Eine neue Arbeitsteilung

Hannover/Saarbrücken · Die weltgrößte Industriemesse in Hannover mit 6500 Ausstellern steht ganz im Zeichen einer Neuordnung der Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine. Das Konzept hierfür lautet „Industrie 4.0“. Welche Möglichkeiten sich daraus ergeben, zeigen ab heute auch 16 Einzelaussteller aus dem Saarland und die Saar-Universität.

Das automatisch selbstfahrende Auto bewegt sich noch nicht auf Deutschlands Straßen. Obwohl technische Komponenten hierfür auch schon im Saarland produziert werden könnten. Die Industrie mit ihren modernen Dienstleistungen und den meisten Beschäftigten in der Region ist das wichtigste Standbein der Saar-Wirtschaft. Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) sieht für die saarländische Industrie gute Chancen gerade bei Zukunftsthemen, wie zum Beispiel dem selbstfahrenden Auto, eine bedeutende Rolle zu spielen. Dabei strebt Rehlinger eine stärkere Vernetzung der Zulieferer an. Auch traut sie den Betrieben zu, sich als Lieferanten der Luft- und Raumfahrtindustrie stärker zu profilieren. Ihre Leistungsfähigkeit demonstrieren die saarländischen Industrieunternehmen ab heute auf der Hannover Messe. Zumal die meisten der 16 Einzelaussteller aus der Region längst in dem Themengebiet erfolgreich unterwegs sind, das die gesamte Messe beherrscht: "Industrie 4.0".

Kein Saar-Gemeischaftsstand

So demonstrieren etwa die Orbis AG und die Scheer GmbH, wie die "technischen Eintrittskarten" in die neue Industriewelt in der Praxis aussehen. Und was sie innerhalb der gesamten Produktionsabläufe bewirken beziehungsweise verändern. Denn Arbeitsabläufe sowie die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine werden so eng verzahnt wie nie zuvor. So bewirken Software-Lösungen von Orbis etwa, dass in "Echtzeit" während der laufenden Produktion Daten, beispielsweise produzierte Stückzahlen oder Messwerte über die Genauigkeit der Roboter, sofort verarbeitet werden. Entsprechend schnell können Qualitätsprobleme in der Produktion erkannt und die Instandhaltung rasch aktiviert werden, erläutert Orbis-Vorstandssprecher Thomas Gard.

Die Scheer GmbH zeigt, dass sich die technischen Möglichkeiten im Rahmen des Konzeptes "Industrie 4.0" längst nicht nur auf die Vernetzung von Maschinen und Transporteinheiten in der Fertigung beschränken (Halle 7 am Stand C04). Die große Chance für Unternehmen sieht der Scheer-Gründer und Alleingesellschafter Professor August Wilhelm Scheer darin, dass die neuen Technologien besonders schnell und hochflexibel arbeiten. Dadurch, dass sie die Produktion und alle Betriebsabläufe im Unternehmen so zeitnah unterstützen, könne jeder einzelne Betrieb auch schneller auf Marktveränderungen und Kundenwünsche reagieren.

Die Einschätzungen der saarländischen Einzelaussteller zur Bedeutung der Industriemesse sind nahezu deckungsgleich: Man muss hin, heißt es, obwohl das Saarland nach Auskunft von Sonia Lebouc, die bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saaris für die Messebetreuung zuständig ist, mangels Nachfrage schon seit einigen Jahren keinen Gemeinschaftsstand mehr in Hannover bestückt. Faber Kabel etwa ist dabei, weil man stark exportorientiert sei. "Wir können in Hannover viele ausländische Kunden treffen", sagt Claudia Bock von Faber Kabel. Ähnlich argumentiert Kai Currlin von Intergest Germany (Halle 6, Stand H50/6). In Hannover treffe man solche Kunden, denen man den Einstieg in den französischen Markt erleichtern könne. Darauf habe sich das Saarbrücker Unternehmen seit 1972 spezialisiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU ) hat gestern gemeinsam mit dem indischen Premierminister Narendra Modi die Hannover Messe eröffnet. Indien ist diesmal das Partnerland der weltgrößten Industrieschau mit gut 6500 Ausstellern aus rund 70 Ländern. Unter dem Motto "Integrated Industry - Join the Network" (etwa: Vernetzte Industrie - tritt dem Netzwerk bei) bietet die Schau einen Blick auf die Fabrik der Zukunft, bei der Maschinen zunehmend miteinander vernetzt sind. Smarte Anlagen und intelligente Maschinenparks gelten als die vierte industrielle Revolution nach Dampfmaschine , Massenproduktion und Automation ("Industrie 4.0").

Modi warb bei der Eröffnung für einen noch stärkeren Schulterschluss mit Deutschlands Wirtschaft. "Wenn wir die Träume unserer Jugend wahr machen wollen, dann muss unsere Nation Drehscheibe werden für die Produktion auf der Welt. Und wir benötigen dafür Investitionen und Initiativen", sagte der Premierminister.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort