Klassik in Homburg Mitreißender Klangmagier

Homburg · Der russische Pianist Arcadi Volodos begeisterte beim Homburger Meisterkonzert.

Er ist einer der strahlendsten Sterne unter den vielen am internationalen Pianistenhimmel: Der russische Pianist Arcadi Volodos. Beim Homburger Meisterkonzert am Donnerstag konnte man bewundern, was ihm als Ruf vorauseilt. Vor allem eines: Bei aller technischen Vollkommenheit ist er kein auf Brillanz oder zirzensische Pianistik eingeschränkter Tastenlöwe.

Dämmriges Bühnenlicht verhieß Mystik, was bei Franz Schuberts frühem Sonatenversuch in E-Dur (D.157) noch nicht so recht passen wollte. Volodos tupfte das „Einspielstück“ denn auch leicht, locker und etwas mechanisch hin, bevor er in den „Moments musicaux op.94“ sicht- und hörbar in Emotion geriet. Mit romantisch-intimem Ton, mitunter eigenwilliger Agogik, charaktervollen Hervorhebungen und einer starken linken Hand grenzte er sich von Standardinterpretationen ab.

Nach der Pause dann expressiv Russisches: Häppchen aus Klavierzyklen von Sergej Rachmaninow und Alexander Skrjabin, die Volodos als wahren Klangmagier auswiesen. Nach dem Tastendonner des berühmten Prélude cis-Moll lebte er auch Rachmaninows lyrisch-poetische Seite aus in weiteren Préludes, einer Romance, einer Sérénade sowie einer Étude tableaux aus op.33. Skrjabin gilt als Sucher nach einem Ausweg aus der spätromantischen Tonsprache. Übersichtlichkeit und kristalline Klarheit paart er mit dem Ziel, den Hörer zu „innerer Klarheit“ und „äußerer Tatkraft“ zu führen. Nachvollziehbar wurde dies in einer Mazurka, vier als „Tänze“ bezeichnete Einzelstücke, dem Rätselstück „Énigme“ sowie dem berühmten Poème „Vers la flamme“. Nicht nur das Licht erobert darin den Raum, sondern durch „Selbsterprobung“ und „Aufschwung“ gelangt der Mensch zu begeisterter, begeisternder Ekstase. Volodos, ein Solist ganz ohne Allüren, belohnte den rauschenden Beifall gleich mit vier Zugaben. Ein tief beeindruckender Abend.

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