Die Spenden fließen weiter

Zweibrücken. Mit der Weltfinanzkrise ist die Unsicherheit gewachsen. Menschen haben wieder mehr Angst um ihren Job, ihren wirtschaftlichen Status - oder stehen tatsächlich auf der Straße. Das muss sich doch auch auf die Spendenbereitschaft auswirken. Sollte man meinen. Und tatsächlich melden etwa die Tafeln in der Region einen Rückgang der Lebensmittelspenden (wir berichteten)

Zweibrücken. Mit der Weltfinanzkrise ist die Unsicherheit gewachsen. Menschen haben wieder mehr Angst um ihren Job, ihren wirtschaftlichen Status - oder stehen tatsächlich auf der Straße. Das muss sich doch auch auf die Spendenbereitschaft auswirken. Sollte man meinen. Und tatsächlich melden etwa die Tafeln in der Region einen Rückgang der Lebensmittelspenden (wir berichteten). In Zweibrücken hingegen ist der Zusammenhang zwischen Krise und Freigiebigkeit nicht so eindeutig.Denn die Klein- und Sachspenden, sagt Annette Peetz von der Zweibrücker Tafel, fließen weiterhin. Die Lebensmittel-Gaben der Händler, die jeden Donnerstag an Bedürftige verteilt werden, "schwanken halt so". Am vergangenen Donnerstag etwa sei das Angebot zum Beispiel üppig gewesen, die Woche zuvor eher karg. "Das hängt halt mit der Kalkulation der Geschäfte zusammen", sagt Peetz. Insgesamt ist sie jedoch zufrieden, denn "die Geschäfte stehen zu uns". Auffällig hingegen: "Es kommen mehr Leute zu uns." Aktuell etwa 140 Haushaltsvorstände, die für rund 780 Bedürftige Lebensmittel abholen. 40 Prozent dieser Bedürftigen, verdeutlicht Peetz, sind Kinder.

Der Kinderschutzbund hat aktuell einen Kundenstamm von fast 300 Menschen, die er mit Lebensmitteln und Kleidung versorgt - und ebenfalls kein Problem damit, genügend Waren zu beschaffen. "Wir haben sehr viele Spender", betont Franziska Linse, stellvertretende Vorsitzende des Kinderschutzbundes.

Beim DRK ist zwar die zusammengefasste Summe von Mitgliedsbeiträgen und Spenden gesunken, aber vor allem, weil viele ältere Mitglieder in den vergangenen Monaten gestorben sind. Der Spenden-Anteil, sagt Kreisgeschäftsführer Mario Sauder, liegt etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Womöglich ist sogar noch eine Steigerung möglich, denn die klassische Spendenzeit beginnt traditionell erst im Advent. "Darum sind wir gespannt, wie das wird, wenn 'Brot für die Welt' startet", sagt der Zweibrücker Dekan Peter Butz.

Aus Sicht des Tierschutzvereins müsste in dieser Zeit schon ein immenser Batzen Geld aufs Konto fließen, um das Jahr spendenmäßig noch zu retten. Um 8000 bis 9000 Euro bis fast auf Null seien die Spenden in den vergangenen Jahren gesunken, klagt die Vorsitzende Margret Anna. Schon um das Futter müsse man heute bitten. Im nächsten Jahr will der Tierschutzverein darum versuchen, Firmen direkt anzuschreiben. "Mehr als Bitten können wir ja nicht."

Meinung

Der Geist von St. Martin

Von Merkur-RedakteurJan Althoff

Als Sankt Martin damals im nordfranzösischen Amiens seinen Mantel teilte, brachte er ein echtes Opfer. Denn hinterher hatte er selber nur noch einen halben Mantel, um sich vor der winterlichen Kälte zu schützen.

Wenn wir heute spenden, dann normalerweise aus der Fülle. Wir geben, um im Bild zu bleiben, unseren Zweit- oder Drittmantel. Schließlich sind wir keine Heiligen wie Martin von Tours. Wir geben also, wenn wir großzügig sind, das, was wir übrig haben. Aber wer weiß in diesen Zeiten schon, ob er nicht demnächst selber zu denen gehören wird, die auf die Hilfe anderer angewiesen sind? Da spart man lieber selbst das, was man eigentlich entbehren kann - um sich notfalls selber helfen zu können. Dass die Zweibrücker wie es scheint trotz solcher Überlegungen weiterhin ihre Lager und Geldbörsen für die Bedürftigen öffnen, macht Mut. Sie haben den Martin von Tour in ihren Herzen trotz allem nicht verloren.

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