Vorfreude auf neuen Wettbewerb Kritiker der Nations League sind verstummt

Frankfurt · Der neue Uefa-Wettbewerb für Nationalmannschaften startet morgen. Die Liga ersetzt die bisher bedeutungslosen Testspiele.

 Das Logo ist neu, der Pokal schon gefertigt. Morgen nimmt die neue Nations League ihren Spielbetrieb auf. Die 55 Länder der Uefa greifen am ersten Doppel-Spieltag ins Geschehen ein.

Das Logo ist neu, der Pokal schon gefertigt. Morgen nimmt die neue Nations League ihren Spielbetrieb auf. Die 55 Länder der Uefa greifen am ersten Doppel-Spieltag ins Geschehen ein.

Foto: dpa/Harold Cunningham

Vor dem Auftakt in ein neues Länderspiel-Zeitalter sind die anfänglichen Zweifel nicht nur beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) längst großer Vorfreude gewichen. „Wir nehmen die Nations League sehr ernst“, sagt Bundestrainer Joachim Löw mit Blick auf den neu eingeführten Wettbewerb der Europäischen Fußball-Union (Uefa), der ab morgen bis Juni 2019 erstmals ausgetragen wird. Präsident Reinhard Grindel ergänzt: „Der zentrale Unterschied zu früher ist: Es geht richtig um etwas.“

In den vergangenen Monaten hatte das neue Wettbewerbs-Format besonders in Deutschland die Gemüter erhitzt. Allen voran Bayern Münchens Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge wetterte, dass die Nations League „keiner braucht“ – und erhielt dabei Rückendeckung von Hans-Joachim Watzke vom Ligarivalen Borussia Dortmund („Wir haben wahrlich genug Wettbewerbe“). Selbst Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff hatte anfangs noch zugegeben, den Nutzen des neuen Wettbewerbs nicht zu verstehen und vermutet, dass „die Uefa noch mal Geld erwirtschaften“ müsse.

Doch nicht nur Bierhoff hat seine Meinung längst geändert und sieht die Nations League inzwischen als Prüfstein und Experimentier-Feld zugleich. Dass die damalige DFB-Spitze 2014 in Astana gegen deren Einführung stimmte, scheint längst vergessen. Für die großen Nationen gewinnt das Format seinen Reiz vor allem aus der Möglichkeit, sich abseits von Europa- und Weltmeisterschaften unter Wettbewerbsbedingungen zu messen. Die kleineren Nationen freuen sich derweil über die Chance, sich in einem komplizierten Modus quasi durch die Hintertür für die nächste Europameisterschaft zu qualifizieren.

Dazu wird die Nations League die bisher üblichen Test-Länderspiele nahezu nahtlos und termingetreu ersetzen. „Es gibt kein einziges zusätzliches Spiel, und es gibt damit auch keine zusätzliche Belastung für unsere Nationalspieler“, sagte Grindel bereits vor Wochen, um das Hauptargument der Kritiker zu entkräften. Stattdessen soll die europäische Nationenliga lediglich das Rad in den Zwischenjahren der Großereignisse in Schwung halten. Immer Wettbewerb, keine müden Testkicks mehr, die keiner sehen will – so der viel sprechende Ansatz.

Hierfür wurden die 55 Uefa-Mitglieder gemäß ihrer Stärke in vier Ligen (A bis D) eingeteilt. Innerhalb dieser Divisionen gibt es vier Gruppen mit je drei oder vier Mannschaften. In Hin- und Rückspielen werden Auf- und Absteiger ermittelt. Die vier Gruppensieger der Top-Division A, in der sich Deutschland zunächst mit Weltmeister Frankreich und den Niederlanden misst, qualifizieren sich für das Finalturnier vom 5. bis 9. Juni 2019, bei dem der erste Titelträger ermittelt wird. Dazu gibt es in Playoffs im März 2020 vier EM-Startplätze zu verteilen, die unter Umständen auch an sehr kleine Nationen aus den unteren Divisionen fallen könnten.

Neben diesem besonderen sportlichen Anreiz dürften die voraussichtlich zwei Milliarden Euro aus der TV-Vermarktung ihr Übriges dafür getan haben, dass der anfangs so kritisch beäugte Wettbewerb in den meisten Ländern positiv aufgenommen wird. Die Prämien, die die Uefa ausschüttet (siehe auch Text unten), sind da noch nicht eingerechnet. Die einstige Herzensangelegenheit des ehemaligen Uefa-Präsidenten Michel Platini hat inzwischen viele Fürsprecher. Und das noch bevor der Ball erstmals gerollt ist. Besser könnte das für die Uefa kaum sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort