Baiersbronn Eine Gemeinde im Rausch der Sterne

BAIERSBRONN · Der Ort Baiersbronn im Nordschwarzwald ist weit über die Grenzen der Region für seine Spitzengastronomie bekannt.

 Auf den ersten Blick ist die Gemeinde Baiersbronn nur einer von vielen pittoresken Orten im Schwarzwald. Hinter der ländlichen Fassade verbirgt sich jedoch ein Paradies für Feinschmecker.

Auf den ersten Blick ist die Gemeinde Baiersbronn nur einer von vielen pittoresken Orten im Schwarzwald. Hinter der ländlichen Fassade verbirgt sich jedoch ein Paradies für Feinschmecker.

Foto: Baiersbronn Touristik/Ulrike Klumpp

Hier kennt man sich, hier grüßt man sich. Ein kurzes Nicken. „Grüß Gott.“ So weit, so gewöhnlich auf dem Land. Aber Baiersbronn ist alles andere als das. Die 15 000-Einwohner-Gemeinde hat sich vor allem durch ihre Spitzengastronomie deutschlandweit einen Namen gemacht – ganze acht Michelin-Sterne strahlten lange Zeit über der Feinschmecker-Hochburg im Nordschwarzwald.

Wegen eines verheerenden Brands im Stammhaus der „Traube Tonbach“ im Januar dieses Jahres leuchtet der Sternenhimmel derzeit nur halb so hell. Das renommierte Hotel verlor durch das aus ungeklärter Ursache ausgebrochene Feuer gleich zwei vom Hotel- und Restaurantführer Michelin ausgezeichnete Restaurants: neben der mit drei Sternen dekorierten Schwarzwaldstube brannte auch die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Köhlerstube bis auf die Grundmauern nieder. Und auch wenn mittlerweile beide Gourmettempel ihren Betrieb in provisorischen Räumlichkeiten wieder aufnehmen konnten, sind sie im aktuellen Guide Michelin nicht vertreten.

Um den Ruf als deutsche Gourmet-Gemeinde muss Baiersbronn deswegen nicht bangen. Schließlich bleiben der Gemeinde das Drei-Sterne-Restaurant Bareiss sowie das Restaurant Schlossberg, das von den Testern des „Guide Michelin“ mit einem Stern bewertet wurde, als Aushängeschild.

Wer mit der gehobenen Küche nichts anfangen kann und lieber zünftig speist, kommt in Baiersbronn ebenfalls auf seine Kosten. Besonders deftig geht’s in den urigen Hütten zu, von denen es in der Gemeinde gleich mehrere gibt: so werden beispielsweise in der Wanderhütte Sattelei Sülze vom Weiderind und Schwäbische Schäufele serviert, in der Blockhütte Brotzeit mit Schwarzwälder Schinken und Kaiserschmarrn und die Panorama-Hütte wirbt mit ihrem „legendären Genießerteller“, der aus verschiedenen schwäbischen Spezialitäten wie Maultaschen, Fleischküchle und Wurstsalat besteht. Nicht ganz so kalorienreich aber ebenso lecker sind die Fischgerichte im Forellenhof Buhlbach.

Die Gemeinde, die mitten im 2014 gegründeten Nationalpark Schwarzwald liegt, zieht aber nicht nur Schleckermäuler, sondern auch Wanderfreunde an. So ist etwa der Baiersbronner Sankenbachsteig bei Besuchern sehr beliebt. Die 14 Kilometer lange Wanderstrecke führt auf größtenteils naturbelassenen Pfaden unter anderem am Sankenbachsee, dem Sankenbachwasserfall und der ganzjährig bewirteten Glasmännlehütte vorbei. Früher konnte man die Hütte vom Tal aus mit einer Sesselbahn erreichen – seit knapp zwei Jahren gibt es die aber nicht mehr. Wer einkehren will, muss seitdem etwas dafür tun. Umso besser schmeckt dann aber die in der Hütte servierte Hausmannskost und umso mehr können die Wanderer den Ausblick aus 777 Metern Höhe genießen.

Fällt die Wahl auf den Baiersbronner Satteleisteig, kommen Besucher sogar mehrfach in den Genuss eines schönen Ausblicks. Zunächst führt die knapp zwölf Kilometer lange Strecke zum Aussichtspunkt am Petermännle, von wo aus das Tonbachtal und speziell das sich im Umbau befindende Luxushotel Traube Tonbach zu sehen ist. Später leitet der Weg die Wanderer über den Rinkenwall zum Rinkenturm. Wer noch genug Kraft in den Beinen hat, um die Treppen zur Aussichtsplattform hochzusteigen, kann den Blick über Klosterreichenbach und Baiersbronn-Dorf schweifen lassen.

Nach solch einer anstrengenden Wanderung haben sich die tapferen Bergsteiger einen Sprung ins kalte Wasser mehr als verdient. Das schöne Naturbad Mitteltal ist wegen der Corona-Pandemie zurzeit noch nicht wieder für Nicht-Mitglieder geöffnet; das charmante Freibad in Schönmünzach an der Murg oder das Freibad in Klosterreichenbach sind aber gute Alternativen. Erfrischt und erholt ist es dann an der Zeit, sich über Mitbringsel Gedanken zu machen. Was nicht lange dauern dürfte, denn nichts bietet sich im Schwarzwald mehr an, als den Daheimgebliebenen lokale Spezialitäten zu schenken. Ein Glas Waldhonig. Einen guten Obstler aus der Region. Oder ein Stück Schwarzwälder Schinken.

 Reisekarte Baiersbronn

Reisekarte Baiersbronn

Foto: SZ/Steffen, Michael

Und zu Hause angekommen sollten die einzelnen Ausflugsziele unbedingt online bewertet werden. Mit mindestens vier Sternen. Diesbezüglich hat Baiersbronn in diesem Jahr schließlich großen Nachholbedarf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort