Dicker muss vom Zahnarztstuhl

Pirmasens/Homburg/Lemberg · Dicke haben es im Leben in der Regel schwerer als Normalgewichtige: Bergauf und beim Treppensteigen geht ihnen schnell die Puste aus. Die überflüssigen Pfunde sind außerdem der Gesundheit nicht förderlich.

 Dem Pirmasenser Sascha Belschner geht es wieder besser. Foto: Scharf

Dem Pirmasenser Sascha Belschner geht es wieder besser. Foto: Scharf

Foto: Scharf

Wer stark übergewichtig ist, muss sich oft auch blöde Sprüche gefallen lassen. Ein ganz anderes Erlebnis hatte Sascha Belschner. Der 34 Jahre alte Pirmasenser wiegt nach Informationen unserer Zeitung stolze 180 Kilo. Sonntags bei der Arbeit in Homburg bekam der 1,85-Meter-Koloss Probleme mit zwei Zähnen. Und damit begann seine Odyssee: Die Uniklinik in Homburg schickte ihn weg, weil sie für einen chirurgischen Noteingriff an den Zähnen nicht eingerichtet sei. Der Kieferchirurg Dr. Michael Weiss in der Pirmasenser Bahnhofstraße habe ihn mit dem Argument weggeschickt, er könne die Nachsorge nicht übernehmen, da er in Urlaub gehe. So landete Sascha Belschner drei Tage später nach eigenen Angaben als Schmerzpatient in der Pirmasenser Gemeinschaftspraxis von Dr. Dr. Johannes Albert-Deumlich und Dr. Franz-Josef Krifka im Neuffer am Park. Dort seien dann zunächst Röntgenbilder gemacht worden. Als er auf dem Stuhl saß, habe ihm dann Franz-Josef Krifka eröffnet, dass er ihn nicht behandeln werde, weil er befürchte, dass der Behandlungsstuhl das starke Übergewicht nicht aushalte. Der 180-Kilo-Mann fühlt sich dadurch diskriminiert und lässt sich nach eigenen Angaben beraten, ob er nicht juristisch gegen Dr. Krifka vorgeht. "Leisten die nicht einen Schwur?", fragte sich Belschner.

Auf Anfrage unserer Zeitung verteidigte der Zahnmediziner sein Verhalten. Der Behandlungsstuhl sei für eine Belastung von 135 Kilo ausgelegt. Er habe nicht nur Sorge gehabt, dass der Stuhl kaputt gehe, sondern auch kippe. Dann hätte sich der Patient verletzten können. Dies habe er Belschner erklärt und auch versucht, plausibel zu machen. Von Diskriminierung könne überhaupt keine Rede sein. Außerdem habe er dem 34-Jährigen Mittel gegen die Schmerzen gegeben und ihm eine Klinik mit Operationstisch genannt. Er sei an seine ärztliche Schweigepflicht gebunden und könne daher nicht mehr zu dem Fall sagen, betonte Krifka.

Derweil geht es Sascha Belschner wieder deutlich besser. Der Lemberger Zahnarzt Dr. Jürgen Becker hat seine beiden Problemzähne herausgeschnitten. "Das war in 20 Minuten erledigt", freute sich der Pirmasenser, der bereits zur Nachsorge in Lemberg bestellt war und die Fäden gezogen bekam.

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