Der Schwiegervater klingt atonal

Mettlach. Krönender Abschluss der diesjährigen Kammermusiktage war gestern die Matinee in der Alten Abtei mit dem Signum-Quartett. Das Streichquartett gilt als die Königsklasse der Kammermusik; das junge Ensemble, meisterlich besetzt, zeigte dies mit erstaunlicher Reife und hinreißendem Musikantentum

Mettlach. Krönender Abschluss der diesjährigen Kammermusiktage war gestern die Matinee in der Alten Abtei mit dem Signum-Quartett. Das Streichquartett gilt als die Königsklasse der Kammermusik; das junge Ensemble, meisterlich besetzt, zeigte dies mit erstaunlicher Reife und hinreißendem Musikantentum. Mozarts D-Dur-Quartett KV 499 fand eine dichte, klangintensive Interpretation, die sowohl seiner anmutigen Schönheit wie auch der abgründigen Tiefe gerecht wurde. Alban Berg hat sein Quartett op. 3 im "Trotz" geschrieben: Als Reaktion auf das Ansinnen seines Schwiegervaters in spe, Bergs Eheschließung mit seiner Tochter Helene zu verhindern. An der Schwelle zur Atonalität geschrieben, fordert die Partitur expressive Farbigkeit und dramatische Leidenschaft. Signum durchleuchtete sie intensiv und lud sie mit Spannung auf.Erschöpft von seinem Amerika-Aufenthalt legte Antonín Dvorák eine lange Erholungspause ein, bevor er sich der Komposition des Quartettes in G-Dur op. 106 zuwandte. Dann aber flogen ihm die schönen Gedanken nur so "mundgerecht" zu. Mit Spiellaune spürten die Musiker der raffinierten Motivik, der reichen Harmonik und den dramatischen Steigerungen, insbesondere im Finalsatz nach. Soviel perfektes Zusammenspiel, Intonationssicherheit, rhythmische Präsenz und musikalische Leidenschaft ließ "Streichquartett" zum Hochgenuss werden. fa

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