Stellenabbau bei Thyssen-Krupp

Homburg. Die Gewerkschaft IG Metall fürchtet bei Thyssen-Krupp-Gerlach einen massiven Stellenabbau. Das teilte die Gewerkschaft am Freitag nach einer Betriebsversammlung des Unternehmens in Homburg mit. Auf der Betriebsversammlung habe der Vorsitzende der Geschäftsführung von Thyssen-Krupp-Gerlach, Peter Klaus Kirner, von Personalanpassungen aufgrund der schlechten Auftragslage gesprochen

Homburg. Die Gewerkschaft IG Metall fürchtet bei Thyssen-Krupp-Gerlach einen massiven Stellenabbau. Das teilte die Gewerkschaft am Freitag nach einer Betriebsversammlung des Unternehmens in Homburg mit. Auf der Betriebsversammlung habe der Vorsitzende der Geschäftsführung von Thyssen-Krupp-Gerlach, Peter Klaus Kirner, von Personalanpassungen aufgrund der schlechten Auftragslage gesprochen. Weil die Nachfrage am Lkw-Markt stark eingebrochen sei, müsse das Unternehmen seine Kapazitäten anpassen, sagte Kirner nach Angaben der Gewerkschaft.Thyssen-Krupp-Gerlach fertigt geschmiedete Kurbelwellen, die vornehmlich in Dieselmotoren eingesetzt werden. Die stark auf Diesel-Technik basierende LKW-Produktion ist seit Jahresbeginn nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) um knapp 60 Prozent zurückgegangen. Eine Sprecherin von Thyssen-Krupp-Gerlach bestätigte, dass das Unternehmen einen Personalabbau plant und sich darüber in Gesprächen mit dem Betriebsrat befindet. Weiter bestätigte sie auch, dass von einem Abbau in einer Größenordnung von 350 Mitarbeitern die Rede ist. Von betriebsbedingten Kündigungen sei zwar nicht die Rede gewesen, sagte Ralf Reinstädtler (Foto: SZ), zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Homburg. Angesichts eines Wegfalls von 350 Arbeitsplätzen geht die Gewerkschaft von rund 250 betriebsbedingten Kündigungen aus. Entscheidungen gebe es allerdings noch nicht - am Dienstag wollen Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschaft weiter verhandeln.Die Forderungen des Betriebsrates sind dabei klar: Die Geschäftsführung solle bei einem notwendigen Personalabbau auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten und stattdessen auf Fluktuation und sozialverträgliche Lösungen setzen, sagte der Betriebsratsvorsitzende Bruno Fischer. Auch ging Fischer davon aus, dass das Unternehmen die Krise mit Kurzarbeit überstehen könnte: "Wir sehen bereits, dass die Konjunktur auch in unserer Branche wieder anspringt", so Fischer. Wenn die Nachfrage nach Lkw-Motoren aber wieder steige, sei Thyssen-Krupp-Gerlach als Weltmarktführer für geschmiedete Kurbelwellen sofort wieder gefragt. "Wir gehen davon aus, dass wir nach dem Mitarbeiterschwund des vergangenen Jahres schnell wieder ausgelastet wären", sagte Fischer. Im Werk Remscheid habe das Unternehmen bereits eine Produktion mit 148 Mitarbeitern geschlossen, auch in Homburg habe sich die Belegschaft innerhalb eines Jahres von 1080 auf rund 950 Mitarbeiter reduziert. Auch der saarländische Wirtschaftsminister Joachim Rippel (CDU) forderte das Unternehmen auf, die Kurzarbeit weiter zu nutzen: "Ich appelliere an die Konzernführung, die Krise mit der Belegschaft zu meistern", sagte der Minister. Er hoffe, dass Kündigungen und Arbeitsplatzabbau in größerem Umfang zu vermeiden sind. Die Gewerkschaft allerdings befürchtet, dass das Unternehmen die Krise nutzen will, um Mitarbeiter abzubauen und diese später durch Leiharbeiter zu ersetzen. Die Zahlen über die Struktur des geplanten Stellenabbaus würden dies nahelegen, sagte Reinstädtler.Meinung

Mehr Geduld angebracht

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger Wenn ein Unternehmen im Rahmen der Krise feststellt, dass es langfristig nicht wieder auf das alte Produktionsniveau zurückkehren kann, ist es mehr als legitim, auch über den Abbau von Arbeitsplätzen nachzudenken. Kurzarbeit kann nur als Überbrückungsmaßnahme dienen - nicht als Dauerlösung. Bei Thyssen-Krupp-Gerlach allerdings besteht die Hoffnung, dass bei einem Anziehen des Lkw-Marktes auch das Werk in Homburg wieder ausgelastet ist. Als Weltmarktführer liefert das Unternehmen den Großteil der Kurbelwellen für Dieselmotoren. Insofern ist der Homburger Hersteller der Idealfall für den Einsatz von Kurzarbeit. Laut Betriebsrat plant das Unternehmen mit dem pessimistischsten Szenario. Hier wären etwas mehr Optimismus und Geduld angebracht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort