Beirat für Migration und Integration Ärger über „falsche Zahlen“ vom Ministerium

Zweibrücken · Der Zweibrücker Migrationsbeirat warnt im Integrationskurs-Streit vor einer politischen Instrumentalisierung.

 Pervin Taze, Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration.

Pervin Taze, Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration.

Foto: SPD

Von einem „Offenbarungseid für die Integrationspolitik“ hatte der CDU-Landtagsabgeordnete Christoph Gensch gesprochen, weil laut vom Integrationsministerium vorgelegten Zahlen in Zweibrücken jeder zweite Flüchtling die Integrationskurs-Teilnahme ablehne und von den Teilnehmern nur jeder zweite erfolgreich abschließe. Das sorgte am Dienstagabend für Aufregung im „Beirat für Migration und Integration“ der Stadt Zweibrücken.

Aufregung allerdings nicht über mangelnden Integrationswillig- oder -fähigkeit – sondern über „die falschen Zahlen“, so die Beirats-Vorsitzende Pervin Taze. Gefragt habe Gensch nach „anerkannten Asylsuchenden und Flüchtlingen“ aus Zweibrücken, geantwortet habe das Ministerium unter Berufung auf die VHS Zweibrücken mit den gesamten Integrationskurs-Teilnehmern, darunter auch andere Ausländer und Menschen aus Zweibrücken-Land. Taze bedauerte, dass Gensch nur „nach reinen Zahlen“ gefragt hatte, „nicht nach Beweggründen, man muss auch darauf schauen“. So könne es sein, dass zum Beispiel einige Syrer sich gar nicht hier integrieren, sondern heimkehren wollen.

„Die meisten sind integrationswillig“, berichtete Tazes Stellvertreterin Ruth Reimertshofer aus „zweieinhalb Jahren eigener Erfahrung mit Flüchtlingsarbeit“ in Zweibrücken. „Man kann angesichts der Parteien-Entwicklung in Deutschland nicht leichtfertig damit umgehen“, ärgerte sich Reimertshofer über Genschs Anfrage, die „fehlerhaften“ Zahlen und den Merkur-Bericht darüber.

„Man darf doch nach den Zahlen fragen“, entgegnete CDU-Stadtrat Josef Reich und bat, den Beirat regelmäßig über alle kursrelevanten Zahlen zu informieren. Außer dass es 14 Kurse gebe und diese „alle gut besucht sind“, wusste Taze keine Zahlen. Reimertshofer ergänzte, die Kurse hätten meist 24 Teilnehmer. Sie bezweifelte, dass die Durchfallquote so hoch ist wie vom Ministerium veröffentlicht – möglicherweise würden Flüchtlinge als nicht erfolgreich gezählt, wenn sie die (höhere) B1-Prüfung nicht bestehen, „aber A 2 ist auch ein anerkannter Abschluss“. Die Teilnehmer-Herkunftsländer könne man nicht aufschlüsseln, sagte Taze unter Berufung auf die neue VHS-Leiterin (was ihr Vorgänger gestern im Merkur allerdings anders darstellte.)

Taze betonte, sie hätte aber auch gerne konkretere Antworten – weshalb sie als Stadträtin hierzu am Mittwoch eine Anfrage stellen werde. „Wir sind nicht dazu da, etwas schönzureden.“ In der Anfrage gestern Abend ging es dann allerdings überahaupt nicht um die strittigen Gründe für Nichtteilnahme und die Durchfallquote, sondern einen Überblick über die Zweibrücker Integrations-Angebote.

Länger als mit den Ministeriums-Zahlen beschäftigte sich der Beirat wieder mit den eigenen, konkreten Integrations-Aktivitäten. So hat der Beirat für den heutigen Donnerstag einen „Runden Tisch Arbeits- und Ausbildungsvermittlung“ organisiert (ab 16.30 Uhr öffentlich im Ratssaal). Man habe 120 Betriebe eingeladen und viele in der Flüchtlingsarbeit engagierte Menschen, berichtete Reimertshofer. „Uns ist sehr wichtig, nachdem die erste Hürde Sprachvermittlung zum größten Teil erfolgreich erfolgt ist, nun die Integration in den Arbeitsmarkt voranzutreiben“, zumal viele Firmen „händeringend Auszubildende suchen.“ Einzelne Betriebe hätten schlechte Erfahrungen gemacht, „auch darüber wollen wir sprechen, wie man das überwinden kann, und wie man Ängste und Vorurteile abbauen kann“. Viele in der Flüchtlingsarbeit ehrenamtlich engagierte Zweibrücker stünden auch Firmen als Ansprechpartner bereit. „Die massive Bereitschaft in unserer Stadt, trotz aller Berichte die Leute zu integrieren, ist ganz wichtig – sonst haben wir irgendwann ein massives Problem.“

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