"Zweibrücken droht Pflegekollaps"

Zweibrücken. Eine helfende Hand - die benötigen die meisten Menschen, wenn sie betagt sind. Das Problem ist, dass diese helfenden Hände in Deutschland Mangelware sind. Helfende Hände händeringend gesucht: So lässt sich denn auch das Problem von Mario Sauder, Leiter des DRK, Kreisverband Südwestpfalz, zusammenfassen

Zweibrücken. Eine helfende Hand - die benötigen die meisten Menschen, wenn sie betagt sind. Das Problem ist, dass diese helfenden Hände in Deutschland Mangelware sind. Helfende Hände händeringend gesucht: So lässt sich denn auch das Problem von Mario Sauder, Leiter des DRK, Kreisverband Südwestpfalz, zusammenfassen. Sauder erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung: "In Rheinland-Pfalz fehlen 2600 entsprechende Mitarbeiter in den Altenheimen und Krankenhäusern." Auch in Zweibrücken sei die Lage ernst: Hier komme zu dem Nachwuchsproblem noch das Problem, dass es zu wenige Heimplätze gibt. "In Zweibrücken gibt es aktuell rund 360 stationäre Pflegeplätze. Dazu kommen noch 60 weitere Plätze, die durch den Neubau der Inneren Mission am Evangelischen Krankenhaus entstehen", zählt er auf. Das mache in der Summe 420 Plätze. "Viel zu wenig", merkt Sauder an. In den nächsten Jahren steige der Bedarf deutlich an. "Bis 2025 werden wir in Zweibrücken 600 bis 700 Pflegeplätze benötigen; manche Studien gehen sogar von rund 800 erforderlichen Plätzen aus." Sauders Schlussfolgerung: "Der Stadt Zweibrücken droht der Pflegekollaps." Wie dagegen angehen? "Ich habe die Lösung leider nicht parat", erklärt er. "Welcher Investor ist bereit, ein neues Pflegeheim zu bauen, wenn absehbar ist, dass er das Personal dafür nicht finden wird?"Das DRK, das in Mörsbach ein Gästehaus für Pflege mit 30 Plätzen unterhält und ferner Pflegebedürftige ambulant betreut, setze verstärkt auf die Ausbildung. Unter den 111 Mitarbeitern des DRK Südwestpfalz würden derzeit 22 Personen für den Bereich Pflege ausgebildet. "Wir tun, was wir können", sagt Sauder. "Aber es wird immer schwieriger, Nachwuchs zu finden. Der Beruf des Pflegers hat in Deutschland leider kein hohes Ansehen. Dazu kommt, dass die Tätigkeit physisch und psychisch anstrengend ist." Man wisse auch, dass das Gehalt der Pflegekräfte grundsätzlich nicht sehr hoch sei. "Aber wir stehen unter einem enormen Kostendruck. Unser Gästehaus für Pflege in Mörsbach hat erst vor kurzem eine Schwarze Null geschrieben." Das DRK braucht dort neun Pflegekräfte, bekommt laut Sauder von der Krankenkasse aber nur 7,19 Stellen refinanziert. Eine deutliche Erhöhung der Gehälter sei kaum durchsetzbar.

Das Gehalt sei jedoch nur ein Aspekt, um junge Menschen für den Beruf des Pflegers zu motivieren. "Die Arbeit mit alten Menschen bereichert den Pfleger auch", macht der DRK'ler deutlich. Aber diese idealistische Sichtweise hätten viele Bewerber leider nicht. Das DRK müsse folglich um jeden Bewerber kämpfen, wie die anderen Einrichtungen in Zweibrücken auch.

Gibt es einen Konkurrenzkampf der Einrichtungen in der Stadt, werben diese sich womöglich die begehrten Pfleger gegenseitig ab? "Momentan ist es noch nicht so. Es gibt quasi eine Art Ehrenkodex, dass man das nicht tut. Aber wenn sich in den nächsten Jahren der Mangel an Pflegekräften verschärft, will ich nicht ausschließen, dass es zu solchen Abwerbungen kommt." Foto: pm

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