E abgeluddschdes Berschmannsguddsje

Nach altem Brauch schweigen die Glocken der katholischen Kirchen am Karfreitag und Ostersamstag; im Volksmund heißt es, dass sie nach Rom geflogen sind und erst am Ostersonntag mit dem Segen des Papstes zurückkehren.

Während ihrer Abwesenheit ziehen die "Kläpperbuben" (Messdiener und -mädchen) mit ihren Klapperinstrumenten durch die Straßen und rufen mit althergebrachten Sprüchen zum Gottesdienst. Dieses Jahr, so schreibt Heidrun Eickhoff aus Heiligenwald, sei nur noch sang- und klanglos "gekläppert" worden.

Hilde Hartmann schickte mir eine kleine Geschichte aus ihrer dörflichen Kindheit. Unter anderem erzählt sie von ihren Nachbarn, "Schulsediggersch" und "em Dauwesebb": "Aarich gääre war ich immer bei Schulsediggersch, wann die Oma medd de Mudder sesamme Grumbierwaffele gebaggd hadd. Die Grumbierwaffele hann noch besser geschmaggd wie die Grumbierkieschelscher dehemm." Damit spricht sie mir aus dem Herzen, denn auch für mich gehen "Grumbeerwaffele" noch über den vielgerühmten "Dibbelabbes" und sind besser als die nicht minder beliebten "Grumbierkieschelscher".

Stefan Oemisch hat seine Jugendzeit auf dem Saarbrücker Rastpfuhl verbracht, wo das Wort "Blòòspidd" (Blase-Peter) zur Umgangssprache gehörte. Was aber soll er sich genau darunter vorstellen? Besteht gar eine Sinnverwandtschaft zum neudeutschen Whistleblower ? Antwort: Ein Whistleblower , von Englisch ‚to blow the whistle‘ (in die Pfeife blasen) ist jemand, der einen Skandal aufdeckt. Unser "Blòòspidd" hingegen ist eine imaginäre Person, deren man sich scherzhaft bedient, wenn man ausweichend auf die Frage "Wer war das?" antwortet. Das Synonym vom "Blòòspidd" ist der "Blòòsaarsch vun Biddsch, wann er nidd gefahr kummd, kummd er geriddschd".

Christian Schmitt möchte mehr über den "Raps Kater" wissen; leider schreibt er nicht, in welchem Zusammenhang er das Wort hörte. Im Lauf der Jahre war von unseren Lesern die Frage nach diesem geheimnisvollen Kater in verschiedenen Redewendungen gestellt worden: "verschwunn sinn wie Rabbs Kaader" (spurlos verschwunden sein); "draan sinn wie Rabbs Kaader" (in einer ausweglosen Lage sein) und "abgenomm hann wie Rabbs Kaader". Im Rheinischen Wörterbuch fand ich: "Aweil bischte dran wie Grobs Kater = in unangenehmer Lage."

Hubert Baltes aus Beckingen-Honzrath hat in Ottweiler das Wort "Guudsje" (Bonbon) mit langem u-Laut gehört und dazu das Schimpfwort "Du abgelutschtes Berschmannsguudsje". Er schreibt allerdings nicht, was darunter zu verstehen ist. In den Großwörterbüchern gibt es kein Bergmannsbonbon, wohl aber im Quierschieder Wörterbuch (von Braun/Müller/Müller): "Berschmannsguddsje = schwarzes Anisbonbon in Brikettform mit den Symbolen Schlägel und Eisen; aussiehn wie e abgeluddschdes Berschmannsguddsje = schlecht aussehen (scherzhaft)."

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