Der Melodiker für Millionen

Saarbrücken · Burt Bacharach gilt als einer der erfolgreichsten Komponisten weltweit. Seine Hitliste ist lang. Höchste Zeit, ihm zu huldigen, befanden drei Größen der hiesigen Kulturszene und luden am Freitag zum Konzert „Close to you“ in die Alte Feuerwache in Saarbrücken ein.

 Überzeugende Interpretationen: Suzanne Dowaliby . Foto: Krämer

Überzeugende Interpretationen: Suzanne Dowaliby . Foto: Krämer

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"Schäme Dich nie für eine Melodie, die man pfeifen kann!" Diesen Ratschlag gab ihm am Konservatorium sein Kompositionslehrer Darius Milhaud mit auf den Weg. Burt Bacharach hat sich dran gehalten: Der smarte Amerikaner lieferte Film- und Top Fourty-Hits am Fließband, sammelte Grammys, Oscars und Golden Globes wie andere Briefmarken. Und auch heute noch, im Alter von fast 88 Jahren, ist der Meister der anspruchsvollen Unterhaltung unermüdlich am Touren.

Höchste Zeit, ihm zu huldigen, befanden drei Größen der hiesigen Kulturszene und luden am Freitag zum Konzert "Close to you" in die vor gespannter Erwartung vibrierende Alte Feuerwache. Holger Schröder, Schauspiel-Dramaturg am Saarländischen Staatstheater, moderierte, diente mit Fakten und Anekdoten und schwankte zwischen heilloser Bewunderung und dem lakonischen Ton großer amerikanischer Erzähler. Arrangeur Achim Paul Schneider rotierte zwischen Flügel, Keyboard und Flügelhorn und dirigierte - total beflügelt sozusagen - seine fünf Musiker, denen er die Noten quasi auf den Leib geschneidert hatte. Es sang, tänzelte und zog sich zwei Mal um: Musicaldarstellerin Suzanne Dowaliby, die den Liederreigen an den vier Ehen und außerehelichen Affären des notorischen Wo manizers Bacharach entlang strickte und damit so ziemlich alle Facetten des Ver- und Entliebens abdeckte - vom schwülstigen "The look of love" über das ergreifende "God give me strength" bis zum triumphierend-schnippischen "I'll never fall in love again".

Lobenswert, dass Schneider auf Kontraste setzte - je größer das Gefühl, desto sparsamer die Orchestrierung - und in Sachen Sound und Rhythmus heftig nachpfefferte: Das lässige "Raindrops keep falling on my head" etwa galoppierte hier als Zugabe mit Karacho wie ein Vollbluthengst. Während Dowaliby perfekt vorbereitet war und von samtigen Tiefen bis ins luftige Kopfregister makellos intonierte, zeigte sich die nach dem gleichnamigen Hit benannte "Little Prayer Band" zumindest anfangs nicht ähnlich gut präpariert: kleine Patzer im Gebläse (Thomas Girard, Saxofone und Querflöte; Philipp Schug, Posaune); klangliche Härten in der Rhythmusgruppe (Jochen Lauer, E- und Kontrabass; Daniel Weber, Schlagzeug). Als Ausdrucksmusiker gefeiert wurde Gitarrist Endi Caspar, der im Gegensatz zur an Wohlklang orientierten Vokalistin kein Risiko scheute und viele Songs mit erdigem Bluesfeeling und Tremolo-Effekten würzte.

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