Sportarten Sportarten im Rampenlicht - Was steckt hinter dem Geheimnis plötzlicher Popularität?

Welche Sportart als Randsportart gilt, ist in den Ländern der Welt höchst unterschiedlich: So regieren in den USA Baseball, Basketball, Eishockey und Football, während Fußball (amerikanisch Soccer) nur eine Randnotiz darstellt, in Deutschland ist es genau umgekehrt.

 Fans at the big football stadium

Fans at the big football stadium

Foto: www.fotolia.com ©Andrey Burmakin #89401817

Die Sportlandschaft in Deutschland ist in den letzten Jahren deutlich expandiert. König Fußball regiert zwar immer noch, aber das deutsche Publikum hat Geschmack an vielen Sportarten gefunden, die vormals eher ein Nischendasein fristeten. Ein Porträt der wichtigsten Sportarten, die erst langsam den Weg in das mediale Interesse finden.

Welche Nischensportarten liegen aktuell im Trend?

Die Liste der Sportarten, die inzwischen im Fernsehen zu sehen sind, geht längst über Fußball und Handball hinaus. Angefangen hat der Nischensport mit Snooker, es folgten Poker und Darts, inzwischen sind auch Drohnen-Rennen und eSports im Fernsehen angekommen.

American FootballDas Ziel des Spiels ist es Raum zu gewinnen, weshalb das Erreichen des Feldendes mit Punkten belohnt wird. In einer Spielzeit von 4x15 min versuchen die Spieler dabei möglichst viele Punkte zu erzielen. Für Laien sind die Spielzüge und Regeln meist kompliziert, in den USA kennt sie jedes Kind. Erst seit 1999 gibt es alle vier Jahre Weltmeisterschaften, bei denen sich zunächst Japan durchsetzen, nun aber die USA die mit einem College-Team antraten, federführend sind. In Deutschland ist die German Football League die höchste Liga. Sie unterteilt sich in eine Nord - und eine Süd-Division unterteilt. Darunter gibt es Football im Breitensport auf Länderebene bis zur sechsten oder gar siebten Liga. Der amtierende Meister kommt aus Braunschweig.

Für den Erfolg des American Football im deutschen Fernsehen ist vor allem der Sender ProSieben Maxx verantwortlich, der rund 50 Spiele der amerikanischen Superliga NFL binnen 22 Wochen ausstrahlt . Weit mehr als eine Mio. Menschen schauen sich den Superbowl inzwischen im Fernsehen an, Tendenz stark steigend.

BaseballWie auch der American Football ist Baseball ein traditionell US-amerikanischer Sport. Die Major League Baseball erzielt jährliche Umsätze von über neun Mrd. USD. Im Wesentlichen geht es darum, dass ein Pitcher einen Ball wirft, den ein Angreifer treffen und schlagen muss. Bis der Ball von den Verteidigern zum Laufmal transportiert wurde, kann der Angreifer die einzelnen Male ablaufen. Dabei gibt es keine festgelegte Spieldauer, sondern nur eine bestimmte Zahl von Spielabschnitten - die so lange fortgesetzt werden, bis ein Sieger feststeht.

Neben den USA ist Baseball in vielen anderen Staaten wie Mexiko, Kuba, der Dominikanischen Republik, Venezuela, Puerto Rico, Japan, Republik Korea (Südkorea), Philippinen und Taiwan eine Art Nationalsport und auch die Niederlande und Italien haben eine Tradition professioneller Ligen, die bis 1922 bzw. 1948 zurückreicht. Rund 250 Mio. Menschen spielen weltweit Baseball.

Auch in Deutschland gibt es eine 1. und 2. jeweils zweigeteilte Bundesliga, Damen spielen mit dem Softball eine Variante des Baseballs. Die Mitgliederzahlen sind zwar seit 2004 rückläufig und es mangelt an festen Mitgliederstrukturen in den Vereinen, die Qualität der Mannschaften steigt jedoch weiter an.


Basketball Basketball ist die dritte typisch amerikanische Sportart. Zwei gegnerische Mannschaften versuchen, jeweils den Korb des Gegners zu treffen, wobei die Punktvergabe abhängig von der Wurfposition erfolgt. Nachdem die Sportart bereits seit 1936 olympisch ist, genießt sie in einigen Ländern einen hohen Stellenwert, laut des Weltbasketballverbandes FIBA spielen weltweit ca. 450 Mio. Menschen Basketball, die erfolgreichsten unter ihnen zählen zu den bestbezahlten Profisportlern überhaupt.

In Deutschland führt der Deutsche Basketball Bund den Basketballsport an, darunter gibt es Landesverbände.

Im deutschen Digitalfernsehen sind die Einschaltquoten für Basketball verschwindend gering und liegen bei Marktanteilen um die 0,5 Prozent. Die Telekom bietet einen Streamingservice für Spiele aus der Basketball Bundesliga (BBL), der für Entertain-Kunden sogar kostenfrei ist. Der Service überträgt alle Spiele der BBL und auch ausgewählte Spiele der amerikanischen Profiliga NBA. Auch in dieser Domäne fühlt sich der Sender Pro Sieben Maxx heimisch und überträgt immerhin die Spiele des EuroCups .

PokerWeltweit liegt die Anzahl der Pokerspieler bei über 44 Millionen, Tendenz weiter steigend. Etwa die Hälfte davon spielt um Geld. Dabei stammt der Großteil der aktiven Spieler aus den USA, doch liegt Deutschland auf Platz 2 weltweit (vor Frankreich und Russland)

Mehr als eine Viertelmillion Menschen spielt in Deutschland online, die Gründe dafür sind vielfältig. Entsprechend ist es kaum verwunderlich, dass Poker es als erste Nischensportart ins Fernsehen schaffte.

Das beliebte Spiel, bei dem ein Quäntchen Glück entscheidend ist, bei dem aber vor allem die Spieler mit den besten psychologischen Kompetenzen gewinnen, die sowohl das Spielverhalten ihrer Gegner einzuschätzen vermögen, als auch selbst begabt dabei sind, das berühmte Pokerface aufzusetzen.

In Deutschland gehört Poker rechtlich eher zu den Glücksspielen als zu den Sportarten. Gespielt wird in Casinos oder online; im Gegensatz zu den USA ist es nicht erlaubt, öffentliche Räume für das Spielen ohne eine Glücksspiellizenz zur Verfügung zu stellen.

Beliebt ist im Fernsehen vor allem die Variante des Texas Hold‘Em, die auch für Anfänger leicht verständlich und leicht zu erlernen ist. Vor allem Sport1 überträgt Pokerturniere, Pro7 nutzt die Popularität des Spiels immer wieder für Unterhaltungsformate.

FutsalFutsal ist die definitiv schnellste Variante des Fußballs. In der Halle brillieren Ballkünstler mit zahlreichen Tricks und Torschüssen im Minutentakt. Kaum hat sich vor weniger als einem Jahr eine Nationalmannschaft in Deutschland gegründet, fand das erste Länderspiel statt. Damit ist Deutschland ein echter Spätzünder - bis auf wenige Ausnahmen haben alle UEFA-Nationen bereits eigene Mannschaften.

Der Zuschauer kommt dabei einiges geboten: Der Ball ist kleiner als ein klassischer Fußball und weniger springfreudig, die Seitenbanden gibt es nicht, die Spielzeit beträgt 2x20 Minuten. In dieser kurzen Zeit, die bei jeder Unterbrechung gestoppt wird, jagen vier Feldspieler und ein Torwart möglichst vielen Toren nach. Und auch die Spieler lernen einiges: Experten wie Hans Flick messen dem Futsal bei der Entwicklung technischer Fähigkeiten von Fußball-Profis eine große Bedeutung zu.

Merkwürdig eigentlich also, dass Futsal in Deutschland noch immer ein Nischensport ist, während in Brasilien oder Spanien Zehntausende zu den Spielen pilgern und die Spieler Gehälter im fünfstelligen Bereich erhalten. Gerade einmal das Länderspiel im Oktober übertrug Sport1 live, ansonsten fehlt dem Sport bislang die Lobby in Deutschland.

DartsDarts gehören in Großbritannien und den Niederlanden definitiv zu den Profisportarten. Nachdem das Spiel seit 1908 offiziell ein Geschicklichkeitsspiel ist, durfte es fortan in englischen Pubs gespielt werden. Im Profibereich gibt es in Deutschland weniger Möglichkeiten als im Amateurbereich. Gespielt werden hier in den DSAB-Ligen

· C-Liga 301 Single Out

· B-Liga 301 Master Out (Double ODER Triple um das Leg zu beenden)

· A-Liga und höher 501 Double Out

Viele Städte sind jedoch nicht in die Liga eingebunden, sondern haben eine wilde oder Freie Liga.

Sportler sind in der Professional Darts Cooperation organisiert und bestreiten Turniere, die mit ihren Einlaufhymen inszeniert sind wie Boxkämpfe. In Deutschland hingegen nimmt die Beliebtheit erst langsam weiter zu und sorgt inzwischen für gute Quoten: 50.000 Zuschauer verfolgten die Spiele der WM, das Finale sahen ganze 1,24 Millionen Zuschauer. Im Vorjahr lagen die Zahlen mit 1,36 Mio. sogar noch etwas darüber.

Wer von einer Profi-Karriere als Dartspieler träumt und auch mal die 400.000 Euro Siegprämie erspielen möchte, sollte sein Glück jedoch noch lieber im Ausland versuchen .

BowlingBowling ist die amerikanische Variante des Kegelns und definitiv kein Kneipensport. Um die 10 Pins gleich beim ersten Wurf so zu treffen, dass alle umfallen, bedarf es nicht nur einer guten Strategie, sondern auch viel Übung.

Bowling gibt es bereits seit 1929 in Deutschland, bereits seit Jahrzehnten sind Einzelmeisterschaften und der Ligabetrieb verbreitet. Mit Fritz Blum gewann im Jahr 1968 erstmals ein Europäer einen Bowling World Cup. Der 17-fache deutsche Meister und 38-fache Nationalspieler starb 2014. Erfolgreich waren auch Horst Comes und Utz Dehler mit 15 bzw. 20 deutschen Meistertiteln.

Deutschland hat seinen Bundesleistungsstützpunkt in der Kleinstadt Premnitz errichtet, nachdem der ortsansässige TSV bereits 40 Medaillen von Welt- und Europameisterschaften mit nach Hause nehmen konnte. Die Mannschaft hat bereits die Spitzenteams aus den USA und Japan im Visier, falls die Sportart 2024 olympisch wird - spätestens dann sind Fernsehübertragungen gewiss.

E-SportsSeit einigen Jahren ist der E-Sport mehr als nur ein Nischenmarkt. Wer in Deutschland jedoch nichts mit Computer- und Videospielen am Hut hat, ist sich dessen kaum bewusst. Längst gibt es nationale und internationale Ligen für Spiele wie League of Legends, Dota 2, Counter-Strike:GO, Heroes of the Storm, Hearthstone und StarCraft II, in denen die Spieler gegeneinander antreten. In jährlichen Großveranstaltungen, die Weltmeisterschaften gleichkommen, spielen die Gamer um Preisgelder in Millionenhöhe - gleichzeitig werden die jungen Stars auf Facebook und Co. verehrt wie Götter.

In Südkorea und den USA, den Hochburgen des E-Sports werden die Events, zu denen regelmäßig auch Tausende pilgern, um vor Ort live an den Battles dabei zu sein, zur Prime Time im Fernsehen übertragen. In Deutschland hat Sport1 den Trend mit einer eigenen Rubrik inzwischen aufgegriffen - wer weiß, vielleicht kann man auch hierzulande bald dabei von der Couch aus dabei zuschauen, ohne sich in Livestreams einwählen zu müssen.

Rugby

Rugby ist eine Mannschaftssportart, aus der später auch das amerikanische Football hervorging. Im Gegensatz dazu wird Rugby jedoch ohne Vollschutz gespielt und legt mehr Wert auf das - streng nach Regeln ablaufende - Kräftemessen der Mannschaften. Das Spiel ist insbesondere in den Ländern des British Commonwealth populär, führend sind weltweit Neuseeland, Australien, Südafrika und Argentinien, Frankreich, England, Wales, Irland, Schottland und Italien. Darüber hinaus ist Rugby in Fidschi, Samoa und Tonga Nationalsport und auch Japan, die USA, Rumänien, Namibia, Kanada, Georgien und Spanien nehmen regelmäßig an der WM teil.

Nur selten ist Rugby im deutschen Free TV zu sehen. Eine Ausnahme war die WM 2015, die von Eurosport live übertragen wurde. Der unerwartete Sieg des Underdogs Japan gegen die Mitfavoriten Südafrika begeisterte zahlreiche Zuschauer.

TriathlonTriathlon ist ein Mehrkampf aus den Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen, die unmittelbar nacheinander in dieser Reihenfolge absolviert werden. Das Ziel des Sports ist, eine Strecke in einem möglichst kurzen Zeitraum mit unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln zurückzulegen.

Aufgrund der Tatsache, dass Triathlon dem natürlichen Bewegungsbedürfnis entgegenkommt und es kaum einer Ausrüstung zur Durchführung des Sports bedarf, erfreut sich das Training großer Beliebtheit unabhängig der Altersstufe. Einen besonderen Reiz macht der Wettkampf aufgrund des körperlichen Anspruchs aus, der bis an die Belastungsgrenze reicht. Durch immer weiter steigende Preisgelder - 2015 waren beim Ironman Hawaii 650.000 USD zu holen - steigender Beliebtheit. Rund 250.000 Starter nahmen im Jahr 2014 an deutschen Wettbewerben teil.

Eine Sonderform des Triathlons ist der Iron Man, der mit 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Laufen mehr als vier Mal so lang wie ein klassischer Triathlon-Wettkampf ist, dessen olympische Distanz 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen beträgt.

WrestlingBeim Wrestling geht es um Schaukampf. Die Sieger stehen vor Kampfbeginn bereits fest, das Ziel ist die optimale Unterhaltung der Zuschauer. Dabei werden zum einen Charaktere und Images der Sportler inszeniert, zum anderen hat jeder Kampf einen Spannungsbogen mit Wendungen.

In den USA erfreut sich Wrestling seit den Achtzigerjahren einer großen Beliebtheit, Hulk Hogan wurde zum weltweiten Aushängeschild stilisiert. Mit der Wrestlemania konzentrierte sich der Sport seit 1985 auf einen Tag in der Woche, in den Neunzigerjahren bekam die WWF durch eine zweite Liga (WCW) Konkurrenz, was zu weiteren konkurrierenden Auseinandersetzungen führte.

Wrestling ist im Wesentlichen ein Produkt, das geschickt vermarktet wird - so erzielt World Wrestling Entertainment beachtliche Umsätze von 400 Mio. USD, Wrestler ergattern immer wieder Rollen in Kinofilmen (Dwayne Johnson, John Cena oder Hulk Hogan) oder sind musikalisch erfolgreich. Für größeres Aufsehen in der deutschen Öffentlichkeit sorgte unlängst der ehemalige Fußballnationaltorwart Tim Wiese. Er trat am 3.11.2016 unter dem Künstlernamen "The Machine" in München erfolgreich seinen ersten Profikampf an .

UFCUltimate Fighting Championship ist eine amerikanische Mixed-Martial-Arts-Organisation. Seit 1993 führt UFC Veranstaltungen durch, erstmals ins Fernsehen kamen die Kämpfe 1997 auf Fox Sports Net. Bei den Events treten verschiedene Kampfsportarten in unterschiedlichen Gewichtsklassen gegeneinander an, was zu brutalen Kämpfen führte - und damit einem Umzug der meisten Kämpfer aus Deutschland in das europäische Ausland. Zwischenzeitlich sind einige Regeln eingeführt worden, es gab im Jahr einen Kampf in Köln, 2010 in Oberhausen und 2016 in Hamburg, dennoch bleibt die Fernsehübertragung hierzulande verboten.

Der Ire Conor McGregor - Ultimate Fighting Champion - begeistert das Publikum im Internet. Auf Instagram präsentiert sich der Lebemann am liebsten oberkörperfrei, zeigt seine neusten Autos und die letzten Partyfotos. Die Stilikone, die sich nicht selten im maßgeschneiderten Dreiteiler mit Krawatte und Einstecktuch zeigt, beherrscht Selbstvermarktung wie kaum ein zweiter Sportler. Seine Kritik an der Vermarktungsmaschinerie von Sportlern macht ihn noch größer.

Warum sind Nischensportarten so attraktiv?

Am Rande von Olympiaden treten für einen kurzen Moment immer wieder Sportarten in die Öffentlichkeit, für die sich sonst kaum jemand interessiert. So schafft es dann Beachvolleyball ins Fernsehen, einige Menschen fiebern mit, und wenn die Damen auch noch eine Medaille mit zurückbringen und die sportliche Sensation schaffen, berichten auch die großen Zeitungen darüber. Es entsteht ein Hype - der meist genauso schnell wieder vorbei ist wie er gekommen ist.

Was erfolgreich ist und was nicht, liegt vor allem in der Hand von Marketingentscheidern, Werbern, Vermarktern, der Politik und jeder Menge Funktionäre. Denn nur Sportarten, die gefördert werden, die Nachwuchszentren haben und bei denen sich Sportler dauerhaft auf den Sport konzentrieren können, sind erfolgreich.

Was den Erfolg einer Nischensportart begünstigt ist allerdings auch das Charisma der jeweiligen Akteure. American Football erlebt derzeit auch einen Boom, da das Team von Ran den Sport volksnah, emotional und vor allem authentisch rüberbringt und sich mit keiner konventionellen Sportübertragung im deutschen Fernsehen vergleichen lässt. Stellenweise verlaufen die Sendungen so chaotisch, dass die Sendeleitung in den Betrieb eingreifen muss. Neben der Emotionsmaschine Frank Buschmann hat hier vor allem der Experte Patrick Esume einen großen Anteil. Er verfügt als ehemaliger Spieler und derzeitiger Coach über ein fundiertes Fachwissen, kann dieses aber in einem so komplexen Sport wie Football aber auch allgemeinverständlich weitergeben.

Auch in anderen Sportarten sind charismatische Personen unverzichtbar. Der Erfolg von Darts wäre ohne Phil "The Power" Taylor, Michael "Mighty Mike" van Gerwen oder Gary "The Flying Scotsman" Anderson undenkbar. Korpulente Männer, die zu stampfenden EuroDance-Bässen durch ein bierseliges Publikum stolzieren und kleine Pfeile auf nicht viel größere Ziele platzieren, und das ganze wird auch noch Sport genannt? Hier ist der Erfolg bei einer erlebnisorientierten Zuschauermenge vorprogrammiert.

Ähnlich, bisweilen aber ruhiger und gelassener, verhält es sich beim Pokern. Hier sind es regelrechte Psychokriege, die für die Zuschauer besonders interessant sind. Es ist durchaus schon als faszinierende Sozialkompetenz zu betrachten, wenn es ein extrovertierter Spieler wie Daniel Negreanu scheinbar beiläufig durch Small Talk schafft , dem Gegenüber wertvolle Informationen zu entlocken oder wenn der ehemalige Börsenmakler Erik Seide messerscharf analysiert und sehr geduldig agiert. Schlussendlich gibt es auch regelrecht aggressive Spieler, wie Phil Hellmuth, die ihre Gegner sogar regelmäßig ausrasten, um ihre Gegner aus dem Konzept zu bringen.

Wie werden die Sportarten vermarktet?

Lange Zeit fristeten viele Nischensportarten ein Dasein abseits des Fernsehens. Wettbewerbe fanden fast gänzlich unter Publikumsausschluss statt, das Sponsoring verlief schleppend. Den Anfang der Übertragung von Nischensport machte dann einst Eurosport mit dem Snooker, Sport1 folgte mit der Ausstrahlung von Poker und der Dart-WM. ProSieben Maxx erzielt inzwischen sonntags erhebliche Marktanteile mit der Übertragung von American Football - bis zu 320.000 Menschen schauen hier zu. Damit ist American Football beliebter als Handball, Basketball und Eishockey.

Mit dem Internet kam die erste Wende: Hier findet jede noch so kleine Randsportart eine Plattform, zumindest die eingefleischten Fans konnten sich so regelmäßig informieren. Inzwischen gibt es Geschäftsmodelle wie zuletzt den kostenpflichtigen Livestream der Schach-WM, die spannender als jeder Tatort inszeniert sind - Multi-Kamera-Ansicht, 360-Grad-Übersicht und Virtual-Reality-Material inklusive.

Noch bahnbrechender ist jedoch das digitale Fernsehen. Jeder Sportsender hat nunmehr nicht mehr einen Kanal, sondern gleich mehrere - auf denen dann Sportarten ausgestrahlt werden, die im Hauptsender keinen Platz finden. So plant ProsiebenMaxx die Übertragung von Drohnen-Wettfliegen, Sport1 versuchte sich neulich im Futsal.

Internet-Streaming hat schon lange die Sportwelt erreicht. Dank exklusiven Anbietern wie DAZN ist es möglich, selbst auf dem Smartphone seinen Lieblingssport zu verfolgen.

Internet-Streaming auf AbrufDer neuste Trend: Nachdem Filme und Serien große Streamingportale hervorbrachten, gibt es mit DAZN (sprich "da zone") nun einen Internet-Kanal, der das Erfolgsmodell auf den Sport übertragen hat. Am 10. August in Deutschland als Abomodell gestartet, erzielte Dazn erste Erfolge durch die Premier League - und konnte so direkt zum Einstieg Sky ausbooten. Neben dem allseits beliebten Fußball hat der Kanal jedoch auch weitere Sportarten im Angebot - unter anderem American Football, Darts, Rugby, Pferderennen und - Achtung - Sportfischen. So lange DAZN nicht die Rechte für die Bundesliga-Übertragung innehat, dürften die Expansionschancen begrenzt sein - was sich bei der nächsten Vergaberunde jedoch ändern könnte, steckt hinter dem Kanal mit der Perform Group ein Unternehmen des US-Milliardärs Len Blavatnik, das mit einem bedeutenden finanziellen Spielraum durchaus mitbieten könnte.

Und auch andere Anbieter widmen sich den vielfach vernachlässigten Sportarten. So hat der Deutsche Olympische Sportbund den Online-Kanal sportdeutschland.tv im Jahr 2014 ins Leben gerufen. Mit Erfolg: Schon kurz danach konnte der Geschäftsführer fünf Mio. User und neun Mio. Klicks ausmachen. Rund 50 Sportarten sind hier als Livestream oder als Video-on-Demand verfügbar. Und auch das Internationale Olympische Komitee seht mit einer eigenen Version eines Online-Kanals in den Startlöchern.

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