Hat Picassos Elektriker 271 unbekannte Werke des Malers gehortet?

Paris. Wenn es denn stimmen sollte, wäre es eine Sensation für die Kunstwelt: Ein französisches Rentnerehepaar soll 271 unbekannte Werke Pablo Picassos jahrzehntelang unter Verschluss gehalten haben. Die Behörden beschlagnahmten die Bilder, Collagen und Skizzen im Wert von rund 60 Millionen Euro Anfang Oktober, berichtet die Zeitung "Libération"

Paris. Wenn es denn stimmen sollte, wäre es eine Sensation für die Kunstwelt: Ein französisches Rentnerehepaar soll 271 unbekannte Werke Pablo Picassos jahrzehntelang unter Verschluss gehalten haben. Die Behörden beschlagnahmten die Bilder, Collagen und Skizzen im Wert von rund 60 Millionen Euro Anfang Oktober, berichtet die Zeitung "Libération". Picassos Sohn Claude hatte Anzeige erstattet, nachdem ihm das Paar im September die Werke gezeigt hatte.Der 71-jährige Pierre Le Guennec hatte sich im Januar erstmals an Claude Picasso gewandt, der auch Nachlassverwalter der Familie ist. Laut "Libération" schickte er mehr als 20 Fotos von bisher unbekannten Picasso-Werken und bat um ein Echtheitszertifikat. Weitere Fotos folgten im März und April. Im September kam das Ehepaar Le Guennec, das an der Côte d'Azur lebt, mit einem Koffer voller Bilder nach Paris. Dort prüfte Picassos Sohn die Werke mit seinen Mitarbeitern drei Stunden lang. Zweifel an der Echtheit der Bilder bestanden offenbar nicht. "Ich war natürlich sehr überrascht. War sehr aufgeregt, Werke zu entdecken, die wir nicht kannten", sagte er "Libération". Er sei auch sehr durcheinander gewesen. Da die Werke ohne Datum waren, hätten sie nie Picassos Atelier verlassen dürfen. "Wer das Werk meines Vaters kennt, weiß, dass er alles systematisch mit Datum versehen wollte."

Le Guennec gab an, die letzten drei Jahre bis zum Tod Picassos 1973 als Elektriker für ihn gearbeitet und in dessen Villen Alarmanlagen installiert zu haben. Er will die Bilder, Grafiken und Skizzenblöcke, zwischen 1900 und 1932 entstanden, von Picasso und dessen Frau geschenkt bekommen haben. Claude Picasso hält dies für unmöglich: Eine solche Menge habe sein Vater nie verschenkt. Die Anwälte der Familie stellten Anzeige wegen Hehlerei, wozu auch der bewusste Besitz von Diebesgut gehört. Die Behörde zur Bekämpfung des Handels mit Kulturgütern beschlagnahmte die Sammlung im Haus Le Guennecs.

Unklar ist, ob die Werke gestohlen wurden und wieso das Rentnerpaar die Bilder erst nach fast 40 Jahren der Familie Picassos zeigte. Unter den 271 entdeckten Werken sind neun kubistische Collagen, die allein auf rund 40 Millionen Euro geschätzt werden. Auch ein Aquarell aus Picassos blauer Schaffensphase und Porträts seiner ersten Frau Olga sind Teil der Elektrikersammlung. afp

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