Burschenverein macht ungewöhnliche Beute

München. Ein Maibaum im Ort gehört in Bayern zum festen Brauchtums-Repertoire - doch wenn auf den Maibaumtafeln eine Frau abgebildet ist, die eine Frau küsst, und ein Mann, der einen Mann küsst, ist das kein traditioneller Maibaum: Am 1. Mai wird auf dem Münchner Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz der nach Veranstalterangaben erste "schwule Maibaum" aufgestellt

 Alexander Powischer vom Burschenverein zeigt den erten "schwulen" Maibaum von München. Foto: dpa

Alexander Powischer vom Burschenverein zeigt den erten "schwulen" Maibaum von München. Foto: dpa

München. Ein Maibaum im Ort gehört in Bayern zum festen Brauchtums-Repertoire - doch wenn auf den Maibaumtafeln eine Frau abgebildet ist, die eine Frau küsst, und ein Mann, der einen Mann küsst, ist das kein traditioneller Maibaum: Am 1. Mai wird auf dem Münchner Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz der nach Veranstalterangaben erste "schwule Maibaum" aufgestellt. Mit Tanz in den Mai, Kür einer Maikönigin und Freibier. Wobei Uwe Hagenberg, Vorsitzender des schwulen Kommunikations- und Kulturzentrums München (Sub), lieber vom "Integrations-Maibaum" spricht: "Er steht für das Zusammenleben der Menschen unabhängig von Hautfarbe, Religion, Einkommen und sexueller Orientierung."

Die lebendige schwul-lesbische Szene im Glockenbachviertel Münchens ist bundesweit bekannt, deshalb gelten die Motive der ersten Quersprossen am Baum den Schwulen und Lesben. In den kommenden Jahren sollen aber auch andere Gruppierungen und Organisationen des Viertels die Quersprossen des Maibaums mit Motiven erweitern, um das Leben im Viertel zu illustrieren.

Doch was wäre die bayerische Maibaumtradition ohne den Maibaumklau? Der Burschenverein Ismaning hat den im Taufkirchener Forst geschlagenen Fichtenstamm entführt. Wie Robert C. Rore, der die Tafeln am Baum mitgestaltete, berichtet, hat er den Baum nur kurz in den Hof seines Ateliers gestellt. 20 Minuten habe er den Baum unbeaufsichtigt gelassen, um Mittagspause zu machen - und prompt haben die Ismaninger Burschen zugeschlagen: Nach der Pause war der Baum weg.

Zweieinhalb Wochen haben die jungen Männer aus Ismaning Rores Maleratelier beobachtet, "als der Baum dann vor der Tür stand, war das unsere Chance", erzählt Gregor Mülbl, Vorsitzender des Burschenvereins. "Innerhalb kürzester Zeit schlug unser Späher Alarm, und wir haben 15 Jungs zusammengetrommelt. Hagenberg nimmt es mit Humor: "Warum sollte es uns da anders gehen als anderen in Bayern?" Er freut sich auf die "große Gaudi", wenn der Burschenverein den Maibaum am 1. Mai wieder zurück bringt - die Ismaninger verlangen als Auslöse Bier und Brotzeit für 40 Burschen. Am Donnerstagvormittag wollen sie den Baum zum Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz transportieren, wo dann - ganz der Tradition entsprechend - die offiziellen Übergabeverhandlungen geführt werden. Den Maifest-Organisatoren will man dann beim Aufstellen des Baumes helfen. Mülbl: "Schließlich haben wir da mehr Erfahrung."

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