Knollendorfer Zustände

Köln. Kölns Opernintendant Uwe Eric Laufenberg (51) wollte seinen Rausschmiss im Rahmen einer Pressekonferenz selbst verfolgen. Polternd und scherzend, wie es seine Art ist, nahm er unter den Journalisten Platz. Umgehend beschied ihm eine Vertreterin der Stadt, er sei kein Journalist und müsse deshalb gehen. Worauf Laufenberg seine Frau anrief und sie zur PK beorderte

 Geschasst: Laufenberg. Foto: dpa

Geschasst: Laufenberg. Foto: dpa

Köln. Kölns Opernintendant Uwe Eric Laufenberg (51) wollte seinen Rausschmiss im Rahmen einer Pressekonferenz selbst verfolgen. Polternd und scherzend, wie es seine Art ist, nahm er unter den Journalisten Platz. Umgehend beschied ihm eine Vertreterin der Stadt, er sei kein Journalist und müsse deshalb gehen. Worauf Laufenberg seine Frau anrief und sie zur PK beorderte. Triumphierend meinte er: "Meine Frau ist Journalistin, die können Sie nicht rausschmeißen!"So ist er, dieser Laufenberg. In nur drei Jahren hat er die Kölner Oper ganz nach vorn gebracht. Er einte das zuvor zerstrittene Ensemble, holte viele große Sänger. Seine eigenen Inszenierungen überraschten durch ihre Originalität. Das ist die eine Seite. Die cholerische Seite Laufenbergs trat dagegen spätestens im September 2011 öffentlich zutage. Da bestätigte Kulturdezernent Georg Quander ein Millionendefizit der städtischen Bühnen, großenteils verursacht durch die Oper. Woraufhin der neben Quander sitzende Laufenberg sich in wilden Beschimpfungen erging, während Schauspielintendantin Karin Beier, nicht gerade eine Laufenberg-Freundin, wortlos in die entgegengesetzte Richtung blickte.

Ab da war der Kölner Opernstreit eröffnet. Er erinnerte an ein Stück aus dem Hänneschen-Theater, der traditionsreichen Puppenbühne, in der Köln Knollendorf heißt und die Holzköpfe sich hemmungslos verkloppen. Mal drohte Laufenberg mit dem Ausfall einer ganzen Spielzeit, mal verlas er ob der ungesicherten Finanzierung den Spielplan im Konjunktiv. Mal hieß es, man habe sich auf die vorzeitige Vertragsauflösung geeinigt, dann wieder, Laufenberg müsse zur Strafe doch in Köln bleiben. Als er den Kulturdezernenten der Intrige beschuldigte, war das Maß voll. Ende der Knollendorf-Festspiele.

Die Außenwelt nimmt vor allem mit: In Köln geht es drunter und drüber. Bald entschwindet Erfolgsintendantin Beier nach Hamburg, Generalmusikdirektor Markus Stenz will seinen Vertrag auch nicht verlängern. Wobei an der Geschichte nicht alles Köln-spezifisch ist. Die Problematik sei "nicht untypisch", sagt Rolf Bolwin vom Deutschen Bühnenverein. "Wir hören immer wieder: ,Es darf sich am Angebot der Theater nichts ändern, aber ihr müsst mit weniger Geld auskommen.' Dieses Spannungsverhältnis hält ein Theater auf Dauer nicht aus." dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort