Zwischen Frühlings-Euphorie und Melancholie

Saarbrücken · Unter dem Motto „Schicksalhaft“ spielte das Saarländische Staatsorchester gestern in der Saarbrücker Congresshalle Werke von Ralph Vaughan Williams, Edward Elgar und Tschaikowsky. Am Cello glänzte Daniel Müller-Schott.

"Very british" war der erste Teil des 5. Sinfoniekonzertes des Saarländischen Staatsorchesters ausgerichtet, auch wenn es recht idyllisch begann. Ohne Dirigent weckte die "Fantasia on Greensleeves" von Ralph Vaughan Williams kurzzeitig Frühlingsgefühle, bevor Edward Elgars introvertiert getöntes Cellokonzert zum schwergewichtigen Mittelpunkt wurde. Als letztes großes und bedeutendes Werk seines Lebens wirkt diese melancholische Musik wie ein Abgesang auf die vergangenen produktiven Jahre des Komponisten. Es vermittelt eine Vorahnung auf seinen von Depressionen bestimmten Lebensabend. Mit Daniel Müller-Schott war nicht nur ein Weltklasse-Solist nach Saarbrücken gekommen, sondern auch ein Musiker, der mit überlegener Technik feinste Emotionen überlegt formulierte und sich mit seinem Cello ganz in den Orchesterklang integrierte. Nicholas Milton und sein Orchester gestalteten ungemein dynamisch und feinfühlig, in großartiger Synthese von musikalischem Können und emotionaler Dichte. Viel Beifall und als Zugabe "Declamato" aus Benjamin Brittens 2.Cello-Suite.

Zum Konzert-Motto "Schicksalhaft" war dann Peter Tschaikowskys 5. Sinfonie angesagt. Das "Schmerzenskind" des Komponisten, das er selbst für "misslungen" hielt, hat längst die Herzen des Publikums erobert. Auch die Aufführung mit Miltons flüssigem, unangestrengtem Dirigat, frei von aufgesetzter Sentimentalität, begeisterte die Zuhörer. Mit seiner musikantischen Suggestivität ließ er die Individualität der Bläsersolisten (Horn!) aufblühen, inspirierte die Streicher zu intensiver Klanggebung und das Blech zu markanten, nie lärmenden Ausbrüchen. Ein kraftvoll-männlicher Tschaikowsky, der sein Schicksal mit allen Höhen und Tiefen, vor allem aber ohne Larmoyanz annahm. Beeindruckend.

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