Winterkorn und Piëch verordnen VW drastischen Umbau

Wolfsburg. Angesichts zahlreicher offener Baustellen zieht VW-Vorstandschef Martin Winterkorn die Zügel kräftig an und baut die Führung des Autogiganten so gründlich um wie nie zuvor. Gestern beriet dazu der VW-Aufsichtsrat. Die Problemliste, die die Kontrolleure bei ihrem Sondertreffen in Stuttgart beschäftigte, ist lang

Wolfsburg. Angesichts zahlreicher offener Baustellen zieht VW-Vorstandschef Martin Winterkorn die Zügel kräftig an und baut die Führung des Autogiganten so gründlich um wie nie zuvor. Gestern beriet dazu der VW-Aufsichtsrat. Die Problemliste, die die Kontrolleure bei ihrem Sondertreffen in Stuttgart beschäftigte, ist lang. Seit Jahren erweisen sich die Pläne für ein schlagkräftiges Lastwagengeschäft als zäh und langwierig, die Eingliederung von Porsche kommt nicht voran.Auch die Nobelmarke Audi ist noch nicht so dicht an den Rivalen BMW herangefahren wie erhofft. Und in China - seit langem Erfolgsgarant für VW - dürfte es nicht einfacher werden. Ein Rundumschlag könne dabei viele Chancen bieten, sagt der Autoexperte Willi Diez. "Erfolg kann träge machen", glaubt er. Da sei es vielleicht ganz gut, in "einem großen Aufwasch" Entscheidungen zu treffen.

Nun sieht es so aus, als wolle VW-Patriarch Ferdinand Piëch im Verbund mit Winterkorn genau diesen großen Aufwasch angehen. Auf über 20 Führungspositionen soll es Veränderungen geben. Und für mehrere Manager geht die Karriere bei Europas größtem Autobauer wohl zu Ende.

Unter ihnen könnte ein prominenter Fall sein: Karl-Thomas Neumann, Ex-Conti-Chef und für China zuständig, werde VW verlassen, schreibt der "Spiegel". Für viele Beobachter wäre das überraschend - nicht nur, weil Neumann als einer der Kronprinzen Winterkorns galt. Wie das "Manager-Magazin" schreibt, muss er jetzt Lkw-Vorstand Jochem Heizmann weichen. Aus Sicht von Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive in Bergisch Gladbach, wäre eine Absetzung Neumanns ein Paukenschlag: "Der hat einen guten Job gemacht. Solche Leute gibt es nicht in rauen Mengen." Das Reich der Mitte ist für VW enorm wichtig, ein großer Teil des Geldes wird dort verdient. Doch die Konkurrenz wächst, auch durch chinesische Hersteller.

Daneben ist die Zukunft der Nutzfahrzeugsparte ein konzerninternes Politikum, auch weil die auf kleinere Nutzfahrzeuge spezialisierte Tochter in Hannover angesichts der Schlagkraft von Scania und MAN um Einfluss bangt. In einem Kompetenzzentrum in Hannover sollen zukünftig Synergien bei Nutzfahrzeugen entschlossener umgesetzt werden. Deutlich besser läuft es zwar bei Audi, die Oberklasse-Tochter ist der wichtigste Goldesel für VW. Doch auch hier gibt es reichlich Arbeit, um zum Konkurrenten BMW aufzuholen. Audi-Chef Rupert Stadler hat sich immerhin mit Andeutungen vorgewagt: "Vor dem Hintergrund der Audi-Strategie 2020 wäre es fahrlässig, sich keine Gedanken über die Teamaufstellung zu machen." dpa

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