Ausstellung von Granete Ngirandi in der Zweibrücker Karlskirche Den Weltgebetstag über die Kunst öffnen

Zweibrücken · Dass der Weltgebetstag (WGT) in Zweibrücken so gut angenommen wurde, macht viele der Beteiligten glücklich. Traurig dagegen war, dass geplante Veranstaltungen und auch Öffnungszeiten auf Grund der allgemeinen Lage ausfallen mussten.

 Die Regenzeremonie ist für Granete Ngirandi ein besonders wichtiges Werk.

Die Regenzeremonie ist für Granete Ngirandi ein besonders wichtiges Werk.

Foto: Cordula von Waldow

„Das ist so eine tolle Idee: Den Weltgebetstag WGT über die Kunst zu öffnen und damit eine ganz neue Zielgruppe anzusprechen, neue Menschen über die initiierenden und gastgebenden Kirchen hinaus zu gewinnen!“ Bei ihrem Besuch Anfang März lobten die Präsidentin des WGT-Weltkomitées, Laurence Gangloff aus dem Elsass, sowie die Deutsche Liaison (Verbindungsfrau zwischen dem Deutschen und dem Weltkommitée), Cornelia Trommer-Klimpke, die Initiative, das Anliegen des WGT mit Kunst aus dem gastgebenden Land zu verbinden.

Wenngleich die Stärkung von Frauen und Mädchen weltweit von den christlichen Frauen aller Konfessionen ausginge, gehe das Thema „Stärkung der Weiblichkeit“ alle an. Um nicht, wie bislang, lediglich die Kirchenkreise anzusprechen, hatte in Zweibrücken erstmals dazu eine Ausstellung stattgefunden: „Steh auf und geh! – Frauen in Simbabwe“, mit Werken der international anerkannten Künstlerin Granete Ngirandi. Dies sei genau der richtige Weg, Zweibrücken mit seiner Lage im Herzen von Deuschland, Frankreich und Luxemburg prädestiniert, die Karlskirche wunderschön.

Neben der zwölfköpfigen Delegation der Weltgebetstagsfrauen und den rund 150 Teilnehmern an der Vernissage besuchten allein in der ersten Woche weit mehr als 300 Interessierte die Ausstellung. Eine siebte Klasse der Herzog-Wolfgang-Realschule plus in Zweibrücken entdeckte erstaunt die Technik, die Granete Ngirandi verwendet: Mit Kleidern aus Rauhfaser, der Einarbeitung von Sackleinen wie bei dem ihrem deutschen Schwiegervater gewidmeten Igel, Kohlestückchen oder Sand erhalten selbst ihre Acrylgemälde eine ganz eigene Struktur und Tiefenwirkung.

Ihre Themen sind die Traditionen ihres Stammes, der Shona, aber auch aktuelle Ereignisse wie Migration und Flucht, Aids oder Umweltzerstörung. Und immer wieder: Frauen. Auffallend ist, dass sie nie ein individuelles Gesicht haben, selbst wenn sie einen Namen tragen wie „July“ oder „Jenni“. Eines aber ist allen gemeinsam: Ihre ruhige, selbstbewusste Körperhaltung strömt eine unbändige Kraft aus. Leuchtend rot ist das taillierte Kleid von „Aunt Dorothy“, ein schicker weißer Hut lässt sie ladylike wirken vor einem surrealen Hintergrund, der ihre unterschiedlichen Lebenskontexte andeutet.

Ein anderes Bild zeigt eine Frau bei einer Alltagsbeschäftigung wie Bierbrauen. In den klaren Konturen treten die Kraft ihres Körpers und ihrer Bewegungen umso deutlicher hervor.

„Chivanhu“ zeigt eine Frau im grüngelben Kleid mit dunklen Schattierungen, die wie eine Erdgöttin voller Dynamik die Regentrommeln schlägt und durch die Energie dieser Beschwörung den Wunsch zur Wirklichkeit werden lässt. Wasserströme stürzen hinter ihr hinab und überfluten die hellen Felder.

Außerdem war eine Serie von Grafiken zu sehen. Granete Ngirandi verwendet hier Materialdrucke. Neben den traditionellen Tänzern thematisiert sie die Umweltverschmutzung, die Generation der Aidswaisen, aber auch Aufklärung: „Know your game“ hat Granete Ngirandi, die seit 1998 mit ihrer Familie in Ludwigshafen lebt, für eine Aids-Aufklärungskampagne entworfen, um dem Glauben, Aids sei ein unabwendbares Schicksal oder ein Fluch entgegenzuwirken.

„Steh auf und geh“, der Titel der Ausstellung wurde zu einem flammenden Appell für Selbstermächtigung. Viele Interessierte waren daher enttäuscht, dass geplante Veranstaltungen und auch Öffnungszeiten auf Grund der allgemeinen Lage ausfallen mussten.

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