Expressiver Mozart und kraftvoller Schostakowitsch

Saarbrücken · Das Orchestre National de Belgique spielte in der Saarbrücker Congresshalle Stücke von Bach, Mozart und Schostakowitsch. Andrey Boreyko dirigierte überlegen.

Zu Gast in der 4. SR-Soirée war am Donnerstag das Orchestre National de Belgique mit seinem Chefdirigenten Andrey Boreyko. Ein ukrainischer Komponist, Valentin Silvestrov stimmte mit "The Messenger" für Synthesizer, Klavier und Streicher ein. Eine seltsam rückwärtsgewandte Idylle aus mozartschen Versatzstücken, die von sanften Lüftchen und kräftigen Brisen aus dem Lautsprecher umweht wurden. Expressive Impressionen, eine "Meditation in Mozart". Der kam dann mit seinem G-Dur-Violinkonzert KV 216 selbst zu Wort. Solist Julian Rachlin hatte sich bald in Hochform gespielt, mit kräftigem Zugriff in den Ecksätzen und voll gefühlter Zartheit im Adagio. Das routiniert begleitende Orchester schien das nicht besonders zu inspirieren. Man hätte ihm eine Probe mehr gewünscht und dem ersten Hornisten mehr Glück beim finalen hohen G. Zur Zugabe versenkte sich Rachlin in die Reinheit bachscher Vergeistigung.

Dann veränderte ein gewalttätiger Szenenwechsel die Stimmung in der Congresshalle. Dimitrij Schostakowitschs 8. Sinfonie, im Kriegsjahr 1943 entstanden, beschreibt unüberhörbar bruitistisch Leiden und Qualen der Kriegszeit. Die Idee "durch Nacht zum Licht" wird von der dunklen Seite dominiert, mit dem finalen Totentanz eines grimmigen Schnitters, der den Hammer des Krieges schwingt. Für jedes Orchester ist das eine gewaltige Aufgabe, die von den Gästen bravourös gelöst wurde. Streicher in weitgehender, virtuoser Geschlossenheit, solistisch brillante und in der Gruppe homogene Holzbläser, kraftvolle Blech-Präsenz und perkussive Schlagkraft zeichneten die Orchesterleistung aus. Sie wurde möglich durch den inspiriert und überlegen führenden Dirigenten Boreyko, der auch optisch ansprechend durch die umfangreiche Partitur führte.

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