Das große Flattern

Beckingen · Die Gemeinde Beckingen und ihr Bürgermeister Erhard Seger setzen ein Zeichen für die Kunst im öffentlichen Raum: An 30 neu aufgestellten Fahnenmasten in den neun Ortsteilen der Gemeinde ließen sie weiße Fahnen für die Kunst hissen.

 Die Fahnen im Beckinger Saargarten. Foto: Institut für aktuelle Kunst

Die Fahnen im Beckinger Saargarten. Foto: Institut für aktuelle Kunst

Foto: Institut für aktuelle Kunst

"Friedenszeichen" nennt sie Bürgermeister Erhard Seger (CDU) beim Start von "Fahnen für Beckingen" - gegenüber denen, die sich über die Fahnen aufregen. Was zu erwarten war, denn das Projekt "wird sicherlich zu Diskussionen führen. Das ist klar." Schließlich ist, sagt Seger, "Kulturarbeit in der Gemeinde immer noch eine Nischenarbeit". Aber eine, die man in Beckingen ernst nimmt. Dafür haben sich Gemeinde und Stiftung Kulturbesitz Beckingen professionelle Unterstützung beim in Saarlouis sitzenden Institut für aktuelle Kunst im Saarland geholt. "Fahnen für Beckingen" ist das Folgeprojekt der 2008 und 2010 veranstalteten Freiluft-Kunstschau "Skulptura". Finanzielle und inhaltliche Gründe, sagt Erhard Seger, beendeten diese gut gemeinte, aber letztlich schlecht gemachte Veranstaltung. Immerhin hatte sie ihr Ziel erreicht, dem Saargarten und dem demnächst nach seiner Restaurierung eröffneten Alten Bahnhof Aufmerksamkeit zu verschaffen, so der Bürgermeister.

"Fahnen für Beckingen" holt die Kunst in die Gemeinde hinein und zeigt "Kunst unabhängig von einem Ausstellungsraum", formuliert es die Kunsthistorikerin Petra Michaely, die für das Institut die Federführung beim Fahnen-Projekt innehat. In einer ersten Phase stellen Textfahnen mit Sätzen von Picasso bis zum hiesigen Leo Erb, von Karl Valentin bis zur Wahl-Saarländerin Felicitas Frischmuth über die Kunst deren Vielgestaltigkeit vor. In der zweiten Phase treten an deren Stelle nach und nach Fahnen, die von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Land geschaffen werden, vorzugsweise dem Umfeld der Saar-Kunsthochschule.

Geplant sind zudem für das kommende Jahr eine Präsentation der Entwürfe der Künstlerfahnen, Künstlergespräche sowie Workshops. "Es war die richtige Entscheidung", betont Seger. Vor allem ist es eine mutige und eine mit Weitsicht, denn ein solches Projekt gibt der Gemeinde etwas, wonach viele Städte und Gemeinde mit den immergleichen Rezepten in ihrem Kulturangebot streben: ein Alleinstellungsmerkmal. Das ist keine Luftnummer, sondern ein ambitioniertes, konzeptionell wohlerwogenes Unterfangen mit Signalwirkung.

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