Entlassene Spitzenmanager in der Krise

Marpingen. "Es ist mal etwas ganz anderes" erklärte auch AG-Leiter Klemens Bott, Leiter der Theater AG der Gesamtschule, als er am Freitagabend das zahlreich erschienene Publikum schon etwas mit dem Stück vertraut machte

Marpingen. "Es ist mal etwas ganz anderes" erklärte auch AG-Leiter Klemens Bott, Leiter der Theater AG der Gesamtschule, als er am Freitagabend das zahlreich erschienene Publikum schon etwas mit dem Stück vertraut machte. "Top Dogs", so der Titel des zeitgenössischen Dramas von Urs Widmer, handelt von mehreren Topmanagern, die aus verschiedensten Gründen ihren Job verloren haben. Sie alle finden sich in einem so genannten Outplacement-Büro wieder, das ihnen nun dabei helfen soll, eine neue Stelle zu finden und das Erlebte zu verarbeiten. Auf diese Weise kommen die unterschiedlichen Charaktere des Stückes zu Tage und das Publikum erkennt nicht nur, dass jeder seine ganz eigene Art und Weise hat, mit seiner Entlassung umzugehen, sondern auch wie verschieden die sozialen Folgen einer Entlassung sein können.Da gibt es zum Beispiel Heinrich Krause (gespielt von Patricio Thiery), der gar nicht mehr aufhören kann zu weinen und sein Elend solchermaßen auf seine Frau abwälzt, dass diese in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden muss. Das genaue Gegenteil von ihm ist Michael Neuenschwander (Nicolas Alles), der erstmal an seiner über die Jahre angeeigneten Großspurigkeit festhält und sich seinen Schock über die Entlassung nicht anmerken lässt. Im Verlaufe einer Gruppentherapiesitzung bröckelt dann aber langsam auch seine Fassade und es stellt sich heraus, dass er die meiste Zeit damit verbringt, in der Garage den Motor seines Porsches aufheulen zu lassen, ohne jemals damit zu fahren. Viel besser als ihm geht es auch nicht Dodó Deér (Lucas Mehlen). Er verdrängt seine Kündigung zunächst und als er es dann endlich doch begreift, erkennt er auch, in welche Konflikte der Verlust seiner Arbeit ihn und seine Frau (gespielt von Julia Recktenwald) gestürzt hat. Ein normales Familienleben ist nicht mehr möglich, denn seit der Ex-Caterer einer Fluggesellschaft nur noch zu Hause ist, geht er seiner Frau gehörig auf die Nerven und entdeckt auch an ihr das ein oder andere Defizit.

So wie Krause, Neuenschwander und Deér geht es allen "Top Dogs" im Stück. Sie entfremden sich von ihrem Beruf, ihrem Privatleben und letztlich auch von sich selbst und können nach der Kündigung in kein normales Leben mehr zurückfinden. Sie sind vom Wirtschaftssystem deformierte Marionetten und erkennen, dass ihr Leben sie von althergebrachten Werten wie Familie oder Liebe völlig entfremdet hat. Letztlich schafft es nur einer von ihnen, eine neue Karriere zu starten, doch auch dieses Glück ist nur Schein.

Obwohl sich die Schülerinnen und Schüler mit "Top Dogs" kein leichtes Stück ausgewählt hatten, schafften sie es doch, Handlung und Charaktere sehr überzeugend und glaubwürdig darzustellen und das Publikum mehr als zufrieden zu stellen.

Auf einen Blick

Spieler: Ines Meiser, Nicolas Alles, Patricio Thiery, Lucas Mehlen, Christin Heinrich, Michelle Heinrich, Julia Recktenwald, Lars Schneider, Cara König, Lea Schneider, Hannah Woll, Hannah Bastuck, Lena Benz, Lea Dörr. Helfer: Kristin Kunrath, Eva-Maria Lauer, Tanja Hameister, Maria-Josée Rech, Helmut Schu, Thomas Eckert, Marco Becker, Jana Schu, Nuria Wetterau, Schüler der Klasse 9 d. sick

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