Hans Otto Streuber und Elke Streuber: „Nie an eigene Listen-Gründung gedacht“ Warum Streuber in den Stadtrat wollte

Zweibrücken · Alt-OB: „Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“. Dass die SPD ihn ablehnte, akzeptiere er – beschämend sei aber die Art.

 An eine eigene Ratsliste hätten weder er noch seine Frau Elke gedacht, betont Hans Otto Streuber.

An eine eigene Ratsliste hätten weder er noch seine Frau Elke gedacht, betont Hans Otto Streuber.

Foto: Cordula von Waldow

Als Oberbürgermeister von 1993 bis 1999 erarbeitete sich Hans Otto Streuber ein Ruf eines Machers und Visionärs – zwei Eigenschaften, die die Zweibrücker bei ihren OBs schätzen, aber nur selten in einer Person vereint sehen. Kein Wunder also, dass der Sozialdemokrat auch heute noch manche Fantasie beflügelt.

So wurde er kürzlich im Rathaus gesehen, wie er sich im Hauptamt kundig machte, wie Bürger eine Liste für die Stadtratswahl aufstellen können. Weil gleichzeitig Gerüchte die Runde machten, der 69-Jährige habe für die SPD-Ratsliste kandidieren wollen, war bald Stadtgespräch: Will der Alt-OB etwa mit einer eigenen (Senioren-)Liste bei der Rats-Wahl am 26. Mai 2019 antreten, gemeinsam mit seiner Frau Elke Streuber und Wolfgang Ohler, die beide vom SPD-Vorstand zur Wiederwahl in den Stadtrat vorgeschlagen waren, aber verärgert verzichteten? Ohler (der sich altersdiskriminiert fühlt, weil er „nur“ für Listenplatz 13 vorgesehen war) hatte dies schon gestern in unserer Zeitung klar dementiert. Und auch Streuber betont nun auf Merkur-Anfrage: „Zu keiner Zeit“ hätten er und seine Frau erwogen, woanders als auf der SPD-Liste zu kandidieren.

Im Rathaus sei er zum ersten Mal seit 19 Jahren gewesen. Das habe sich dort schnell herumgesprochen, und einige Persönlichkeiten seien vorbeigekommen und hätten gesehen, was er dort machte. Insofern „liegen die Spekulationen nahe“, ist Streuber nicht überrascht. Aber er sei nur aus Neugier im Rathaus gewesen – denn er habe sich gewundert zu lesen, dass einige gescheiterte Kandidaten der OB-Wahl 2018 womöglich eine eigene Ratsliste aufstellen: „Ich wusste nicht, dass das ohne eine Partei so einfach geht und habe im Internet gelesen, dass es dazu ein Kommunalwahl-Handbuch gibt, das ich mir im Rathaus abgeholt habe.“ Aber weder vor noch nach der Lektüre habe er an eine eigene Liste gedacht.

Über den Streit mit der SPD über seinem Angebot, auf deren Liste zu kandidieren, würde er am liebsten gar nicht öffentlich reden, sagt Streuber: „Für mich ist die Angelegenheit erledigt. Ich habe ohne Enttäuschung reagiert. Wenn die das nicht wollen, ist es nun mal so.“ Auf hartnäckige Nachfrage schildert Streuber dann aber doch seine Sicht des Ablaufs: Er habe etwa sechs Wochen vor der Listenaufstellung dem Parteivorstand „gesagt, dass ich bereit wäre für den Stadtrat zu kandidieren, wenn das für die SPD hilfreich sein könnte“. Und das könnte es, war Streuber überzeugt: Er habe seine Erfahrung in die Fraktionsarbeit einbringen wollen (auch zugunsten junger Kollegen) und mit ihm als Zugpferd würde die SPD mehr Stimmen holen. Er habe zwar weder in den Fraktionsvorstand gewollt noch auf Listenplatz 1 oder 2 kandidieren wollen – aber den ihm angebotenen Platz 30 habe er abgelehnt: „Ich wollte kein Scheinkandidat sein, sondern wirklich in den Rat!“ Auch auf Platz 10 könne man einen früheren OB nicht „verstecken, das sähe für die Wähler komisch aus“, er habe „ungefähr Platz 5“ angestrebt. Denn: „Ich bin der Auffassung, eine Liste muss auch vorne ein Gesicht haben. Auf die Mischung alt/jung, Mann/Frau zu achten, ist sehr schön – aber der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler!“

Es habe dann „sehr unschöne Diskussionen im Hintergrund gegeben, die teils beschämend und beleidigend waren, auch über meine Frau wurde hergezogen“, ärgert sich Streuber. Nach alledem habe auch seine Frau auf eine Kandidatur verzichte, obwohl sie mit dem ihr angebotenen Listenplatz 8 zufrieden gewesen sei.

Anders als Ohler schließt Streuber nicht aus, trotz der Turbulenzen die SPD im Rats-Wahlkampf 2019 zu unterstützen, ist allerdings skeptisch: „Im Moment ist der Wahlkampf für mich sehr weit weg. Man muss mal gucken, ob es noch Wendungen gibt. Mir ist ja sogar mein Engagement im OB-Wahlkampf angekreidet worden. Als ich im Merkur mit meinem eigenen Geld eine Wahlempfehlungs-Anzeige für Marold Wosnitza geschaltet habe, hieß es, ich wolle mich damit in den Stadtrat einkaufen!“

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