Rom schmeckt nach Cappucino und Artischocken

Saarbrücken. "Woran liegt es, dass man sich so zu Hause fühlt hier?", fragt er in einem Gedicht. Und in einem anderen: "Woher rührt dieser Magnetismus der Steine?" Immer wieder musste sich Durs Grünbein das Prädikat der Philisterei anheften lassen. Nicht immer gerechtfertigt. Dieses Mal schon

Saarbrücken. "Woran liegt es, dass man sich so zu Hause fühlt hier?", fragt er in einem Gedicht. Und in einem anderen: "Woher rührt dieser Magnetismus der Steine?" Immer wieder musste sich Durs Grünbein das Prädikat der Philisterei anheften lassen. Nicht immer gerechtfertigt. Dieses Mal schon. In sein neues Buch hat er alles gepackt, was er in der italienischen Metropole geschrieben hat. Das Resultat ist ein römischer Eintopf aus freien Versen, der Neuübersetzung von Juvenals "Dritter Satire" sowie einem erläuternden Essay dazu sowie einigen Prosabildern.

Der "Mann aus dem Norden", wie der Dichter sich selbst nennt, gerät in Italien ins Schwärmen: "Jetzt wird geprasst/ Mit Licht Luft und Leichtsinn." Grünbein lässt sich von den "Sirenen der Ambulanzen" ins Zentrum ziehen. Die Motorradfahrer kommen ihm vor wie "Gladiatoren in schwarzen Helmen". Beim Anblick einer sich im Bikini räkelnden Schönheit auf einem Plakat fragt er sich, was wohl der Dichter Catullus dazu gesagt hätte? Und eine Gänsehaut überkommt ihn, wenn er während der Audienz beim Papst, diesem "Pontifex Superstar", die roten Banner mit den Buchstaben "SPQR" sieht, die ihn an die Feldzeichen der römischen Legionen erinnern. Rom ist für ihn "Ort einer Wunscherfüllung".

Doch seine bemüht lockere Sprache glückt nicht immer. Wenn zwischen den antiken Steinen auf einmal Mücken "wie Junkies aus dem Off" schwirren, wirkt das ungewollt komisch. Solche Stilbrüche machen den 48-Jährigen älter als er ist.gro

Durs Grünbein: Aroma. Ein römisches Zeichenbuch. Suhrkamp, 184 Seiten, 19,90 €.

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