Fiat ist nichts für VW

Volkswagen ist immer wieder für eine Überraschung gut. Erst vor zwei Tagen prangerte Konzernchef Martin Winterkorn vor Führungskräften die Renditeschwäche der Kernmarke VW an.

Diese müsse schlagkräftiger werden, der Konzern zum Motor des Wandels in der Auto-Industrie. Eine Projektgruppe aus Vorstand und Top-Managern soll nun ermitteln, wie Sparpotenziale von mehreren Milliarden gehoben werden können. Volkswagen, so die Lesart, soll nicht nur der weltgrößte Autokonzern vor Toyota werden, sondern auch der modernste.

Und dann gestern genau das Gegenteil: VW wolle den Fiat-Konzern übernehmen, hieß es. Eine Spekulation nur, von beiden dementiert. Und doch möglich, hatte VW-Patriarch Ferdinand Piëch doch immer wieder Interesse an der Fiat-Sportwagen-Tochter Alfa Romeo gezeigt.

Trotzdem - es wäre kaum zu vermitteln, auf der einen Seite die Effizienzschrauben noch stärker anzuziehen, was sicher auch den Zulieferern einige Opfer abverlangt, und dann auf der anderen Seite einen notleidenden Autokonzern zu integrieren, der das Unternehmen über Jahre belasten würde.

Die Hauptmarke Fiat kann VW beim besten Willen nicht haben wollen. Die Marke ist seit Jahren marode, hat zwar den aufgehübschten Fiat 500 auf den Markt gebracht, sonst aber außer unscheinbaren Kleinwagen kaum noch etwas zu bieten. Das zeigt sich auch an Fabriken, bei denen von Auslastung kaum noch die Rede sein kann.

Und auch Alfa Romeo kann höchstens als Herzenssache des großen Sportwagenfans Piëch durchgehen. Doch auch diese Marke hat ihre besten Jahre lange hinter sich. Um ihr Image wieder aufzupolieren, wären Milliarden-Investitionen in neue Modelle und moderne Technik nötig. Nach der Brandrede des VW-Vorstands wäre das kaum zu vermitteln.

Interessant an einem solchen Deal wäre höchstens die amerikanische Marke Chrysler , die seit 2009 zu Fiat gehört. Die schreibt nach der US-Autokrise wieder Gewinne und subventioniert damit ihre italienische Mutter. Ein Zusammengehen mit Chrysler hätte für VW durchaus Sinn. Chrysler - als ur-amerikanische Marke - würde VW mit seinem umfangreichen Händlernetz den Weg in den US-Markt ebnen. Denn VW ist auch nach vielen Jahren im Markt nur ein Nischenanbieter. Doch auch Chrysler wäre ein teures Investment. Denn der Hersteller produziert seine Autos aus VW-Sicht noch auf reichlich veralteten Plattformen. Langfristig wäre es sinnvoll, Chrysler einzubinden, kurzfristig wäre der Zugang zum US-Markt teuer erkauft.

Sicherlich gibt es viele Wege an die Spitze im Welt-Automarkt. Der Weg über Fiat wird es für VW aber nicht sein.

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