Neue Hoffnung für Pfaff

Kaiserslautern. Für den insolventen Nähmaschinenhersteller Pfaff gibt es wieder Hoffnung. Nach Angaben des Insolvenzverwalters Paul Wieschemann haben mehrere Unternehmen Interesse an Pfaff angemeldet. "Wir sprechen mit vier strategischen Investoren und einem Finanzinvestor", sagt Wieschemann

Kaiserslautern. Für den insolventen Nähmaschinenhersteller Pfaff gibt es wieder Hoffnung. Nach Angaben des Insolvenzverwalters Paul Wieschemann haben mehrere Unternehmen Interesse an Pfaff angemeldet. "Wir sprechen mit vier strategischen Investoren und einem Finanzinvestor", sagt Wieschemann.Einer der Interessenten ist nach Informationen aus Unternehmenskreisen der Konkurrent Dürkopp Adler aus Bielefeld. Wieschemann will solche Gerüchte nicht bestätigen. Dabei wäre ein Zusammengehen mit dem Bielefelder Konkurrenten durchaus sinnvoll. Mit Pfaff wäre Dürkopp Adler der einzige Hersteller hochwertiger Industrienähmaschinen in Europa. Bei den Mitarbeitern von Pfaff allerdings geht die Angst um, dass der Konkurrent nur Markenrechte und Patente übernehmen will und Kaiserslautern leer ausgeht. "Wir kennen keine Konzepte, was wissen wir , was die vorhaben", sagt Betriebsrat Matthias Ecker. Dabei wäre es durchaus denkbar, dass Dürkopp Adler für Pfaff die eigene Fertigung in Osteuropa nutzt, gleichzeitig aber in Kaiserslautern montiert. Wer auch immer Pfaff übernehmen wird, bitter wird es für die Mitarbeiter in jedem Fall. Die Firma ist durch jahrelanges Missmanagement geprägt. Der Maschinenpark ist überaltert, das Areal zu groß - 400 Mitarbeiter produzieren auf einem Gelände, das für 8000 Mitarbeiter ausgelegt ist. Auch hat Pfaff zu viele verschiedene Produkte im Programm - jedes mit spezifischen Teilen. Baukastensysteme haben noch keinen Einzug gehalten. Auch der Altersdurchschnitt ist zu hoch.Schon 1999 hat Pfaff ein Insolvenzverfahren durchlaufen - der Verkauf der Haushaltsnähmaschinen hat dem Unternehmen Luft verschafft. Es habe seitdem aber kaum Investitionen in die Zukunft gegeben, sagt der Insolvenzverwalter.Für die Zukunft sind noch viele Fragen offen. Unter anderem müssen die Interessenten Konzepte für die Zukunft von Pfaff vorlegen. Davon wird abhängen, inwieweit sich das Land Rheinland-Pfalz und die Banken für eine Rettung engagieren. Das Land werde seine Möglichkeiten nutzen, im Rahmen der beihilferechtlichen Vorgaben Arbeitsplätze zu retten, sagt Joachim Winkler, Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Was das in Zahlen bedeutet, wollte er nicht sagen. Auch ist noch nicht klar, ob die Banken in Zeiten der Kreditkrise bereit sind, eine solche Übernahme zu finanzieren. Viel Zeit ist nicht mehr: Die vorläufige Insolvenz läuft Ende des Jahres aus. Bis dahin muss klar sein, welcher Investor an welchen Teilen zu welchen Bedingungen interessiert ist. Erst dann steht fest, ob die Großinvestition der vergangenen Jahre - eine neue Werkshalle - noch eingeweiht wird, oder ob Pfaff den neuen Standort nicht mehr braucht. Meinung

Die letzte Chance

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger Nach der zweiten Insolvenz in zehn Jahren ist klar: Pfaff wird es so wie heute nicht mehr geben. Nur mit radikalen Veränderungen hat das Unternehmen noch eine Chance - vielleicht als Montagestandort, vielleicht als Entwicklungszentrum. Die Mitarbeiter werden dafür erneut harte Kompromisse hinnehmen müssen - mit einer überalterten Belegschaft baut man keinen modernen Betrieb auf. Dass es in Zeiten der Finanzkrise überhaupt noch Investoren gibt, die das Risiko auf sich nehmen wollen, Pfaff zu retten, zeigt, welch guten Namen die Traditionsmarke noch immer hat. Es bleibt zu hoffen, dass die Banken bereit sind, diesen Mut durch Kredite zu honorieren. HintergrundDer Kaiserslauterner Industrienähmaschinenhersteller hat 2007 bei einem Umsatz von rund 65 Millionen Euro rund sechs Millionen Euro Verlust gemacht. Die Schulden lagen bei 40 Millionen Euro. Die Eigentümer, die Beteiligungsfirma GCI Management, drehte 2008 den Geldhahn zu. Für eine Rettung waren Belegschaft und Gläubiger vor der Insolvenz im September zu Zugeständnissen bereit. Doch potenzielle Investoren sprangen wieder ab. jwo

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