 11-23, 66117 Saarbrücken. E-Mail: redstv@sz-sb.de, Fax: (0681) 5 02-22 89. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort