„Wir mussten fliehen“

Zweibrücken · Zweibrücken ist für zahlreiche Bürger mit Migrationshintergrund eine neue Heimat geworden. In unserer Serie „Angekommen in der Fremde“ stellen wir einige dieser Menschen vor. Heute ist es Said Megally aus Ägypten.

 Said Megally floh aus Ägypten und landete in Zweibrücken. Foto: Ruth Reimertshofer

Said Megally floh aus Ägypten und landete in Zweibrücken. Foto: Ruth Reimertshofer

Foto: Ruth Reimertshofer

Seine Zukunft hat sich der junge Ägypter, als er vor fast zwei Jahren zum ersten Mal Fuß auf deutschen Boden setzte, sicher anders vorgestellt. Said Megally ist von schmächtigem Körperbau und seine Augen sind verschleiert von Traurigkeit. Er kam, in einer Gruppe mit anderen, in München mit dem Flugzeug an. "Es war der 29. August 2013", sagt er. Von München wurde er in die Erstaufnahmestelle nach Trier geschickt und nach einem Monat Aufenthalt dort ging es nach Zweibrücken . Der heute 23-Jährige ist in Menbal, einem Vorort der Provinzhauptstadt Al-Minya in Mittelägypten geboren und aufgewachsen. Sein Freund Ayad Azer übernimmt beim Gespräch gern das Wort und erzählt von den Unruhen in seiner Heimatstat und in ganz Ägypten nach dem Sturz von Mubarak: "In Ägypten wurden wir als Christen verfolgt, allein in Al-Minya wurden etwa 80 koptische Kirchen durch Feuer zerstört, wir bekamen keine Arbeit, deswegen wollten und mussten wir fliehen."

In seiner Heimatstadt lebt noch die Familie von Said Megally - vier Schwestern und in einem Monat kommt noch ein kleiner Bruder zur Welt. "Ich werde ihn nur auf einem Bild sehen können, das mir meine Mutter schicken wird", erzählt er traurig. Der Vater von Said Megally arbeitete früher wie viele Ägypter als Gast- und Wanderarbeiter im benachbarten Libyen, doch auch dort ist es inzwischen für Christen nicht mehr möglich. Der junge Mann hat nach insgesamt elf Jahren Schulbesuch fünf Jahre als Maler und Lackierer gearbeitet. "Bei uns gibt es keine Lehre wie in Deutschland", sagt er. In seinem Aufenthaltstitel steht "Beschäftigung gestattet mit Zustimmung der Ausländerbehörde". Inzwischen hat er hat seinen Lebenslauf und alle notwendigen Papiere hinterlegt und hofft auf eine Arbeitsstelle. "Ich will lernen, die Sprache können und endlich arbeiten!" Seit einigen Tagen steht den beiden jungen Männern ein Pate vom Patenschaftsnetzwerk des Beirats für Migration und Integration zur Seite, damit es mit dem Lernen schneller und besser geht.

Was die Unzufriedenheit verstärkt, ist die lange Wartezeit auf eine Anhörung vor der Asylbehörde in Trier. "Seit unserer ersten Anhörung 2013 gab es keinen Kontakt, keine Einladung, nichts aus Trier!", sagen die beiden mit einer Mischung aus Verbitterung und Traurigkeit in der Stimme. Ihre Zeit verbringen sie mit Freunden aus der Heimat und zusammen in der gemeinsamen Unterkunft. Untereinander sprechen sie natürlich Arabisch und die Integration geht leider nur schleppend voran. Kürzlich hat sich der 20-jährige Ayad auch beim Fußballspielen am Bein verletzt und läuft derzeit mit einer Schiene herum. Ihre Gesichter drücken jugendliche Unbekümmertheit aus, doch gleichzeitig sind sie demoralisiert. Mit der Familie kommunizieren sie per Telefon oder über die sozialen Netzwerke. "Meine Mutter sagt mir jedes Mal, Said, ich vermisse dich so sehr!" Und Said wartet ungeduldig auf eine Klärung des Asylstatus und eine Arbeit, um eine Perspektive zu haben.

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