Die Grüne Woche deckt wieder den Tisch

Berlin. Schlemmerparadies, Weltagrargipfel, Schaufenster der Land- und Ernährungswirtschaft sowie Info-Börse: Die Internationale Grüne Woche in Berlin will bei ihrer 75. Auflage wieder viel bieten. Am weltgrößten Branchentreff werden sich rund 1600 Aussteller aus mehr als 50 Ländern beteiligen, kündigt die Messe Berlin an. Es werden mehr als 400 000 Besucher erwartet

Berlin. Schlemmerparadies, Weltagrargipfel, Schaufenster der Land- und Ernährungswirtschaft sowie Info-Börse: Die Internationale Grüne Woche in Berlin will bei ihrer 75. Auflage wieder viel bieten. Am weltgrößten Branchentreff werden sich rund 1600 Aussteller aus mehr als 50 Ländern beteiligen, kündigt die Messe Berlin an. Es werden mehr als 400 000 Besucher erwartet. Für die meisten Gäste steht bei der "Gute-Laune-Messe" natürlich Genießen im Vordergrund, denn die Hallen unter dem Funkturm sind vom 15. bis 24. Januar das größte Restaurant auf dem Globus. "Die Gäste lassen sich ihren Rundgang auch etwas kosten", sagt der Sprecher der Messegesellschaft, Michael Hofer. "In den vergangenen Jahren wurden jeweils rund 40 Millionen Euro für Essen, Trinken und Bestellungen ausgegeben." Und zu probieren gibt es reichlich - vor allem exotische Angebote wie Känguru-Gulasch, Krokodil-Steak oder Wasserbüffel-Pfanne. Die Grüne Woche ist ein Testmarkt: Was in Berlin bei den Besuchern gut ankommt, geht auch woanders flott über den Ladentisch, lautet seit Jahren die Erkenntnis. Ein Messeschwerpunkt sind Verbraucherinformationen. Besucher wollen wissen, wo Lebensmittel herkommen und wie sie verarbeitet werden. Auf mehreren Produktmärkten wird der "Geschmack der Welt" vorgestellt. Das Thema "Gut essen und trotzdem gesund leben" kommt auf der Messe traditionell nicht zu kurz. So offeriert das Bundesagrarministerium beispielsweise Wissenswertes über Milch, Fleisch, Obst sowie Gemüse, Getreide und Öle als "Bausteine einer gesunden Ernährung". Schon 1939 gab es eine "Ernährungsuhr", die auf Kalorienersparnis programmiert war. Für leckere und gesunde Lebensmittel wirbt der Biomarkt. 2009 dürfte der Biofachhandel rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr umgesetzt haben, wird der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft zitiert. Ziel der Messebeteiligung ist auch, Biolandbau als Alternative zum Erhalt von Bauernhöfen aufzuzeigen. Der gesamte Agrarbereich nutzt die Grüne Woche, um Städtern das vielfältige Landleben näher zu bringen. Die Grüne Woche ist eine der ältesten deutschen Messen. Das Berliner Stadtbild war Ende des 19. Jahrhunderts bei den jährlichen Wintertagungen des Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft durch grüne Lodenmäntel geprägt. Als 1926 die Tagung erstmals mit einer Agrarausstellung verknüpft wurde, war die Grüne Woche "geboren". Meinung

Besinnung auf die Region

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid Das Wasser kann einem im Munde zusammenlaufen, wenn man die Speisekarte der Grünen Woche überfliegt. Auf der anderen Seite fragt man sich, ab das alles sein muss. Altmühltaler Bauernschinken aus Bayern oder der Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten aus Mecklenburg-Vorpommern - das ist fast schon spießig. Doch wie wäre es mit Honig aus der chinesischen Seidenpflanze? Vielleicht passt auch feuriger Zulu- und Swaili-Pfeffer aus Madagaskar mit luftgetrocknetem kanadischen Bisonfleisch oder Emu-Steak aus Australien zusammen? Besucher der Grünen Woche, die sich nach diesen exotischen Genüssen noch nicht überfüttert haben, sollten vielleicht mal innehalten und darüber nachdenken, wie viel Energie verbraucht wird, um diese exotischen Gaumen-Kitzeleien um die halbe Welt zu karren. Von Krise ist da wenig zu spüren. Vielleicht sollte man sich wieder auf das besinnen, was in der Region angeboten wird und die Nahrungsmittel bevorzugen, die zur jeweiligen Jahreszeit passen. Dann tut man auch etwas für den Umweltschutz, und außerdem schmecken die Sachen nicht schlechter als das Exotische. HintergrundBauern-Präsident Gerd Sonnleitner will eine Aufweichung der Wettbewerbsregeln, um die Position der Landwirte in Preisverhandlungen mit Lebensmittel-Discountern zu stärken. Die Bauern müssten das Recht bekommen, sich über ihre Preise auszutauschen, sagte Sonnleitner. dpa

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