Wieder da, um zu bleiben?

Saarbrücken. Es gibt gute Gründe, über das Ende der 1980er Jahre froh zu sein: Leggings, Schulterpolster, Föhnfrisur. Seit einiger Zeit ist dieses Jahrzehnt wieder en vogue, auch in der Musik. Neben aktuellen Bands wie The Killers oder Hurts, die sich beim 80er-Elektro-Sound bedienen, konnten sich einige Künstler von einst über die Runden retten

Saarbrücken. Es gibt gute Gründe, über das Ende der 1980er Jahre froh zu sein: Leggings, Schulterpolster, Föhnfrisur. Seit einiger Zeit ist dieses Jahrzehnt wieder en vogue, auch in der Musik. Neben aktuellen Bands wie The Killers oder Hurts, die sich beim 80er-Elektro-Sound bedienen, konnten sich einige Künstler von einst über die Runden retten. Andere melden sich nach einer Pause zurück - auch Orchestral Manoeuvres in the Dark, kurz OMD. Nachdem die Originalbesetzung 1988 zerfiel, machte Sänger Andy McClusky zehn Jahre allein weiter. Erst 2006 wurde OMD komplett reanimiert. Nach "History of Modern" veröffentlichen sie nun mit "English Electric" in ihrem 35. Jahr das zweite Album nach der Wiederbelebung.

Wie der Vorgänger klingt es nach einem Sound-Update für das neue Jahrtausend und ist dabei doch ganz unverkennbar: mit minimalistischen Elektrobeats, fließenden Synthieflächen und McCluskys altersloser Schmelzstimme, die der Elektrogrundierung wie eh und je Herz und Puls gibt. Graduell bedeutet das weniger Pop und mehr Experiment, das auf die Anfänge und auf Kraftwerk als Referenz verweist. Die Single "Metroland" sprengt mit sieben unaufgeregten Minuten Länge jedes Radioformat. "Night Cafe" hingegen wirkt durchaus wie ein modernes Echo ihres alten Erfolgssongs "If you leave". Bunte Pop-Hits sind dennoch kaum zu erwarten. Die Musik versenkt sich lieber in Melancholie. ret

OMD: British Electric (BMG).

Einen Sommer lang lag ihnen England zu Füßen: 1993 brachten Suede ihr gleichnamiges Debüt-Album heraus, ein kantiges Werk mit Brett Andersons immer leicht exaltiert bis zickig wirkendem Gesang und Bernard Butlers erdiger, gleichzeitig filigraner Gitarrenarbeit: die aufregendste musikalische Ehe seit Morrissey und Johnny Marr von The Smiths - und noch kurzlebiger. Nach Ego-Rangeleien folgte das Übliche - Band-Kollaps und Solo-Alben, deren mäßiger Erfolg eine Wiederbelebung der alten Band sehr verlockend machte: Anderson legt nun (ohne Butler) mit "Bloodsports" das erste Suede-Studioalbum seit 2002 vor. Nach wie vor gelingen ihm mal melodramatisch überhitzte, mal intim zurückgenommene, mal hymnisch aufblühende Momente. Doch der Ungestüm alter Zeiten ist dahin, eine glättende Routine ist spürbar - und hörbar ist, dass Anderson sich ein paar alte Alben von U2 und Simple Minds angehört hat und Gefallen an deren Stadionrock-Refrains gefunden hat. Das ist ernüchternd, aber alte Fans wird das Album wohl nicht enttäuschen, genug schrillen Charme hat das Ganze noch. Nur weniger als früher. tok

Suede: Bloodsports (Warner).

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