Fingergefühl für feinste Töne

St. Ingbert. Die Kammermusik hat in der Mittelstadt zwischenzeitlich ihre Fangemeinde gewonnen. Diesen Eindruck konnte man am Sonntagnachmittag gewinnen, als in der Christuskirche ein Benefizkonzert stattfand. Nahezu volle Sitzreihen und - trotz zunächst ausreichender Menge - zu wenige Programmfaltblätter waren Indizien in diese Richtung

 Die Pianisitin Marina Kavtaradze gab ein "Konzertchen" in der St. Ingberter Christuskirche. Foto: Jörg Martin

Die Pianisitin Marina Kavtaradze gab ein "Konzertchen" in der St. Ingberter Christuskirche. Foto: Jörg Martin

St. Ingbert. Die Kammermusik hat in der Mittelstadt zwischenzeitlich ihre Fangemeinde gewonnen. Diesen Eindruck konnte man am Sonntagnachmittag gewinnen, als in der Christuskirche ein Benefizkonzert stattfand. Nahezu volle Sitzreihen und - trotz zunächst ausreichender Menge - zu wenige Programmfaltblätter waren Indizien in diese Richtung. In der protestantischen Kirche in der Wolfshohlstraße gab die aus Georgien stammende Marina Kavtaradze ein Klavierkonzert. Unter dem Titel "Das Konzertchen" wurde da jedoch eher tief gestapelt. Viel zu hoch war das Niveau der Musik, welche die Zuhörer da am Sonntag im modernen Gotteshaus zu Gehör bekamen.

Sechs Musikstücke, vorwiegend von den Komponisten Bach, Beethoven und Chopin, erfreuten die Ohren der Klassikinteressierten. Das Präludium und die Fuge in Cis-Dur von Johann Sebastian Bach war dann auch das Stück, welches die Pianistin klangvoll als Eröffnung gewählt hatte. Domenico Scarletti's Sonate in d-Moll kam dann schon ein wenig verspielter und vorwärtsschreitender daher. Hier zeigte sich, dass die Akustik der Kirche und der Flügel, in Kombination mit dem zügigen Spiel der Künstlerin, die perfekte Mischung waren. Zwar enthielt die Sonate auch ruhige Sequenzen, dennoch strahlte da eine gewisse Harmonie vom Altar herüber.

Das Publikum dankte der künstlerischen Leistung mit dem ersten Bravo!-Ruf. Auch Ludwig van Beethoven's Sonate in C-Dur sowie die Paganini-Etüde mit Variationen in a-Moll standen dem zuvor Gehörten in nichts nach. Beim "Liebesleid" des Wiener Komponisten Fritz Kreisler, welches zusammen mit Sergej Rachmaninov entstand, konnte man die Stimmung mehr als deutlich spüren. Da sorgte der Kreisler-"Schmäh" für eine besondere Note. Mit der Ballade in f-Moll des Franzosen Fréderic Chopin, bekannt für seine romantisch-verspielte Ader, entließ Marina Kavtaradze die St. Ingberter Klassik-Fangemeinde in den Sonntagabend.

Der Erlös des Konzertes - man verzichtete auf den Eintritt und bat stattdessen um freiwillige Spenden - ist für die Evangelisch-lutherische Kirche in Georgien bestimmt. Wie deren Leiter, Pastor Hans-Joachim Kiderlen, am Sonntag bei Beginn des Konzertes schilderte, leben die Menschen dort heute noch in erschreckenden Verhältnissen. 1818 hatten schwäbische Einwanderer die Kirchengemeinde dort gegründet und die Pflege der deutschen Kultur beschlossen. Nach dem Verbot und der Deportation in der Stalinzeit ist man seit knapp 30 Jahren wieder aktiv. Vor zehn Jahren wurde das Diakonische Werk dort gegründet. Da man sich ganz durch deutsche Spenden finanziert, ist die Finanzlage angespannt.

Zur Person

Marina Kavtaradze war bis 2008 am Konservatorium von Tiblissi im Fachbereich Oper als Konzertmeisterin tätig. Seit 2004 hatte sie diverse Engagements in Deutschland. Seit fünf Jahren lebt Marina Kavtaradze in Saarbrücken. jma

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