Liebe zur Kunst macht nicht satt

Saarbrücken · Warum es im Saarland kaum noch private kommerzielle Galerien gibt und was das für den regionalen Kunstmarkt bedeutet, hat Kunstkritikerin Sabine Graf untersucht. Sie stellte ihre Ergebnisse jetzt in der Saarbrücker Union-Stiftung vor.

 Der Elitzer-Kunstpavillon an der Saarbrücker Schlossmauer (ganz links) existierte von 1948 bis 1960. Er war begehrter Ausstellungsort der Nachkriegs-Kunstszene. Foto: Galerie Elitzer

Der Elitzer-Kunstpavillon an der Saarbrücker Schlossmauer (ganz links) existierte von 1948 bis 1960. Er war begehrter Ausstellungsort der Nachkriegs-Kunstszene. Foto: Galerie Elitzer

Foto: Galerie Elitzer

Das Saarland besitzt zwar die renommierte Sammlung des Saarlandmuseums, es gibt Museen und städtische Galerien in allen Landkreisen, seit 1989 auch eine Kunsthochschule und entsprechend viele talentierte Absolventen - aber mittlerweile sind nur noch drei Galerien im Land auf dem Markt, die mit Verkauf und Vermittlung von Kunst auskömmlich Geld verdienen: In Saarbrücken sind dies die Galerien Elitzer und Neuheisel, in Homburg die Galerie Beck. Werner Dellers K4 Galerie (Karlstraße, SB) öffnet nur unregelmäßig. Die seit Jahrzehnten etablierte Galerie St. Johann (Saarbrücken ) schließt demnächst, ebenso die Galerie Walzinger in Saarlouis. In die so entstehenden Lücken der regionalen Kunstvermarktung springen zunehmend die Künstler selbst. Sie präsentieren sich an alternativen, oft temporären Orten, in den Foyers diverser öffentlicher und kommerzieller Einrichtungen, an der Kunsthochschule oder seit 2007 im KuBa - Kunstzentrum am Eurobahnhof.

Die Kunstkritikerin und Autorin Sabine Graf, die auch für diese Zeitung schreibt, hat sich eingehend mit diesen "Mangelerscheinungen" beschäftigt. Sie erforschte, wie sich die saarländische Galerien-Szene seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis heute entwickelte - und warum es heute offenbar keinen funktionierenden Kunstmarkt im Saarland gibt, der Galeristen wie Künstlern ein Auskommen verschaffen könnte. "Hierzulande ist man entweder Nebenberufsgalerist oder Nebenberufskünstler", bringt Graf die Misere überspitzt auf den Punkt. Weil Geld und Strukturen fehlen, um sich auf internationalen Kunstmessen zu präsentieren, bleiben die Saar-Künstler weitestgehend unter sich, auch wenn es immer wieder private Ausstellungsmacher gibt und gab, die internationale Kunst an die Saar bringen und brachten (zum Beispiel Ursula Rietschel, die in den 1950ern namhafte Künstler in ihrer Homburger Villa zeigte).

Nach dem Krieg herrschte extreme Raumnot, Ausstellungsorte gab es kaum. Die Galerien, die gegründet wurden - und es gab einige - wollten nicht nur Kunst vermitteln, sondern verkaufen. In den 50er, 60er und 70er Jahren zeigten viele denn auch entweder häufig Gefälliges, oder Kunst derjenigen Generation, die bereits etabliert und bekannt war, einen Käufermarkt hatte. Sabine Graf stellt fest, dass immer wieder die gleichen Künstler in den Programmen der bekannten Galerien dieser Zeit vorkommen, darunter zum Beispiel Otto Lackenmacher, Paul Schneider, Hans Dahlem, August Clüsserath, Oskar Holweck, Leo Erb, Sofie Dawo. Die damals junge Künstlergeneration - Absolventen der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk zum Beispiel - hatte kaum Foren.

Viele Galerien kamen und gingen, doch einige gibt es heute noch, auch wenn sie bedeutungslos geworden sind. Zum Beispiel die Galerie van Hees in der Saarbrücker Kaiserstraße (gegründet 1909) oder die Galerie Seekatz (Bahnhofstraße). Andere wie die Galerien Elitzer und Neuheisel haben den Spagat zwischen Kunstvermittlung und -vermarktung geschafft. Elitzer zum Beispiel war lange Jahre die erste Adresse für alle, die Rang und Namen hatten in der Saar-Kunstszene, zeigte aber auch junge Talente im Kunstpavillon, einer Holzbaracke an der Saarbrücker Schlossmauer, in dem die Galerie von 1948 bis 1960 residierte.

Die Raumnot gibt es heute nicht mehr, alternative Ausstellungsorte sind entstanden. Die Galerien haben ihre Vermittlerposition eingebüßt. Mangels Nachfrage - es gibt im Saarland kaum Sammler - funktionieren sie aber meist nicht als Unternehmen. "Die Liebe zur Kunst allein macht nicht satt. Nicht den Künstler und nicht den Galeristen ", zieht Graf Bilanz. So bleibt die Saar-Kunstszene mehr als anderswo angewiesen auf öffentliche Aufträge und Förderung.

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