Ein Illinger Naturfreund Verfechter der rasenmäherfreien Zone

Illingen · Helmut Jochem hegt und pflegt die Gelbbauchunken in Illingen und hat einen besonderen Garten.

 Seit 40 Jahren beschäftigt sich der Illinger Helmut Jochem mit Gelbbauchunken.

Seit 40 Jahren beschäftigt sich der Illinger Helmut Jochem mit Gelbbauchunken.

Foto: Engel

Im Garten, oder besser vielleicht im Dschungel von Helmut Jochem, reihen sich Hügel, Gräben, und Tümpel aneinander, verwunschene Pfade schlängeln sich durch sein 700 Quadratmeter großes Paradies mitten in Illingen. Trockenmauern türmen sich auf, viele Pflanzenarten und Tiere sind hier zuhause. Man meint, die Vögel sängen bei Jochem im Garten intensiver als sonstwo. Auf ein Tier in seinem Naturgarten ist er aber ganz besonders stolz: Die Gelbbauchunke. In ihrem mitteleuropäischen Verbreitungsgebiet ist die Gelbbauchunke durch die Zerstörung und Isolation geeigneter Lebensräume stark gefährdet. Hier sei es Populationen häufig nicht mehr möglich, sich aus eigener Kraft zu regenerieren oder genetischen Austausch zu anderen Populationen zu haben, sagt Jochem. Dem entgegenzuwirken, hat sich der 63 Jahre alte Ingenieur für Landschaftsökologie aus Illingen zur Aufgabe gemacht, und das inzwischen seit 40 Jahren. Aber nicht nur die Gelbbauchunke liegt ihm am Herzen, Jochem tritt seit Jahrzehnten vehement und durchaus wortgewaltig für den Umwelt-, Tier- und Naturschutz ein.

Wie kommt einer dazu, sich über einen so langen Zeitraum um eine eher unscheinbare Amphibienart zu kümmern, sie bekannt zu machen und zu schützen? Vor gut 40 Jahren, erinnert sich Jochem, sei er auf einer Wanderung auf ein Pfütze voller Kaulquappen gestoßen, damals nicht wissend, welches Tier es war. Er nahm zehn Tiere mit nach Hause und konnte sie dort identifizieren: Die Gelbbauchunke. „Ich bin dann zu dieser Wasserpfütze zurückgekehrt, um auch die anderen Kaulquappen zu bergen, aber da war es schon zu spät; ein Auto hat alle platt gefahren.“ Diesen zivilisatorischen Unfall hat Jochem inzwischen jedoch mehr als ausgeglichen, denn heute bietet er mit rund 60 Tümpeln und Regenwasserrückhaltebecken in seinem Garten üppigen Lebensraum für größere Populationen für diese Amphibienart. Aber bei weitem nicht nur die wechselwarmen Tiere fühlen sich bei Jochem wohl. Alleine acht Arten Wildrosen, ungezählte Beerensorten, Wildobst, Äpfel, Birnen sowie Gräser, Farne und Kletterpflanzen gedeihen prächtig und bilden Lebensraum für allerlei Insekten.

Er möchte mit seiner Art Gartenbau, sagt Jochem, „mit der Idee der rasenmäherfreien Zone auch andere Gartenbesitzer anspornen, mehr Leben in die Grünanlagen zu lassen“. Ein Nachbar macht schon mit, „er hat eine Benjes-Hecke angelegt“. Eine Benjes-Hecke ist eigentlich gar keine Hecke, sondern ein Totholz-Streifen. Der Name stammt von dem Landschaftsgärtner Hermann Benjes, der in den 80er-Jahren auf die Idee zur Verwertung des Grünschnitts kam. Die Benjes-Hecke bietet Igeln, Vögeln und Insekten Unterschlupf und Schutz. Wenn sich jeder so intensiv mit Flora und Fauna im heimischen Garten auseinandersetzen würde, wie Helmut Jochem, sähe es bestimmt in den meisten Gärten anders aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort