Abgang eines Großen

Einer der Großen des deutschen Fußballs tritt ab. Vier Wochen nach dem WM-Finale, als er sich bei seiner Auswechslung unter tosendem Applaus von der Länderspielbühne verabschieden durfte, verkündet Miroslav Klose seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft.

Der Schritt kommt nicht unerwartet - fehlen wird "unser Miro" dennoch.

Mit ihm geht nicht nur einer der letzten Vertreter der alten Fußballgeneration, mit dem 36-Jährigen geht ein großes Stück Menschlichkeit. Miroslav Klose überzeugte auf dem Platz nicht nur mit seinen Toren - und seinen zum Markenzeichen gewordenen Saltos, sondern durch seine stete Einsatz- und Kampfbereitschaft, durch Charakter und Bodenständigkeit auch außerhalb des Feldes. Klose und Skandale - das gab es bis heute nie. Er ist keiner, der das Rampenlicht braucht. Er geht auf den Platz, um das Beste für sein Team zu geben, nicht, um nach Rekorden zu jagen.

Viele haben den gebürtigen Polen, der mit acht Jahren mit seiner Familie ins pfälzische Kusel zog, immer wieder unterschätzt. Kritiker schrieben den 1,82-Meter-Mann vor Großereignissen häufig ab. Vielleicht auch wegen seiner Bescheidenheit. In der heutigen Generation eine seltene Tugend. Doch wenn es drauf ankam, war Klose immer topfit. Hat sich mit seinem Ehrgeiz und seinem starken Willen auch in der jungen deutschen Elf zu einer Stütze entwickelt, hat sich immer wieder durchgesetzt. Die Bundestrainer haben ihm seine stete Bereitschaft, alles zu geben, mit Einsätzen bei drei Europa- und vier Weltmeisterschaften gedankt. Miro gab das Vertrauen in Toren zurück.

Großer Fleiß, gepaart mit seinem Talent, das Kritiker ihm immer wieder absprechen wollten, haben Miroslav Klose zu einem Ausnahme-Mittelstürmer geformt. Die Zahlen sprechen Bände: 137 Länderspiele, 71 Tore - damit Rekordhalter in Deutschland -, und mit 16 Treffern alleiniger Rekord-WM-Torschütze. Davor muss man sich verneigen.

Der Pfälzer Bub, der erst im April 2000 sein Bundesliga-Debüt im Trikot des 1. FC Kaiserslautern gab, musste für seinen erfolgreichen Weg hart arbeiten. Klose ist in Zeiten zum Profifußballer avanciert, als Talentsichtung- und förderung in Deutschland noch nicht so groß geschrieben wurde. Umso bemerkenswerter, dass der schlaksige Miro, der als 19-Jähriger noch bei der SG Blaubach-Diedelkopf in der Bezirksliga Westpfalz auflief, 17 Jahre später nach Stationen in Homburg, Kaiserslautern, Bremen, München und derzeit Lazio Rom , als einer der erfolgreichsten deutschen Fußballer in die Geschichte eingeht. Nach seinem Länderspiel-Debüt vor gut 13 Jahren, als er gegen Albanien den Siegtreffer köpfte, tritt Miro mit der Erfüllung seines Kindheitstraums vom Weltmeistertitel ab. Der großartige Mensch und Sportler hat den richtigen Zeitpunkt gefunden, Adieu zu sagen - oder pfälzisch: aller.

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