Entsetzen über drohendes Klinik-Aus

Zweibrücken · Am Evangelischen Zweibrücker Krankenhaus schlug die Nachricht einer möglichen Schließung gestern am späten Nachmittag ein wie eine Bombe. Nun will die Belegschaft sofort Klarheit über ihre Zukunft.

 Gehen hier bald die Lichter aus? Foto: Lutz Fröhlich

Gehen hier bald die Lichter aus? Foto: Lutz Fröhlich

Foto: Lutz Fröhlich

Die Belegschaft des Evangelischen Krankenhauses Zweibrücken war gerüstet: Am Freitag, 15 Uhr, sollte sie nach Monaten des bangen Wartens vor Ort endlich über ihre Zukunft informiert werden. Nur wenige Stunden, nachdem die Mitgliederversammlung des Trägers LVIM (Landesverein für Innere Mission in der Pfalz) getagt und letzte Entscheidungen in der Sache getroffen hätte.

Doch dann kam es gestern ganz anders. Am Spätnachmittag machte bereits die SWR-Meldung die Runde, dass das Krankenhaus geschlossen werden soll, die so ersehnte Zusammenarbeit mit dem Nardini-Klinikum sich allenfalls auf die Innere Medizin beschränken wird und "die meisten der 380 Mitarbeiter" ihren Job verlieren. LVIM-Sprecherin Susanne Liebold bestätigte zunächst nichts, sprach davon, dass entsprechende Meldungen "jeglicher Grundlage entbehren", um dann am späten Abend die Schreckensmeldungen zwischen den Zeilen in einer gemeinsamen Mitteilung mit dem Nardini-Klinikum doch weitgehend zu bestätigen: Die Krankenhaus-Versorgung in Zweibrücken werde "konzentriert", dies aber auch nur in der Inneren Medizin. Parallel suche man "mögliche Investoren", um "alternative Fortführungsoptionen" für das Evangelische zu "sondieren".

Die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung der Klinik, Silvia Bezold, sagte zu der SWR-Meldung: "Mich hat diese Nachricht böse überrascht." Sie wisse aber nicht, ob sie stimme - die Mitarbeitervertretung sei in die Verbundkrankenhaus-Gespräche "gar nicht eingebunden". Bezold mailte gestern nach der SWR-Meldung LVIM- und Krankenhaus-Führung an und forderte sie auf, die Mitarbeiter nun schnell zu informieren: "Freitag ist etwas spät! Ich erwarte, dass am Mittwoch eine Reaktion kommt." Bezold war gestern schon zuhause, als diensthabende Kollegen sie anriefen und über die Hiobsbotschaft informierten. "Die haben Brass, sind enttäuscht oder heulen", berichtet Bezold über die Stimmung gestern ab Spätnachmittag im Krankenhaus.

Hedi Danner, SPD-Stadträtin und seit 41 Jahren im Pflegebereich des Hauses tätig, kritisierte es als "unvorstellbar, dass die Mitarbeiter aus den Medien erfahren, dass ihr Krankenhaus geschlossen werden soll". Während der Verhandlungen habe es "keinerlei Informationen für die Mitarbeiter von den Verantwortlichen gegeben". Danner sagte, sie sei "bitterböse" - und fragt, "wer es zu verantworten hat, dass so ein gutes Haus geschlossen werden soll". Dies sei auch für die Patienten schlimm. Sie sehe die Versorgung der Zweibrücker Bürger bei einer Schließung "nicht gesichert".

Fritz Presl, bis März langjähriger Zweibrücker Landtagsabgeordneter, hatte gestern Abend am Rande einer SPD-Veranstaltung ein Gespräch mit Oberbürgermeister Kurt Pirmann über die SWR-Meldung zur Krankenhaus-Schließung . Beide seien "überrascht, dass das durchgestochen worden ist", bevor am Freitag die Mitarbeiter informiert werden. Wie viele Arbeitsplätze am Evangelischen Krankenhaus werden verloren gehen? Presl: "Wenn nur eine Abteilung übernommen wird, kann wahrscheinlich weniger als die Hälfte der Mitarbeiter übernommen werden." Dies sei deutlich weniger, als von ihm und auch vom Gesundheitsministerium erhofft. Noch im Dezember hatte das Ministerium bei den Gesprächen über ein Verbundkrankenhaus in Zweibrücken die Sicherheit der Arbeitsplätze als "zentrales Ziel" genannt, möglichst alle sollten erhalten werden (wir berichteten). Presl betonte: "Wir dürfen unsere Landeskirche nicht aus der Verantwortung lassen."

Der Präsident der Evangelischen Landeskirche der Pfalz, Christian Schad, zeigte sich auf Anfrage am Abend von Schließungsmeldungen überrascht: "Das ist eine neue Information für mich, ich kann sie nicht bestätigen." Schad, der auch dem Verwaltungsrat der Diakonissen Speyer-Mannheim vorsitzt, war laut Informationen aus Kirchenkreisen im letzten Sommer treibende Kraft hinter den Bemühungen, Wirtschaftsprüfungen in die Wege zu leiten und zu erreichen, dass die Diakonissen das Evangelische Zweibrücker Krankenhaus retten. Vorausgegangen war damals ein Hickhack um zuerst verkündeten und dann dementierten Stellenplatzabbau an der Klinik.

Müsste das Krankenhaus schließen, würde das kein gutes Licht auf den LVIM-Verwaltungsratschef, Oberkirchenrat Manfred Sutter, werfen. Wie gut unterrichtete Kirchenkreise bestätigen, hatte dieser bei der Herbstsynode in Speyer angekündigt, dass das Haus in evangelischer Trägerschaft bleiben und man sowohl Standort als auch alle Arbeitsplätze erhalten werde. Für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen mit dem Nardini hatte er im "Evangelischen Kirchenboten" Alternativpläne angekündigt, ohne Details zu nennen.

Kurz nachdem die vermeintlichen Schließungspläne gestern bekannt wurden, startete Silvia Mauß bei www.change.org die an den LVIM gerichtete Online-Petition "Das Evangelische Krankenhaus darf nicht geschlossen werden". Bis Redaktionsschluss hatten schon 167 Bürger unterschrieben.

> Seite 1: weiterer Bericht

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