Ein Ort im Belagerungszustand

Numborn. Gnädig zog am Sonntag ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet übers Land, auch über den kleinen Heusweiler Ortsteil Numborn, und spülte die allerletzten Abfälle als Reste der ersten Facebook-Party im Saarland weg. Viel war nicht mehr übrig nach den umfangreichen Aufräumarbeiten in der Nacht

Numborn. Gnädig zog am Sonntag ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet übers Land, auch über den kleinen Heusweiler Ortsteil Numborn, und spülte die allerletzten Abfälle als Reste der ersten Facebook-Party im Saarland weg. Viel war nicht mehr übrig nach den umfangreichen Aufräumarbeiten in der Nacht. Fast nichts war mehr zu sehen von der größten, irrsten und am Ende auch chaotischsten und gewalttätigsten "Party", die die Menschen in Numborn je erlebt hatten. Die Absperrgitter lehnten zur Seite geräumt an Wänden, ganz vereinzelt konnte man noch eine leere Bierdose in der Straßenrinne finden. Spaziergänger führten, unter Schirme geduckt, ihre Hunde aus, ein dem Regen trotzender Jogger drehte seine Runde - eigentlich wie immer.Doch der Abend zuvor wird nachhaltig in Erinnerung bleiben. "Bis zum Nachmittag war ich noch ganz entspannt", so Malermeister Markus Dörr. "Erst als ich gegen 18.30 Uhr die Menschenmassen vor dem Rewe-Markt im Heusweiler Ortszentrum sah, die sich für den Marsch nach Numborn bereitmachten und mit Getränken versorgten, wusste ich, dass da was Beängstigendes auf uns zurollt." Dörr sollte mit seinen Befürchtungen Recht behalten. Staunend und fassungslos standen viele Numborner in ihren Hauseingängen oder lehnten sich aus den Fenstern, um zu sehen, wie massenweise Menschen und Fahrzeuge ihr Dorf überrollten. Aus allen Richtungen strömten die Feierfreudigen herbei. In der Illinger Straße kam es zu Staus. Selbst in Mangelhausen war die einzige Kreuzung gesperrt.

Vorsorglich hatten die meisten Einwohner alles, was irgendwie beweglich war, weggeräumt. Angst um den Zustand seiner Mähwiesen hatte ein Landwirt, der sicherheitshalber schon am Vortag seine Felder mit stinkender Gülle gedüngt hatte, um jegliches Campieren unmöglich zumachen. Und während die Numborner sich noch Gedanken machten über die für sie befremdlichen Beweggründe des "Party-Gastgebers" Meikel, stießen die Facebooker schon mit ihren mitgebrachten Getränken an.

Auf improvisierten Plakaten und bedruckten T-Shirts ( "We love Meikel") ventilierten sie ihre Freude über die erste Facebook-Party im Saarland. Um Michael Wagner, mit seinem selbst komponierten Meikel-Song, der schon auf Youtube verbreitet worden ist, versammelten sich johlend die Fans. Mit Rotkäppchen-Flaschen in der Hand erklommen in der Abenddämmerung die ersten "Helden" Verkehrsschilder und genossen das Jubelgekreische der Mädels.

Im Laufe des Abends nahm der Alkoholpegel etlicher Jugendlicher erkennbar zu. Auch das umsichtige Vorgehen der Polizei konnte nicht verhindern, dass der gewaltbereite Teil der "Party-Gäste" aus der Rolle fiel.

 Anwohner räumten noch in der Nacht auf. Fotos: Andreas Engel

Anwohner räumten noch in der Nacht auf. Fotos: Andreas Engel

Gegen Mitternacht war der Spuk schließlich vorbei, die Polizei räumte konsequent die Partymeile. Dieses "Fest" dürfte in die Annalen des beschaulichen Heusweiler Ortsteiles eingehen - man hätte aber gerne darauf verzichten können.

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