Tote Sprachen ganz lebendig „In mir steckt noch die Antike“

Zweibrücken · Warum erwachsene Menschen nur zum Spaß Latein und Griechisch lernen.

 Lerninteressierte Runde bei Anita Bischoff in der Bipontina.

Lerninteressierte Runde bei Anita Bischoff in der Bipontina.

Foto: Margarete Lehmann

(fro) Ohne die klassische Antike mit der griechischen und lateinischen Sprache ist unsere europäische Kulturwelt nicht denkbar. Griechisch und Latein wirken in hohem Maße in die heutige Welt hinein, nicht nur sprachwissenschaftlich, sondern in allen Bereichen. Die romanischen Literaturen sind zu einem großen Teil von der antiken lateinischen-griechischen Literatur geprägt. Wissenschaftliche Terminologie ist überwiegend von der griechischen und lateinischen Sprache hergeleitet. Der Wortschatz romanischer Sprachen findet durch Latein eine große Erweiterung. „Überhaupt, auch typische grammatikalische Strukturen finden sich in allen romanischen Sprachen wieder. Ich würde keinem Schüler die Hochschulreife bescheinigen, der keine Lateinkenntnisse besitzt“, sagt Anita Bischoff, Gymnasialpädagogin für Latein und Griechisch, im Gespräch. Jede Übersetzung ist zugleich auch eine Interpretation. „Wir müssen also in vielen Bereichen auf das Original zurückgreifen“.

14 sprachinteressierte Erwachsene besuchen zurzeit den Latein-Griechischkurs, den Anita Bischoff in der Bibliotheca Bipontina in lockerer Runde – ganz ohne Prüfungsdruck – abhält. Der Kurs ist eine Fortsetzung des Kurses aus dem vergangenen Jahr. 14-tägig, das nächste Mal am 30. Januar von 18 bis 19.30 Uhr, geht es weiter. Historiographie steht auf dem Programm: Von Herodot und Thukydides bis hin zu Sallust, Livius und Tacitus. Zur Runde gehören Lehrer, Richter, Pastoren. Aber nicht nur. „Ich bin Bauingenieur, war aber vor gut 30 Jahren, damals noch auf dem altsprachlichen Gymnasium, Schüler bei Frau Bischoff. Tief unten in mir steckt noch unvergessen die Antike, sie hat mich geprägt. Ich bin schon länger dabei, schon im vergangenen Jahr, zur Sprachauffrischung und ein bisschen Nostalgie ist natürlich auch dabei“, sagt Andreas Kinzer.

Gemeinsam geht die Runde einen kurzen Text von Herodot in Griechisch durch. „Griechisch ist die Sprache der Sprachen“, betont Bischoff, selbst immer wieder hochbegeistert. Der Text, vorgelesen und Wort für Wort durchgenommen, macht noch einmal deutlich, wie viele Wörter doch aus dem Griechischen stammen. Man versteht den Text beinahe, ohne die griechische Sprache zu beherrschen.

Alle Anwesenden schreiben Denkwürdiges mit, das gibt es in Hülle und Fülle. Herodot schreibt in seinem historischen Werk logoi, Geschichten, auf und reiht sie aneinander wie Glieder einer Kette. Es entsteht eine spannende Weltgeschichte in literarischer Qualität, der damaligen bekannten Welt natürlich nur. Am kommenden Abend geht es um den Historiker Thukydides aus Athen.

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