„Für mich zählt nur der erste Platz“

Zweibrücken. Jakob Styben hat sich zum dritten Mal für die im Mai stattfindende Weltmeisterschaft im Muaythai-Boxen qualifiziert. Im vergangenen Jahr verpasste der Zweibrücker den Titel knapp und musste sich mit Silber begnügen. Diesmal will der Muaythai-Boxer mehr. Merkur -Redaktionsmitglied Martin Wittenmeier hat sich im Vorfeld der WM in Schweden mit dem 24-Jährigen über seine ehrgeizigen Ziele unterhalten.

 Mit vollem Körpereinsatz will Jakob Styben (links) bei der Weltmeisterschaft in Jönköping nach dem Schwergewichtstitel greifen. Für den 24-jährigen Zweibrücker zählt nur der Sieg. Foto: Styben

Mit vollem Körpereinsatz will Jakob Styben (links) bei der Weltmeisterschaft in Jönköping nach dem Schwergewichtstitel greifen. Für den 24-jährigen Zweibrücker zählt nur der Sieg. Foto: Styben

Foto: Styben

Herr Styben, am 19. März haben Sie in Bremen Ihre fünfte Deutsche Meisterschaft im Muaythai-Boxen gewonnen. Ihre Gegner sind allerdings gar nicht angetreten. Hat das einen faden Beigeschmack hinterlassen?

Jakob Styben: Irgendwie hatte ich das schon erwartet. Im Vorfeld haben viele mit irgendwelchen Ausreden abgesagt. Aber ich nehme es, wie es gekommen ist.

Durch den DM-Titel sind Sie wieder für die Nationalmannschaft nominiert. Mit welchen Zielen fahren Sie zu den Weltmeisterschaften nach Schweden (19. bis 29. Mai in Jönköping)?

Styben: Ich will den ersten Platz, das ist mein ganz großes Ziel. Im letzten Jahr habe ich Silber gewonnen, im Jahr davor war ich Dritter. Jetzt möchte ich unbedingt die Goldmedaille.

Das klingt ja ziemlich selbstbewusst.

Styben: Für mich zählt nur der erste Platz. Hinterher kann man sich vieles schönreden, aber das ist nicht meine Sache. Ich bin ein Siegertyp.

Bei der WM werden über 2000 Teilnehmer aus der gesamten Welt erwartet. Wie stark ist die internationale Konkurrenz im Vergleich zur deutschen?

Styben: Die Konkurrenz aus dem Ausland ist extrem stark. In den letzten 15 Jahren ist es beispielsweise keinem deutschen Kämpfer bei den Senioren gelungen, einen Titel zu holen. Das möchte ich unbedingt schaffen.

Welche Nationen sind Deutschland einen Schritt voraus?

Styben: In den leichten Gewichtsklassen bis 81 Kilogramm sind in der Regel Athleten aus Thailand, Russland und der Ukraine stark. In meiner Gewichtsklasse ab 81 Kilo dominieren Ukrainer, Russen und Weißrussen.

Was macht diese Nationen Ihrer Meinung nach so erfolgreich?

Styben: Dort werden die Sportler viel intensiver gefördert als in Deutschland. Wenn du in Russland dem Nationalteam angehörst, bekommst vom Staat einen monatlichen Lohn. Außerdem gibt es dort für Turniererfolge und Medaillen Prämien.

Bei Ihnen sieht das wahrscheinlich anders aus?

Styben: Das Flugticket nach Schweden und der Aufenthalt werden mir bezahlt, aber in der Vorbereitung muss ich alle Kosten selber übernehmen.

Sie haben sich für eine Profilaufbahn im Muaythai-Boxen entschieden. Wie finanzieren Sie die Wettkämpfe?

Styben: Ich habe Sponsoren, die mich unterstützen und dann kommen natürlich Preisgelder bei den Turnieren dazu. Deutsche Meisterschaften oder Weltmeisterschaften werden nicht bezahlt, aber wenn ich bei großen Veranstaltungen vor 3000, 4000 Leuten auftrete, kann man schon etwas verdienen. Das fängt so bei etwa 500 Euro an und geht dann aufwärts. Es kommt natürlich auch darauf an, wie gut dein Name in der Szene ist. In Deutschland gibt es nur eine Handvoll Boxer , die davon leben können.

Gibt es keine Förderung etwa durch den Deutschen Sportbund?

Styben: Leider nicht, da wir nicht im Deutschen Olympischen Komitee sind. Wir haben erst vor Kurzem die vorolympische Anerkennung bekommen. Das wird also noch einige Zeit dauern.

Muay-Thai-Boxen ist in Deutschland ja eher ein Exotensport. Wie haben Sie diese Sportart für sich entdeckt?

Styben: Ich habe früher Fußball gespielt, zuerst in Ixheim, dann in Homburg. Mit 14 Jahren haben meine Eltern gemeint, ich solle etwas für meine Fitness tun und könne mich doch im Kampfsportbereich einsetzen. Und mit 18 habe mich dazu entschieden, mit dem Fußballspielen aufzuhören, weil ich mich im Kampfsport glücklicher gefühlt habe.

Was fasziniert Sie besonders am Thai-Boxen?

Styben: Das ist schwer zu erklären. Beim normalen Boxen fehlt mir etwas, wenn ich nicht treten darf oder meine Knie nicht einsetzen kann. Für mich bedeutet Thai-Boxen Freiheit. Und man lernt dabei auch viel über sich selbst und seine innere Energie.

Also ist Thai-Boxen auch eine mentale Sache?

Styben: Auf jeden Fall. Ich habe zum Beispiel angefangen zu meditieren, und versuche, mich mental zu stärken, um auf den Punkt fokussiert zu sein.

Muaythai-Boxen ist in Thailand Nationalsport. Sie selbst haben dort schon trainiert und Turniere bestritten. Was macht das Land so besonders?

Styben: Das ist deren traditioneller Sport. So wie bei uns Fußball. Den Deutschen muss man auch nicht erklären, wie Fußball funktioniert - wir gewinnen einfach die Weltmeisterschaften . In Thailand stimmt auch einfach das Klima. Man fängt an zu trainieren und nach ein paar Minuten ist man warm. Dadurch nimmt das Verletzungsrisiko ab und man kann sich komplett auf den Sport fokussieren. Die thailändischen Boxer haben natürlich auch ihre Tricks im Training, da kann man sich einiges abschauen. Während die europäischen Kämpfer auf das Boxen fixiert sind, setzen die Thailänder besonders ihre Füße und Knie ein. Da wird viel mehr gekickt.

Wie läuft die Vorbereitung auf die WM ab?

Styben: Ich habe im Vergleich zum normalen Training ein wenig umgestellt. Jetzt, wo es auf die WM zugeht, habe ich meine Einheiten darauf ausgerichtet, mehr anzugreifen und den Gegner unter Druck zu setzen. Nächste Woche werde ich auch zu einem Sparring nach Holland fahren. Die Holländer sind dafür bekannt, dass sie sehr gut Füße und Fäuste kombinieren. Da kann ich mir hoffentlich einiges abschauen.

Mitte Mai wird es dann ernst. Wie sieht der Plan aus?

Styben: Am 18. Mai geht der Flug und am gleichen Tag werden wir Sportler auch gewogen und müssen unseren sportlichen Gesundheitstest abgeben. Am Abend steigt dann noch die offizielle Eröffnungsfeier. Am 20. Mai wissen wir dann auch, gegen wen wir kämpfen. Vielleicht bin ich aber auch erst am 21. oder 22. dran. Das wird erst spät ausgelost. Und dann wird im K.o.-System gekämpft. Wenn du gewinnst, bist du weiter - wenn du verlierst, bist du direkt weg. Für den Titel wird man wohl drei- bis fünfmal in den Ring steigen müssen.

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