Bibliotheca Bipontina Bipontina als Werkstatt der Wissenschaft

Zweibrücken · Auftakt einer neuen Vortragsreihe: Forschungsergebnisse über eine rätselhafte Zweibrücker Handschrift vorgestellt.

 Eine Seite aus dem „Amatorium“ aus dem Bestand der Zweibrücker Bibliotheca Bipontina.

Eine Seite aus dem „Amatorium“ aus dem Bestand der Zweibrücker Bibliotheca Bipontina.

Foto: Lehmann

Fabian Lemmes, der an der Saarbrücker Universität Philologie studierte, schrieb seine Masterarbeit in Zusammenarbeit mit der Biblioteca Bipontina über „Rätsel um eine Zweibrücker Handschrift“. „Uns interessiert natürlich Geschichte, Stammbaum und die Edition dieser Handschrift aus dem historischen Zweibrücker Buchbestand sehr. Unser Buchbestand an Inkunabeln, Wiegendrucken, die ja bis zum Jahr 1500 handschriftlich verfasst wurden, Gutenberg kam ja erst nach 1500 richtig zum Zug, bietet sich für wissenschaftliche Arbeiten geradezu an, so dass wir über die Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes froh sind“, sagt Bibliotheksleiterin Sigrid Hubert-Reichling.

Zufrieden waren auch die gut 40 Besucher, denn der Vortragende bot spannende Einblicke in die Welt der digitalen Editionsphilologie lateinischer Texte mit religiösen Inhalten. Der hier untersuchte Text ist „Amatorium“ überschrieben, was so viel wie Liebestrank oder „die Kunst der Liebe“ meint, der Liebe zu Gott. Der Generalverdacht als Verfasser dieses Traktates richtet sich gegen den Franziskanermönch Bonaventura. Er lebte im 13. Jahrhundert und war einer der bedeutendsten Theologen und Philosophen der Scholastik. „Uns liegen drei handschriftliche Texte gleichen Inhalts und Wortlauts vor“, legte Lemmes dar, die er nun nach den komplizierten Regeln der Interpretationskunst miteinander verglich, auch spätere Texte in Druckschrift bezog er mit ein. Wer nun letztendlich der Verfasser des Ur-Amatoriums ist, wer also von wem abgeschrieben hat, konnte nicht endgültig geklärt werden. „Noch Stunden könnte ich darüber weiterreden“, sagte der Referent, der offensichtlich noch ganz im Banne des Textes steht. Es war ein schwieriger, aber hochinteressanter Vortrag in einer neuen Veranstaltungsreihe der Bipontina über Forschungsergebnisse aus ihrem Bestand.

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