Behörde stoppt Tierquälerei

Saarbrücken. Einen schweren Fall von Tierquälerei, der die Veterinäre und die Ordnungsbehörden seit Jahren beschäftigt, hat die Landesregierung am Freitag beendet. So hat Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger (Grüne) am Freitag mitgeteilt, dass die "Beschlagnahmung der Tiere und deren tierschutzgerechte Unterbringung" durchgeführt worden sei

 Ungeschützt steht diese Schafherde im Regen auf einer neuen Koppel, die sich allmählich in ein Schlammbad verwandeln dürfte. Foto: Rolf Ruppenthal

Ungeschützt steht diese Schafherde im Regen auf einer neuen Koppel, die sich allmählich in ein Schlammbad verwandeln dürfte. Foto: Rolf Ruppenthal

Saarbrücken. Einen schweren Fall von Tierquälerei, der die Veterinäre und die Ordnungsbehörden seit Jahren beschäftigt, hat die Landesregierung am Freitag beendet. So hat Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger (Grüne) am Freitag mitgeteilt, dass die "Beschlagnahmung der Tiere und deren tierschutzgerechte Unterbringung" durchgeführt worden sei.

Auf diesen Fall hatte am Mittwoch der Präsident des Saarlouiser Verwaltungsgerichts, Ulrich André, aufmerksam gemacht, als er die Zustände auf einem Bauernhof im Kreis Merzig anprangerte und dabei die Veterinärbehörde scharf angriff. Die Rinderhaltung auf diesem Bauernhof sei in einem üblen Zustand, und dies sei auch schon seit 1993 bekannt, so André. Zum Teil stünden die Kühe bis zum Bauch im eigenen Mist. Oder der Mist liege so hoch, dass die Tiere oben drauf stünden und den Kopf nicht mehr heben könnten. Mangels Licht und Luft hätten sich bei den Rindern Ekzeme ausgebildet. Ferner lägen tote Tiere bis zur Verwesung herum, während nebenan Kälber zur Welt kämen. Vor diesem Hintergrund ärgerte sich André über das Ansinnen der Veterinärbehörde, den Bauern zur Installation von elektrischem Licht im Kuhstall zu zwingen. Der Richter zog für sich den Schluss: "Es geht nicht darum, dass das Elend auch noch ausreichend beleuchtet wird, sondern darum, das Elend zu beenden."

Dieser Angriff auf die tierquälerische Rinderzucht traf im Landtag auf offene Ohren. Wie der Vorsitzende des Umweltausschusses, Karl Josef Jochem (FDP), im Anschluss an die Sitzung seines Gremiums mitteilte, sei quer durch die Parteien eine Beendigung dieser Zustände gefordert worden. Jochem: "Alle Fraktionen waren bestürzt, dass in diesem Fall nicht rechtzeitig gehandelt worden war." Zugleich sorgte der Vertreter der Landesregierung im Umweltausschuss für einen Eklat, indem er den Angriff des Gerichtspräsidenten auf die Veterinärbehörde damit konterte, dass er von einem "Justizskandal" sprach. Diese Richterschelte wurde seitens der SPD kritisiert. Dazu Jochem: "Das war eine unglückliche Äußerung des Vertreters der Landesregierung im Ausschuss." Nach der Umwelt-Ausschusssitzung forderten alle Landtagsfraktionen in Presseerklärungen, dass die Zustände auf dem Bauernhof sofort beendet werden müssten.

Unterdessen beschwerten sich Bürger vom Saargau bei unserer Zeitung auch über schlimme Zustände in einer Schafherde, deren gerade geborene Lämmer zum Teil auf schlammigen Koppeln verendeten. Manchmal brächen die unbeaufsichtigten Tiere auch aus und streunten durchs Dorf, über die Straßen oder über Pferdekoppeln. Im Umweltministerium hieß es, dass man sich um diese Herde kümmere.

Meinung

Der Erfolg eines Richters

Von SZ-Redakteur

Gerhard Franz

Alle Achtung. Oft kommt es nicht vor, dass ein Verwaltungsrichter einen so durchschlagenden Erfolg erzielt wie im vorliegenden Fall. Erst am Mittwoch war es, als Verwaltungsgerichtspräsident Ulrich André auf die schlimmen Zustände auf einem Bauernhof aufmerksam machte - und bereits am Freitag verfügt das Umweltministerium die Beschlagnahmung der Rinder. Mit seinem Aufsehen erregenden Akt von Zivilcourage zwang der Richter die Verwaltung zum Handeln, wobei er auch die Rückendeckung aller Landtagsfraktionen bekam.

Jedoch wünschte man sich, dass die Verantwortlichen in den Behörden öfter so beherzt zupacken, wenn Tiere leiden müssen. Aber man sollte mit Vernunft und Augenmaß an die Dinge rangehen. Nicht alles, was von fern schlimm aussieht, ist gleich Tierquälerei.

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