Geballte Gefühlsausbrüche mit Rachmaninow und Beethoven

Saarbrücken · Fulminant geht es zu bei Rachmaninows 2. Klavierkonzert ebenso wie in Beethovens „Eroica“-Sinfonie: Andrey Borey und das Orchestre National de Belgique zeigten am Samstag in Saarbrücken, was Klangfülle bedeutet.

Zu Gast in der letzten SR-Soirée war am Samstag das Orchestre National de Belgique. Am Pult stand Chefdirigent Andrey Boreyko, ein international erfahrener Orchesterleiter. Mit kleiner Geste erzielte er große Wirkung. Ein ökonomischer, ein sympathischer Dirigierstil. Mit Wagners Ouvertüre "Der fliegende Holländer", fulminant in Tempo und Lautstärke, zeigte das Orchester Präsenz und Schlagkraft. Und, dass es nicht einfach ist, die Dynamik an die Congresshalle anzupassen, wenn man doppelt so große Säle gewohnt ist.

Mit seinem 2. Klavierkonzert gelang Sergej Rachmaninow der Durchbruch. Richard Strauß hat zwar "gefühlvolle Jauche" herausgehört, doch das Publikum begeistert sich bis heute für das Werk. Man muss bereit sein für diese Romantik, für diese geballten Emotionen. Nikolai Lugansky war da der perfekte Solist. Er band sich im Kopfsatz in den Orchestersatz ein, ganz im Sinne des sinfonischen Instrumentalkonzertes. Mit großer Wirkung und emotionaler Tiefe. Lyrisches Hervortreten dann im zweiten Satz, gefolgt im Finale von sprühendem Witz bis hin zu pianistischer Prachtentfaltung. All das im perfekten Zusammenspiel von Dirigent und Orchester.

Beethovens 3. Sinfonie "Eroica" markiert einen Wendepunkt in der Musikgeschichte. Hin nicht nur zum "heroischen" Ideal, sondern auch zur avantgardistischen Erweiterung von Form und Inhalt. Boreyko nahm das "con brio" des Kopfsatzes ernst, ließ den "Trauermarsch" hurtig, aber in sich logisch dahinschreiten, das Scherzo im "Vivace" sausen, mit wackeligen Violinen und im Trio mit standfesten Hörnern. Hier dirigiert Einer mit unverstellter Sicht auf Emotion und Leidenschaft, mit Gespür für Effekte, Licht und Schatten.

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