Kerwe in Bechhofen Kerwerede mit brandaktuellem Thema

Bechhofen · Die Bechhofer Straußjugend glossierte auch den Abhäng-Streit um die Wahlplakate mit Feuerwehr-Motiv.

 Stattliche Kerwesträuße haben in Bechhofen Tradition. Auch diesmal war der bunte Strauß mit seinen tausenden Papierbändern äußerst schwer in die Halterung zu bringen. Doch mit einem Kraftakt gelang das Werk schließlich.

Stattliche Kerwesträuße haben in Bechhofen Tradition. Auch diesmal war der bunte Strauß mit seinen tausenden Papierbändern äußerst schwer in die Halterung zu bringen. Doch mit einem Kraftakt gelang das Werk schließlich.

Foto: Norbert Schwarz

Das traditionelle Feiern der Kerwe ist in Bechhofen weiterhin lebendig. Die Kerwerede mit fast zwei Dutzend Straußjugendlichen am Sonntag in der Lambsborner Straße ist eine davon gewesen. Bei Kaiserwetter pilgerten mehr als 150 Kerwefeiernde in die Lambsborner Straße, wo allein schon das Befestigen des mächtigen Kerwestraußes ein ganz besonderes Erlebnis für Zuschauer wie Aktive war.

„Unn die Bechower Kerb soll lewe“ schallte es aus vielen Kehlen, die Strapazen der vorausgegangenen Feierstunden dabei durchaus vernehmbar. Nach altem Vorbild wussten die Straußmädels und -buben einen stattlichen Kerwestrauß als sichtbaren Ausdruck von alter Kerwebrauchtumspflege an der Giebelwand der Stammkneipe anzubringen. Ein echtes Schauspiel, denn die stattlich Länge und das dicht geknüpfte „Bänderkleid“ des Straußes mit den zigtausenden bunten Papierbändern welche den Strauß blockweise zieren, lassen unschwer erahnen, welche Last die jungen Straußmädels und Straußbuben mit einfachen Hilfsmitteln in die Höhe hieven. Auf der Leiter dann meist erfahrene Helfer welche lautstark Kommandos wie: „höher! – tiefer! – Richtung Lambsborre! – „Richtung Dorfplatz“ schrieen, um das markante Kerwezeichen richtig in Position zu bringen. Routine und Erfahrung spielen dabei eine große Rolle, selbst ältere Straußmädels wissen in der Regel ohne Belehrung was zu machen ist und sind für die unerfahrenen Erstlingen nützliche Vorbilder. Ist dann alles in Ordnung und „hängt der Baum“ brandet Beifall auf. So ist es auch an letzten Sonntag wie gesagt in Bechhofen gewesen, kam vielkehlig das Hoch auf die Dorfkerwe, ehe Kerweredner Nico Mohr, unschwer an der schwarzen Kutte mit weißem Stehkragen und dem Zylinder auf dem Haupt in den Mittelpunkt rückte. Noch stand dieser unter der großen Schar von Straußmädels in weißen T-Shirts mit Aufschriften und Strohhüten auf dem Kopf, wie Straußbuben die allesamt eine weiße Schirmmütze, weiße Hemden und schwarze Giles trugen sichtlich erleichtert unterm Baum, welcher mit viel Anstrengung und dem Einsatz von letzter Willenskraft an den vorgesehenen Platz kam um von da an stummer Großbote für alle Vorbeikommenden zu sein

„Ihr liewe Leit un Kerwegäschd, es is wie letscht Johr widder eh Feschd. Mit stehn werra do, es Johr is vorbei. Ihr do unne, ich do owwe, ich bin so frei …“, schallte es aus respektabler Leiterhöhe, wohin sich inzwischen der kecke Kerweredner Nico Mohr begeben hatte. „Als erschdes geht es um einen alten Herrn, der trug früher im Ort den Sheriffstern. Besagter „Sheriffsternträger“ wohnt in der Kaffeegass, wie die Einheimischen die Friedhofstraße titulieren und mahnte einen jungen Raser, doch in der 30er-Zone langsam zu fahren. Doch der angesprochen flippte aus und bugsierte den Anwohner einfach in seine grüne Ligusterhecke, was nicht allein den Kerweredner Mohr in Rage brachte: „Mir finn all sowas scheiße, eh 85-jähriger in de Zaun zu schmeiße.“ Das Fiasko des Fassanstichs beim diesjährigen Dorffest war ein gefundenes Fressen für die Kerwerede. Die Vorreiterrolle beim Errichten der Stromzapfsäule für die E-Autos sorgte gleichfalls für viel Humor. Dennoch: „Awwer mir sin froh dass mer dich hann, schdreng dich bitte weiterhin an. Es kann jo ned alles in die Hose gehn, doi Amtszeit kann jo ach noch gut ausgehn.“ Die Müllaktionen im Bechhofer Wald wurden ebenso brillant karikiert, wie eine Einbruchserie im Ort.

Brandaktuell in die Kerwerede eingebaut wurde der Streit um Wahlkampflakate von Verbandsbürgermeisterkandidaten Björn Bernhard: „Jezzd aus aktuellem Anlass un auch in eigener Sache, man kann e guder odder e schlechter Wahlkampf mache. Mir Straußbuwe sinn do jo ganz neutral. Awwer was do grad laaft is nimmi normal. Am 20. Oktober dun mer de Verbandsbürgermeister wähle, Gehn do all hin, denn es soll kenner fehle. Die Kandidaten stehn fest, fa rot und fa schwarz. Fa die Plakate vun denne is in jedem Dorf Platz, doch was do druff is, is dann doch ned egal, schunn gar ned vor so ner wichtigen Wahl. Im Anzuch vunn de Feierwehr weil dort schun immer gewehn, derf ma sich nedd zeije, dass finne se nedd scheen. Warum, wisse ma nedd unn das is die Fraach. Hat er es doch immer ehrenamtlich gemach. Es is nedd sei Beruf, den kann er noch lerne, trotzdem muss er jetzt die Plakate entferne. Doch ohne die Familie Bernhard unn do danke ma sehr, gäb’s in Bechhowe gar kä Feierwehr!“

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