Dieser Wirt verrät uns das Wahlergebnis

St. Wendel · Wie diskutieren Bürger über die bevorstehende Saarland-Wahl? Wie wird sie ihrer Meinung nach ausgehen? Oder ist das überhaupt kein Thema? Die SZ hörte sich dazu in einer Wirtschaft und bei einem Frisör in der Kreisstadt um. Dort, wo für gewöhnlich Menschen gerne miteinander parlieren. Eine rein zufällige Stichprobe.

 Fredy Reh vor seinem Lokal in der St. Wendeler Innenstadt. Die politische Diskussionsfreudigkeit bei seinem durchaus an Politik interessierten Publikum habe sich mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl gelegt. Foto: hgn

Fredy Reh vor seinem Lokal in der St. Wendeler Innenstadt. Die politische Diskussionsfreudigkeit bei seinem durchaus an Politik interessierten Publikum habe sich mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl gelegt. Foto: hgn

St. Wendel. "Das ist doch schon von vornherein alles klar: Es gibt eine große Koalition." Wer davon felsenfest überzeugt ist? Der St. Wendeler Fredy Reh, Kneipier des Bogart's hinterm Dom. Hier in der Innenstadt treffen sich bereits am Vormittag Gäste, um miteinander zu plauschen. Da spiele laut Reh auch die Landtagswahl am kommenden Sonntag durchaus eine Rolle. "Aber weniger als 2009", stellt der 45-Jährige fest - als das Rennen um die Ministerämter und den Regierungschefposten im Vorfeld mehr Spannung verheißen ließ.Die Regierungsbildung sei diesmal bereits lange vor der Stimmabgabe ausgemachte Sache. So halte sich das Volksinteresse arg in Grenzen. "Das ist so gut wie kein Thema mehr." Ihren Willen zu einer gemeinsamen Landesregierung haben ja auch schon längst die beiden Spitzenkandidaten - die bisherige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und ihr Herausforderer Heiko Maas (SPD) - angekündigt. Da sei die Debattenfreudigkeit zur Wahl spärlich. Reh: "Es ist halt nur noch offen, wer Ministerpräsident wird." Dabei sei sein Publikum durchaus politisch interessiert. "Hier wird viel über Politik diskutiert. Doch die Spannung ist irgendwie weg."

Reh glaubt indes: "Das wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD." Nachdem, was er von den Gästen in seinem Lokal so hört, geht er von 37 oder 38 Prozent aus, die jeweils auf die beiden Parteien entfallen werden. "Die FDP ist weg vom Fenster. Die bleibt weit unter fünf Prozent", prognostiziert Reh. Was ist mit den Grünen, die bis zum Bruch im Januar mit Liberalen und Union die Regierungskoalition meisterten? "Die kommen auf 5,2 Prozent."

Dass die Piraten in den Saar-Landtag einziehen, ist ihm klar. "Die erreichen zwischen sechs und sieben Prozent." Die Linke schätzt er auf zwölf bis 13 Prozent.

Ob es an einer Lustlosigkeit auch aufseiten der Parteiverantwortlichen liegt, dass es bisher keine Anfrage bei ihm für eine Wahlparty gab, ist unklar. Der Wirt: "Die letzten Jahre hat die SPD bei Landtagswahlen und anderen Wahlen im Bogart's gefeiert. Bis jetzt war noch niemand von denen da."

Dafür hatte er prominenten Besuch von den Christdemokraten: die Landesmutter und den Landtagspräsidenten. "Die Karrenbauer und Hans Ley haben vor drei Wochen am Tisch in der Ecke gesessen und Kaffee getrunken." Das Sicherheitspersonal blieb am Tresen.

Hier geht's oft ums Wetter
St. Wendeler Bogart's-Chef Fredy Reh <p>gibt spontane Prognose zum Landtag ab

St. Wendel. Politik als Gesprächsstoff unter der Trockenhaube beim Frisör? "Hier reden die Leute eher übers Wetter", berichtet Sandra Schu. Die 40-Jährige empfängt am Eingang als Rezeptionistin die Kunden beim St. Wendeler Frisörsalon Lieb und bekommt auch mit, was die heißen Themen im Laden sind. Doch Politik - das sei hier kein heißes Eisen. Das bestätigt auch ihre Kollegin, die Frisörin Nicole Stock (38): "Politische Themen sind hier nicht so häufig." Obwohl: Zuletzt hätten sich Kundinnen über die Bürgermeisterwahl in Ottweiler unterhalten, ergänzt Schu. Das habe wohl was damit zu tun, dass den Menschen ihrer Stadt, ihrem Ort näher sind als der Landesregierung. "Dabei ist das Saarland ja gar nicht so groß und der Landtag nicht weit weg", grübelt Schu.

Wo wir eben bei den Damen waren: Frauen sprächen bei Lieb ohnehin weniger über Politik als die männliche Kundschaft, sagt Stock. "Die großen wichtigen Themen werden hier ohnehin nicht geführt."hgn

 Fredy Reh vor seinem Lokal in der St. Wendeler Innenstadt. Die politische Diskussionsfreudigkeit bei seinem durchaus an Politik interessierten Publikum habe sich mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl gelegt. Foto: hgn

Fredy Reh vor seinem Lokal in der St. Wendeler Innenstadt. Die politische Diskussionsfreudigkeit bei seinem durchaus an Politik interessierten Publikum habe sich mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl gelegt. Foto: hgn

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